„Wälder sind Opfer, aber auch Teil der Lösung“
Welche Veränderungen kommen mit Klimawandel auf Wälder zu?

Im Frühjahr gut zu erkennen: Dürre Baumkronen und abgestorbene Äste deuten auf einen Wald im Stresszustand. | Foto: Enzkreis/Axel Albrecht
  • Im Frühjahr gut zu erkennen: Dürre Baumkronen und abgestorbene Äste deuten auf einen Wald im Stresszustand.
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Region (enz) Spätestens seit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verursacht der Mensch steigende CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. Das klimaschädliche Gas stammt dabei überwiegend aus fossilen Quellen wie Erdgas, Kohle oder Erdöl und führt zusammen mit anderen Treibhausgasen zur Erderwärmung. Neben dieser langsamen, schleichenden Änderung des Klimas bewirken die Treibhausgase aber auch eine Zunahme von extremen Wetter-Ereignissen: Sommerdürre, Hitzetage, Starkniederschläge und Stürme dürften in Zukunft deutlich zunehmen.

Bedeutung der Weltbevölkerung 

Das Klima der Zukunft wird unter bestimmten Annahmen abgeschätzt und in sogenannten Szenarien beschrieben. Zentrale Bedeutung hat dabei die Weltbevölkerung, also die Zahl der Menschen auf der Erde. „Und natürlich hängt die Entwicklung davon ab, wie sich unser Emissionsverhalten weiterentwickelt“, sagt Axel Albrecht, stellvertretender Forstamtsleiter im Enzkreis: „Schaffen wir zügig die Energiewende, und zwar weltweit, bis 2050?“ Dann, so Albrecht, könne der weltweite Temperaturanstieg möglicherweise auf 1,5 Grad begrenzt werden. Wenn nicht, könne der Anstieg 3 Grad erreichen oder gar übersteigen. „Derzeit emittieren wir leider eher auf dem höheren Niveau.“

Klimawandel in Maulbronn: 3,5 Grad Erhöhung der Durchschnittstemperatur bis 2100 erwartet

Albrecht beschreibt die drohenden Veränderungen in der Region am Beispiel Maulbronn: Bis zum Jahr 2100 erwarten aktuelle Klimaprojektionen dort eine um 3,5 Grad erhöhte Jahres-Durchschnittstemperatur von knapp 13 Grad. „Umgekehrt heißt das, dass die heute in Maulbronn herrschende Temperatur auf dem Feldberg erwartet werden kann und dort Ende des Jahrhunderts Weinbau statt Skifahren angesagt sein dürfte“, sagt Axel Albrecht unter Berufung auf Daten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg aus dem LoKlim-Projekt, an dem der Enzkreis beteiligt ist. Die Anzahl heißer Tage je Jahr steigt den Klimaabschätzungen zufolge von 7 auf 35. Die Dramatik der Änderungen ist für alle Gemeinden der Region ähnlich, obwohl sich die Ausgangswerte unterscheiden: Auch in der Schwarzwaldgemeinde Neuenbürg werden die Temperaturen den Projektionen zufolge durchschnittlich um 3,6 Grad steigen.

Auswirkungen auf den Wald

„Klimaänderungen gab es früher auch“, räumt der Forstexperte ein. „Aber die heute bereits erreichte CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat es in den letzten 800.000 Jahren nicht gegeben. Das zeigen Analysen von Eisbohrkernen.“ Soweit man heute wisse, seien Klimaänderungen auch noch nie so schnell verlaufen wie im heutigen menschgemachten Klimawandel. „Bäume und Wälder müssen sich darauf einstellen, dass die Temperatur innerhalb weniger Jahrzehnte erheblich steigen wird – so stark, dass ein Klima herrscht, wie wir es heute aus Südfrankreich kennen“, fasst Axel Albrecht zusammen. Parallel nehme die Verdunstung im Sommer zu – gerade dann, wenn die Bäume im Wachstum sind und viel Wasser benötigen. „Der sommerliche Dürrestress für den Wald nimmt damit erheblich zu“, so Albrecht.

„Wälder sind Opfer, aber auch Teil der Lösung“

Bäume und Wälder sind im menschengemachten Klimawandel in hohem Maß betroffen und zunehmenden Risiken ausgesetzt. Die Folgen sind erhöhte Mortalität von Einzelbäumen und Waldbeständen, aber auch Änderungen, meist Reduzierungen, beim Wachstum. „Die Wälder sind also zum einen Opfer, zum anderen aber auch ein Teil der Lösung“, wie der Forst-Experte erklärt: „Denn sie nehmen durch ihr Wachstum große Mengen des klimaschädlichen CO2 aus der Atmosphäre auf und binden es im Holz – ein wahres Geschenk der Natur.“

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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