Dehoim in Eisingen
Vom Winzerdorf zur modernen Wohngemeinde

Eisingen - zwischen Wald und Reben. | Foto: Gemeinde Eisingen
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  • Eisingen - zwischen Wald und Reben.
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EISINGEN (ch) Wenn die Rückschlüsse, die der Eisinger Heimatforscher Hermann Schönleber 2010 aus der neueren Forschung gezogen hat, zutreffen, dann dürfte Eisingen im Jahr 2030 Jubiläum feiern. Denn dann wären 1200 Jahre vergangen seit seiner ersten, um das Jahr 830 vermuteten urkundlichen Erwähnung als „Ysingen“, möglicherweise nach einem fränkischen Ortsgründer namens Yso.

Leiden und Rebellieren

Mehrmals wechselten sich geistliche und weltliche Dorfbesitzer ab, bis der Ort 1507 ganz ins Eigentum der Markgrafen von Baden überging. Gegen die Ausbeutung durch den Adel sollen auch Eisinger im Bauernkrieg von 1525 rebelliert haben. Besonders gelitten haben die Dorfbewohner unter den vielen Kriegen vom 17. bis 19. Jahrhundert, weil ihr Ort Durchmarschgebiet aller Armeen war. Den Leiden infolge Krieg, Abgabenlast und Missernten versuchten manche seit dem 18. Jahrhundert durch Auswanderung in die USA zu entfliehen, während sich bei anderen der angestaute Unmut in Widerstand, zum Beispiel gegen neue Steuern oder in Sympathien oder gar eine Beteiligung an der demokratischen badischen Revolution von 1848/49 entlud.

Weinbauern und „Goldschmiedsbäuerlen“

Neben Ackerbau und Viehzucht widmeten sich die Eisinger von alters her dem Weinbau, was auch am Ortswappen, einem Rebmesser unter einer Pflugschar, ablesbar ist. Seit Ende des 19. Jahrhunderts fanden Eisinger Handwerker und Kleinbauern eine einträglichere Arbeit in der aufblühenden Pforzheimer Schmuckindustrie. Sie wurden zu „Goldschmiedsbäuerlen“, die tagsüber in die Industrie pendelten und am Feierabend ihren Hof bestellten.

Zukunftsweisende Freundschaften

Hatten im Ersten Weltkrieg noch 39 Eisinger Soldaten ihr Leben verloren, waren es im Zweiten Weltkrieg mit 93 Gefallenen mehr als doppelt so viele. Während des Kriegs mussten ukrainische, polnische und russische, ab 1943 auch französische Zwangsarbeiter die an die Front beorderten einheimischen Arbeitskräfte ersetzen. Wobei sich einige Eisinger Familien über das Verbot der Nazi-Diktatur hinwegsetzten und sich mit französischen Kriegsgefangenen anfreundeten, wie Hermann Schönleber herausgefunden hat. Manche dieser Freundschaften haben den Krieg überdauert.

Wahrung der Selbstständigkeit

Kriegsende und Nachkriegszeit brachten mit der Einquartierung von Evakuierten, vor allem aus dem zerstörten Pforzheim, und Vertriebenen aus den verlorenen Ostgebieten neue Entbehrungen für die Einwohnerschaft. Die Integration der meist katholischen Zuwanderer in die überwiegend evangelische Gemeinde entwickelte sich jedoch zum Erfolgsmodell. Dem Hinauswachsen des Dorfs aus der Tallage an die sonnigen Hänge mit neuen Wohngebieten wie dem Waldpark und der damit verbundenen Infrastruktur verdankt Eisingen unter anderem die Wahrung seiner Selbstständigkeit.

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Eisingen - zwischen Wald und Reben. | Foto: Gemeinde Eisingen
Vom Hang der "Waldpark"-Siedlung hat man einen herrlichen Blick hinüber auf die andere Talseite, wo im Spätsommer und Herbst der Wein heranreift. Unten die Waldstraße. | Foto: ch
Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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