Südwesten kämpft gegen das Coronavirus
Handel kritisiert die Handhabung der Corona-Krise

Stuttgart (dpa/lsw) Baden-Württemberg kämpft gegen das Coronavirus. Seit Mittwoch, 18. März, gelten im ganzen Land starke Einschränkungen für das öffentliche Leben. So haben nur bestimmt Geschäfte noch geöffnet, darunter etwa der Lebensmitteleinzelhandel und Apotheken. Ziel ist es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Krankenhäuser, Klinken und Gesundheitsämter brauchen nach Angaben von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) dringend Verstärkung. Bauer appellierte an Studenten der Medizin, Pflegewissenschaften und verwandter Fachbereiche zu helfen: "Jetzt brennt es."

"Desinformation ist eine Katastrophe"

Der Handel kritisiert die Handhabung der Coronakrise durch die Landesregierung - die Informationspolitik sei ein Desaster. "Eine solche Desinformation ist eine Katastrophe", teilte Hermann Hutter, Präsident des Handelsverbands Baden-Württemberg (HBW), mit. Es sei nicht einmal klar gewesen, wann welche Geschäfte schließen sollten. Die Händler hätten nun den doppelten Schaden: "Zum einen bleiben die Umsatzausfälle bei ihnen hängen, zum anderen konnten sie bei Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten durch die katastrophale Informationspolitik für keinen geordneten Übergang sorgen."

Abweichung von der Schuldenbremse

Baden-Württemberg will die Voraussetzungen dafür schaffen, in der Coronakrise Kredite aufnehmen zu können. Einen Antrag zur Abweichung von der Schuldenbremse soll der Landtag bei einer Sondersitzung an diesem Donnerstag in Stuttgart beschließen, hieß es am Mittwoch aus Regierungskreisen. Demnach soll das Coronavirus als Naturkatastrophe betrachtet werden. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sieht vor, dass die Länder grundsätzlich keine neuen Schulden machen dürfen. Nach der Landeshaushaltsordnung kann Baden-Württemberg davon abweichen - zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituationen. Dass eine Naturkatastrophe vorliegt, muss der Landtag dann aber mit der Mehrheit seiner Mitglieder feststellen.

Sieben Menschen in Baden-Württemberg an Corona gestorben

Mittlerweile sind in Baden-Württemberg sieben Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch den Tod eines über 80 Jahre alten Mannes aus dem Hohenlohekreis mit. Er habe wegen seiner Vorerkrankungen zu den Hochrisikopatienten gezählt. Er sei bereits am Montag im Krankenhaus gestorben. Mit Stand Dienstagabend hatten sich im Südwesten nach Angaben des Ministeriums 1641 Menschen mit dem Virus infiziert.  

CureVac der "große Hoffnungsträger"

Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac der "große Hoffnungsträger" im Kampf gegen das Coronavirus. "Ihre Mission ist unglaublich wichtig in dieser Zeit", sagte er nach Angaben des Staatsministeriums in einer Schalte mit Curevac-Vorstandsmitglied Franz-Werner Haas. Die Firma arbeitet an der Herstellung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus.Bislang gibt es weder einen Impfstoff noch einen Wirkstoff gegen die Corona-Erkrankung. Nun will das Tübinger Institut für Tropenmedizin das Medikament Chloroquin testen. Wie Institutsdirektor Peter Kremsner mitteilte, soll in der kommenden Woche mit einer Studie an Menschen begonnen werden. Zuvor hatte der SWR berichtet.

Unsicherheit bei Schulprüfungen

In den Schulen ist die Frage, was mit Prüfungen passiert. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) teilte mit, man prüfe verschiedene Szenarien, darunter eine Verschiebung. Entscheidungen sollen bald bekanntgegeben werden. Das bayerische Kultusministerium hatte mitgeteilt, dass der Beginn der Abiturprüfungen im Freistaat vom 30. April auf den 20. Mai 2020 verschoben wird.

Regionalverkehr auf der Schiene wird ausgedünnt

Von diesen Montag an wird der Regionalverkehr auf der Schiene ausgedünnt. Das Angebot soll auf allen Strecken auf regelmäßige stündliche Verbindungen reduziert werden, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Wenn möglich, werde es aber eine Verdichtung in der morgendlichen Stoßzeit geben. Zudem sollen die Züge möglichst in bisheriger Länge fahren, um den Fahrgästen die Möglichkeit zu geben, untereinander Abstand zu halten. Regionalbahn-Verbindungen mit vielen Halten bekommen zudem Vorrang vor Expresslinien.

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Kraichgau News aus Bretten

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