Artgerechte Tierhaltung – am Beispiel Schweine
Farm-Fenster – Die Landwirtschaft im Enzkreis

Seit 1995 führt Ulrich Hauser den landwirtschaftlichen Betrieb in Eisingen. | Foto: Enzkreis/Hans Hörl
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Eisingen (enz) Was macht die Landwirtschaft im Enzkreis aus? Wer prägt unsere Kulturlandschaft und produziert unsere Nahrungsmittel vor Ort? Die Artikelserie „Farm-Fenster" beleuchtet Aspekte der hiesigen Landwirtschaft und ihre Bedeutung für die Menschen in der Region. Der zwölfte Teil der Reihe widmet sich der Schweinehaltung.

"Gewinn wird zurzeit nicht erzielt"

Als derzeit „teures Hobby“ bezeichnet Ulrich Hauser aus Eisingen die Schweinemast. 2003 wurde der Stall mit 1.000 Mastplätzen errichtet. Mit etwa einem Drittel seiner jährlich 3.000 Arbeitsstunden sei der Mastschweine-Bereich sein aufwändigster Betriebszweig. „Er hat zwar den höchsten Umsatz, aber Gewinn wird zurzeit nicht erzielt“, bringt es der 1970 geborene Diplom-Agrar-Ingenieur und Maschinenschlosser auf den Punkt.
Den Betrieb hat Hauser 1995 von seinem Vater gepachtet, ehe er in sein Eigentum überging. Er ist einer von nur noch neun Schweinehaltern im Enzkreis mit mehr als fünfzig Tieren – 2008 waren es noch doppelt so viele. Wie es weitergeht? Sein Sohn lerne zwar Landwirt, doch sei nicht sicher, dass er den Betrieb eines Tages in seiner jetzigen Form übernehmen werde.

Schweinehaltung nach Vorgaben und mit festem Rhythmus

„Wir produzieren seit 2016 nach Vertrag mit besonderen Anforderungen“, erklärt der Agrar-Ingenieur: Mehr Platz für die Tiere, eine eingestreute Liegefläche, im Bewegungsbereich Spaltenboden und einen befestigten Auslauf. Alle Tiere sind deutscher Herkunft. „Diese Regeln kommen dem Bio-Standard sehr nahe und werden zweimal jährlich überprüft.“ Der Wechsel zu dieser Produktionsrichtung habe sich aus der schlechten Situation auf dem Schweinemarkt 2015/16 ergeben. Er erhalte seither wenigstens einen Mindestpreis, der in Abhängigkeit des Marktes steigen kann.
Alle drei Wochen kommt eine neue Lieferung vom stets gleichen Lieferanten auf Hausers Hof an. Etwa 30 Kilogramm wiegen die Tiere – und nehmen in den folgenden 100 bis 120 Tagen fast ein Kilogramm täglich zu. Nach 100 bis 120 Tagen, wenn es zum Schlachthof in Ulm geht, bringen sie rund 120 Kilogramm auf die Waage. Die gute Zunahme liege am Futter, ist sich Hauser sicher: Es besteht aus Getreide, Proteinkomponenten und Mineralstoffen. Die Fahrt zum Schlachthof dauert etwa zwei Stunden und bleibt damit deutlich unter der vorgeschriebenen Höchstdauer von vier Stunden.

Schweine genießen Abkühlung

Ulrich Hausers Schweinen geht es gut. „Früher traten zum Teil Atemwegserkrankungen auf; heute müssen nur noch vereinzelt Entzündungen am Schwanz behandelt werden“, sagt er. Und: „Die Schwänze der Tiere werden nicht kupiert; wir halten also ‚Langschwanzschweine‘. Die größte Herausforderung ist, das gegenseitige Beißen zu verhindern.“ Dazu nutzt der Agrar-Fachmann beispielsweise Beschäftigungsmaterial wie Papiersäcke, Ketten, Stöcke oder Holz. Morgens und abends wird kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Da spielt auch die Temperatur eine Rolle – bei mehr als 25 Grad wird eine Sprühanlage eingesetzt, die die Schweine mit Wasser abkühlt. „Die Tiere genießen das sehr – kein Wunder: Schweine können nicht schwitzen.“

Eigener Chef – mit allen Konsequenzen

Die Gülle lagert Hauser in einem eintausend Kubikmeter fassenden Behälter. Vorwiegend im Frühjahr wird sie von einem Lohnunternehmer ausgebracht -- Zeiten und Mengen sind dabei durch die Düngeverordnung eng begrenzt. „Die Gülle ist ein wichtiger Stickstoffdünger, gerade jetzt, wo die Preise für Düngemittel geradezu explodiert sind“, sagt Hauser, dessen landwirtschaftliche Nutzflächen allesamt bio-zertifiziert sind.
Trotz der angespannten Situation am Schweinemarkt, zunehmender Bürokratisierung und einer Flut an immer neuen Vorgaben und Gesetzen hält der Landwirt fest: „Freude macht die Arbeit in der Natur und die Tatsache, sein eigener Chef zu sein – mit allen Konsequenzen. Man muss sich im Klaren sein, dass man mit Achtstundentag und Fünftagewoche nicht zu Streich kommt.“ Ein paar Stunden bringt ein Minijobber ein, und der Sohn hilft mit, soweit er Zeit hat. Urlaub gönne man sich nicht mehr als eine Woche im Jahr.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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