Correctiv - Faktencheck der Woche
Artikel über finanzielle Forderung von Selenskyj an Deutschland existiert nicht
Durch eine Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA), dem rund 200 Verlage, darunter auch die Brettener Woche, mit einer wöchentlichen Auflage von rund 49 Millionen Zeitungen angehören, erscheint dort regelmäßig ein Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv. Die vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematische Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen.
Berlin (kn) „Selenskyj fordert monatliche Zahlungen in Höhe von 400 Euro von jedem Bundesbürger für die Kriegsbeteiligung der Ukraine im Russland-Konflikt“, so lautet angeblich die Überschrift eines Artikels vom 8. August, dessen Bild sich dutzendfach auf Facebook verbreitet. Weiter heißt es in dem vermeintlichen Artikel, das Geld solle genutzt werden, um die Kriegsmoral zu erhöhen und „die Russen aus dem Donbass zu verjagen“. Doch den Artikel gibt es nicht. Es handelt sich bei dem Bild um eine Fälschung, die auf einen Artikel der Berliner Zeitung vom 8. August zurückgeht. Das bestätigte uns die Berliner Zeitung auf unsere Anfrage. Man habe am 8. August nur den Artikel „Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen“ veröffentlicht. Der andere Beitrag sei eine Fälschung.
Screenshot ist Fälschung eines Artikels der Berliner Zeitung
Zunächst haben wir auf Google nach der Überschrift des angeblichen Artikels gesucht. Doch weder die Suche nach dem vollen Titel, noch nach einer verkürzten Version davon lieferten einen Treffer. Eine weitere Online-Suche liefert zudem keine Hinweise darauf, dass der ukrainische Präsident jemals gefordert hätte, dass sich Deutsche mit einer monatlichen Zahlung von 400 Euro an den Kosten des Russland-Ukraine-Kriegs beteiligen sollten.
Artikel hat einen anderen Titel
Eine Bilder-Rückwärtssuche nach dem Titelbild des Artikels führt jedoch zu mehreren Treffern, darunter einen Artikel der Berliner Zeitung vom 8. August, dem Datum des auf Facebook kursierenden Artikels. Der Artikel hat jedoch einen anderen Titel („Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen“) und einen anderen Teaser. Alle anderen Angaben sind gleich: Beispielsweise das Veröffentlichungsdatum und die Uhrzeit, zu der der Artikel erschien, die Bildquelle und die Bildunterschrift sowie der Schriftzug „Wir sind unabhängig und wollen es bleiben. Unterstützen Sie uns dabei?“.
Screenshot ist wohl Manipulation
Das alles spricht dafür, dass es sich bei dem Screenshot auf Facebook um eine Manipulation handelt. Hinzu kommt, dass sich auf der Webseite der Berliner Zeitung kein Artikel finden lässt, der denselben Titel hat, wie der auf Facebook. Auch im Internet Archiv findet sich kein Hinweis darauf, dass der echte Artikel der Berliner Zeitung ursprünglich unter einem anderen Titel veröffentlicht worden wäre. Dort ist er am 9. August zwischen 0.08 Uhr und 10.20 Uhr fünfmal archiviert worden, jedes mal unter dem Titel „Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen“.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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