Waldbegehung im Oberderdinger Stadtwald
Gemeinderat und Verwaltung erkunden Forstgebiet
Oberderdingen (red) Auf Einladung von Bürgermeister Thomas Nowitzki, Revierförster Michael Deschner und Forstbezirksleiterin Anne Klama vom Kreisforstamt des Landratsamtes Karlsruhe nahmen Mitglieder des Gemeinderates sowie Vertreter der Verwaltung an einer Waldbegehung teil. Treffpunkt war der Wanderparkplatz "Geißberg". Schwerpunkte des Spaziergangs durch den Oberderdinger Stadtwald waren unter anderem das Ergebnis der Zwischenprüfung der Forsteinrichtungsprüfung, Holzeinschlag, Kulturen, Jungbestandspflege, Waldpädagogik und Holzsorten.
Zu Beginn gab Nowitzki einen Überblick über verschiedene Aktionen, die in Zusammenarbeit mit dem Forst in der Stadt durchgeführt werden. Dazu gehören beispielsweise der jährliche Bürgerwaldbegang, die Waldpädagogik mit den Kindertageseinrichtungen, aber auch die Baumpflanzaktionen aller 6. Klassen der Leopold-Feigenbutz-Realschule (LFR) mit dem Ziel, eine Kooperationsvereinbarung abzuschließen. Diese beinhaltet die Wildlingsgewinnung im Wald, die Aufzucht in der Baumschule der LFR sowie die Auspflanzung der Bäume nach circa fünf Jahren.
Aktuelle Waldbedingungen und langfristige Trends
An der ersten Station angekommen, berichtete Forstbezirksleiterin Anne Klama über die aktuellen Bedingungen im Wald. Aufgrund des gestiegenen Grundwasserspiegels mussten die Arbeiten so angepasst werden, dass zum Beispiel der Abtransport des geschlagenen Holzes erst dann erfolgt, wenn die Böden wieder trocken sind, da ökologische Belange in dieser Situation Vorrang haben. Insgesamt ist die Vegetation in diesem Jahr drei bis vier Wochen früher als erwartet. „Wir sind gespannt wie sich das Jahr entwickelt, bei diesen guten Startbedingungen“, sagte die Forstbezirksleiterin. Bei der Zwischenprüfung der Forsteinrichtungsprüfung wurde deutlich, dass der Oberderdinger Stadtwald zu 70 Prozent aus Laubbäumen und zu 30 Prozent aus Nadelbäumen besteht. Durch klimatische Veränderungen sind vor allem die Nadelbäume zu Sorgenkindern geworden, auch die bisher als Zukunftsgehölz geltende Douglasie hat mit den klimatischen Bedingungen zu kämpfen, so dass der Laubholzanteil langfristig steigen wird.
Nachhaltige Waldnutzung und Bestandspflege
An der festgelegten jährlichen Holznutzung soll jedoch nicht gerüttelt werden. Es müssen aber einige Stellschrauben gedreht werden, um die Waldbestände sicher durch die Zeit zu bringen. Es gilt zu erkennen, wo Raum für die nächste Baumgeneration geschaffen werden kann, ob die bestehenden Bestände noch gesund sind und die entstandenen Kahlflächen so zu pflegen, dass die festgelegte Holznutzungsmenge gleich bleibt, sich aber die Erträge ändern. Um den Baumbestand zu erhalten, investiert Revierförster Michael Deschner zusammen mit seinem Waldarbeiter Uwe Rothfritz und externen Arbeitskräften viel Zeit in die Jungbestandspflege. Vor allem das Mähen rund um die jungen Bäume erfordert viel Sachverstand. Vor Ort konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Bild von den verschiedenen Wachstumsstadien der Bäume machen. Um Kosten zu sparen, schützt der Förster die Jungpflanzen mit einem Drahtzaun vor Wildschäden. Dieser kann bis zu fünf Mal verwendet werden und ist wesentlich günstiger als ein Verbissschutz an den Bäumen.
Waldmanagement und ökonomische Aspekte
Förster Michael Deschner machte anhand einer Karte deutlich, wie sich der Wald durch verschiedene Einflüsse in kurzer Zeit verändert und berichtete, dass 80 bis 90 Prozent Naturverjüngung stattfindet. Durch die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr wurden vor allem Fichten und Lärchen vom Borkenkäfer befallen. Auch ältere Buchen zeigten extreme Trockenschäden. Aufgeplatztes Holz, Kronenbrüche, hämmernde Spechte im Winter auf Nahrungssuche und Bohrmehl, das bei trockenem Wetter nur unter besonderer Lichteinstrahlung sichtbar wird, sind Hinweise auf den Borkenkäfer, der sich bei milden Temperaturen und Trockenheit rasant vermehrt. Sobald diese Anzeichen bemerkt werden, muss reagiert und das tote und kranke Holz entfernt werden, um weitere Schäden zu vermeiden.
Um den Forstbetrieb aufrechtzuerhalten, wird regelmäßig in Fahrzeuge, Lehrpfade, Wegebau, Kultursicherung, Jungbestandspflege und Holzernte investiert. 40 Prozent der Ausgaben im Jahr 2023 entfielen auf die Holzernte. Insgesamt konnte im vergangenen Jahr ein leichter Gewinn erwirtschaftet werden. Nowitzki betonte jedoch: „Die Stadt möchte hier keinen maximalen Profit erzielen“, so der Bürgermeister.
Förster stärkt Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes
Seit über 15 Jahren ist Michael Deschner der verantwortliche Förster der Stadt Oberderdingen. Ein wichtiger Bestandteil der Forstarbeit ist die Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit, denn die Erholungsfunktion des Waldes hat spätestens nach der zweijährigen Corona-Pandemie einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft erhalten. Umso wichtiger ist es, die Menschen bereits im Kindesalter mit Waldwochen, aber auch in den weiterführenden Schulen mit Projekttagen im Wald und im Erwachsenenalter mit Waldbegängen, über den Wald und die Forstarbeit zu informieren und Wissen zu vermitteln. Förster Michael Deschner bedankte sich am Ende für das große Interesse am Wald. Der Abend klang mit interessanten Gesprächen im SVO-Clubhaus aus.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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