Interview mit Heiko Genthner, Bürgermeister von Königsbach-Stein
"Es war eine anstrengende Zeit"

Heiko Genthner. privat

Königsbach-Stein (swiz) Vor rund zwei Monaten wurde Heiko Genthner als Bürgermeister von Königsbach-Stein wiedergewählt. Der Wahlkampf lief jedoch alles andere als reibungslos. Der amtierende Schultes beklagte unter anderem eine "vergiftete Atmosphäre". Im Gespräch mit Brettener Woche-Redaktionsleiter Christian Schweizer blickt Genthner auf diese Zeit zurück und spricht über seine künftigen Pläne für die Enzkreis-Gemeinde.

Herr Genthner, zu Anfang ein Rückblick auf den Wahlkampf, der nicht reibungslos lief. Sie sprachen von tiefen Gräben, gerade beim Thema „Hochwasserschutz“. Wie gehen Sie inzwischen damit um und denken Sie, Sie können die Bürger wieder untereinander und mit sich vereinen?
Ich habe direkt nach der Wahl die Hand zum Dialog ausgestreckt und dies ist auch weiterhin der Fall, denn ich denke, wir müssen in allen Themen zurück zu einem respektvollen Umgang und sachlichen Diskussionen kommen. Dennoch finde ich immer noch, dass der Stil, der von einigen in diesen Wahlkampf getragen wurde, nicht zu unserer Gemeinde passt. Es wurden, gerade beim Thema Hochwasser, viele Behauptungen aufgestellt, die schlichtweg nicht stimmen und die auch nicht wahrer werden, wenn man sie dauernd wiederholt. Dennoch und das ist auch eine Konsequenz aus den vielen Gesprächen, die ich während des Wahlkampfes mit den Bürgern geführt habe, will ich die Arbeit des Rathauses für die Menschen noch transparenter machen. Da können wir uns noch verbessern, denn die Bürger haben ein großes Informationsbedürfnis.

Wie haben Sie diesen Wahlkampf persönlich erlebt?
Der Wahlkampf war für mich eine sehr anstrengende Zeit, auch weil durch die Corona-Pandemie in der Verwaltung vieles zu organisieren war und ich vor Ort sein musste. Dennoch gab es keinen Tag an dem ich daran gedacht habe aufzugeben. Ich habe noch so viele Ideen für meine zweite Amtszeit, die ich umsetzen möchte.

Eines der Stichworte Ihres Wahlkampfes war der Bürgerhaushalt. Erklären Sie unseren Lesern doch, was es damit auf sich hat?
Mein Wunsch ist, dass alle Bürger die Projekte in unserem Haushalt auf eine gewisse Weise mitgestalten können. Dabei ist es mir wichtig, dass die Menschen aus Königsbach-Stein künftig dem Gemeinderat ihre Vorschläge unterbreiten. Der Rat wird diese dann bewerten und gegebenenfalls in den Haushaltsplan aufnehmen. Und die Bürger werden mit Sicherheit viele gute Ideen haben. Das habe ich schon bei der Bürgerbeteiligung zu unserem Gemeindeentwicklungskonzept erfahren dürfen.

Gerade der Haushalt der Kommunen leidet ja besonders stark unter der immer noch herrschenden Corona-Pandemie. Wie eng muss der Gürtel in Königsbach-Stein geschnallt werden?

Wir haben den großen Vorteil, dass wir unseren Haushalt erst kurz vor den Sommerferien verabschiedet haben. Dadurch konnte bei uns noch die Steuerschätzung vom Mai dieses Jahres eingearbeitet werden, in der die Corona-Folgen schon weitestgehend berücksichtigt sind. So konnten wir auch einen Nachtragshaushalt vermeiden. Das Gute ist: Wir werden in 2020 ohne eine Darlehensaufnahme auskommen und die Einnahmeausfälle aus unseren Rücklagen decken können. Für 2021 sieht das allerdings schon anders aus. Dann rechnen wir mit der Notwendigkeit von neuen Krediten. Allerdings habe ich von unseren hiesigen Unternehmen schon teilweise Signale der Erholung bekommen. Wichtig ist mir, dass wir als Gemeinde in diesen schweren Zeiten nicht auf der Invest-Bremse stehen, sondern antizyklisch agieren, auch um unsere Betriebe zu unterstützen.

