TRD mobil
Mobilitätslösungen müssen in der nahen und mittelfristigen Zukunft punkten. Anderenfalls bleiben Innovationen ein Nischenprodukt.
(TRD/MID) Dem Auto gehört weiterhin die Zukunft und dabei spielt der Verbrennungsmotor nach wie vor eine bedeutende Rolle. Das steht jedenfalls in der Aral-Studie „Trends beim Autokauf 2019“. Für die repräsentative Studie wurden 1.001 deutsche Autofahrer (und darunter 300 angehende Neuwagenkäufer) befragt.
Kaum ein Thema in Deutschland ist derzeit so schlagzeilenträchtig wie das Auto, die Automobilindustrie und damit zusammenhängend die Frage nach der Mobilität der Zukunft, betont Dr. Peter Sauermann, Mitarbeiter der Aral-Forschung, anlässlich des Pressegesprächs zur Studie.
Grundsätzlich sei die Lust auf ein neues Auto groß, bei der Markenwahl bestehe ein hohes Eroberungspotenzial und das konjunkturelle Umfeld lasse – obwohl es sich angesichts der medialen Diskussion anders anfühlen mag – auf ein insgesamt freundliches Konsumklima schließen.
In den kommenden 18 Monaten deuten alle Indikatoren der Studie auf eine robuste Nachfrage hin. Die Untersuchungen zeigen jedoch auch, dass die Autofahrer in Deutschland durchaus an Trends interessiert und Neuerungen gegenüber aufgeschlossen sind. Deutlich wird aber auch, dass bei zentralen Entscheidungen wie beispielsweise bei der Antriebsart eher Unsicherheit herrscht.
Für die weiterhin bedeutende Rolle des Verbrennungsmotors sprechen nicht zuletzt die Bestandszahlen. Anfang 2019 waren in Deutschland etwas mehr als 47 Millionen Fahrzeuge zugelassen. Rund 31 Millionen werden von einem Benziner und etwas mehr als 15 Millionen von einem Dieselmotor angetrieben. Damit bleiben für alle anderen Antriebsvarianten noch eine Million übrig. Die Antriebsvarianten mit Autogas (395.592) und Erdgas (80.776) spielen zwar (noch) die Hauptrolle – aber mit insgesamt stagnierender bis rückläufiger Tendenz.
Die Zahl der reinen Elektroautos stieg zwar gegenüber dem Vorjahr deutlich um knapp 30.000, summiert sich aber erst auf jetzt 83.175 Fahrzeuge oder weniger als zwei Prozent. Die Anzahl der Hybridfahrzeuge stieg zwar um rund 105.000 auf insgesamt 341.411 Autos, darunter sind aber auch 66.997 Plug-in-Hybride, deren Akku für kürzere Fahrstrecken mit Netz-Strom aufgeladen werden kann.
Wenn 35 Prozent der Studienteilnehmer beabsichtigen, sich in den kommenden 18 Monaten einen Neu-, Jahres- oder Gebrauchtwagen zuzulegen, entspricht dies zwar einem Rückgang von sechs Prozentpunkten gegenüber 2017, im langfristigen Vergleich liegt das Kaufinteresse aber weithin über dem langjährigen Durchschnitt. Immer mehr potenzielle Autokäufer sehen sich in den günstigeren Segmenten um. Die Gewinner der aktuellen Erhebung sind Gebrauchtwagen, denn ihr Anteil verdoppelt sich von sechs auf zwölf Prozent und erreicht das höchste jemals ermittelte Niveau.
Bei den gewünschten Karosserieformen liegen Kombi, SUV bzw. Geländewagen und Limousine fast gleichauf. Den größten Sprung nach vorne in der Käufergunst machen Geländewagen, SUV und Crossover-Modelle (wie der Kia XCeed) mit 22 Prozent Kaufinteresse. Eine Renaissance auf niedrigem Niveau erlebt der Kleinwagen, der seinen Anteil innerhalb von zwei Jahren von sechs auf jetzt zwölf Prozent verdoppelte.
Bei der Antriebsart wollen sich 55 Prozent der angehenden Käufer ein Auto mit Ottomotor zulegen und nur noch zwölf Prozent wollen sich für einen Selbstzünder entscheiden. Damit belegt der Diesel nur noch den dritten Platz in der Favoritenliste, denn 17 Prozent der Kaufinteressenten interessieren sich für ein Hybridfahrzeug. Der reine Elektroantrieb wird von sieben Prozent der Befragten genannt.
Neue Systeme haben eben nicht deswegen eine Chance, weil sie „neu“ sind. Sie müssen den etablierten Systemen auf Augenhöhe begegnen oder gar besser sein. Grundsätzlich können sich zwar 55 Prozent der Studienteilnehmer vorstellen, beim nächsten Autokauf auf einen Stromer zu setzen – erwarten aber im Mittel eine Reichweite von 531 Kilometern, auf eine Ladedauer von 30 Minuten oder weniger und vor allem günstigere Preise.
Mobilitätslösungen müssen in der nahen und mittelfristigen Zukunft punkten. Anderenfalls bleiben Innovationen ein Nischenprodukt. Dieses Schicksal droht momentan nicht nur dem Thema „Car-Sharing“. Deutliche Zurückhaltung zeigt sich auch beim Thema autonomes Fahren: Obwohl immer mehr Fahrerassistenzsysteme im automobilen Alltag Einzug halten, können sich immer weniger Befragte vorstellen, das Lenkrad vollständig aus der Hand zu geben. Nur 18 Prozent der Befragten würden in einem selbstständig fahrenden Auto Platz nehmen.
Skeptiker, die nicht autonom fahren möchten, haben vor allem Sicherheitsbedenken: 35 Prozent befürchten eine wachsende Unfallgefahr. Geringes Vertrauen in die Technik äußerten 30 Prozent der Befragten und jeder Fünfte will die Kontrolle über das Fahrzeug nicht aus der Hand geben. Weitere neun Prozent wollen schließlich einfach gerne selbst fahren und sich an der automobilen Fortbewegung erfreuen.
Trendstudie: Für Verbrennungsmotoren sprechen die Bestandszahlen
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