Das heißt, es mussten keine Projekte aufgrund der Coronabedingten finanziellen Ausfälle gestrichen werden?

Nein, da wir sowieso zurückhaltend geplant haben, war dies nicht nötig.

Welche großen Projekte sind in Königsbach-Stein in den nächsten Monaten und Jahren geplant?

Ein großes Projekt ist mit Sicherheit der Neubau der Sporthalle der Heynlinschule, durch die wir die Rahmenbedingungen für den Schul- und Vereinssport deutlich verbessern werden. Dazu kommt die Sanierung des Innenbereichs in Königsbach, der mir sehr am Herzen liegt. Dort wurden von mir auch schon viele positive Gespräche mit Grundstückseigentümern und Hausbesitzern geführt. Zudem ist mir der weitere Ausbau des ÖPNV wichtig. Demnächst steht zum Beispiel die Evaluation der Fahrgastzahlen für die eingeführte Ausweitung der Buslinie über die Wagnerstraße an. Dort will ich erreichen, dass die Ausweitung dauerhaft erhalten bleibt. Zudem werde ich mich dafür einsetzen, dass die Pendlerverbindungen in die Großstädte Karlsruhe und Stuttgart verbessert werden.

Auch der Radverkehr ist ein wichtiges Thema in vielen Gemeinden. Wie ist das bei Ihnen?
Das gilt auch für Königsbach-Stein. Ich bin selber passionierter Radfahrer und habe deswegen einen guten Blick auf diesen Umstand. Was mir ganz besonders am Herzen liegt, ist die vollständige Herstellung eines Radwegs von Stein nach Wössingen. Da fehlen eigentlich nur noch ein paar hundert Meter Wegstrecke. Zudem muss die bestehende Strecke zwischen Königsbach und Wössingen besser ausgeschildert werden.

Königsbach-Stein hat ein reges Vereinsleben, das aber ebenso wie überall im Land, stark unter der Corona-Krise gelitten hat. Gibt es Ansätze von der Gemeinde, den Vereinen in dieser Zeit zu helfen?
Dieses Thema steht im Gemeinderat im Oktober auf der Agenda. Ich werde dem Rat vorschlagen, dass wir die Vereinsförderung verdoppeln. Aus meiner Sicht ist dies wichtig, um den Vereinen ein positives Signal zu setzen, dass diese mehr als verdient haben. Das Spektrum unserer Vereine deckt nahezu sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ab. Für die Beibehaltung dieser Leistung ist die Unterstützung der Gemeinde unerlässlich.

Ein wichtiges Standbein in finanzieller Hinsicht sind auch für die Gemeinde ihre Industrie- und Gewerbebetriebe. Doch auch bei Ihnen sind neue Gewerbeflächen rar. Wie gedenken Sie diesem Problem Herr zu werden?

Das ist richtig, auch in Königsbach-Stein haben wir kaum noch Entwicklungsflächen für unsere vielen Mittelständler. Für mich ist dabei vor allem das viel diskutierte „Laier“-Areal weiterhin im Fokus. Das Vorhaben hat der Gemeinderat 2018 zwar ausgesetzt, aber für mich ist das Gebiet unerlässlich für die Entwicklung des hiesigen Gewerbes. Dabei geht es wie gesagt, nicht unbedingt um die Gewinnung von neuen Firmen, sondern darum den Unternehmen vor Ort Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Denn wenn die Firmen diese Möglichkeiten in einer Gemeinde nicht mehr vorfinden, sind sie auch schnell abgewandert und damit auch viele Arbeitsplätze.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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