Trotz Inflation und gestiegener Kosten
Handel und Städte setzen weiter auf verkaufsoffene Sonntage

Menschen gehen mit ihren Einkaufstaschen auf einer Straße entlang. | Foto: Markus Scholz/dpa/Symbolbild
  • Menschen gehen mit ihren Einkaufstaschen auf einer Straße entlang.
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Ravensburg (dpa/lsw) Trotz Inflation und gestiegener Betriebskosten halten Kommunen und Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) an verkaufsoffenen Sonntagen fest. «Die Sonntage helfen dem stationären Einzelhandel, der durch Corona sehr leiden musste», sagte HBW-Geschäftsführerin Sabine Hagmann der Deutschen Presse-Agentur. Bei den Öffnungen gehe es aktuell auch darum, die Menschen wieder weg vom Internet-Shop zurück in die Innenstädte zu holen. Die Einkaufsmeilen seien noch weit unter dem Niveau vom Jahr 2019 besucht.

Umsätze niedriger als vor der Pandemie

«Wir sind im Einzelhandel auch noch unter den Umsätzen, die wir vor der Pandemie erwirtschaftet hatten, obwohl wir aufgrund der Inflation und der höheren Preise deutlich höher sein müssten», erklärte Hagmann. Und wegen der Inflation gebe es auch noch eine Konsumzurückhaltung. «Die spüren wir nach wie vor.»

Auf der anderen Seite seien die Betriebskosten gestiegen. Viele Händler würden mit den Umsätzen deshalb nicht mehr klarkommen. Die Folgen seien schon sichtbar, sagte Hagmann mit Blick auf Insolvenzen großer Ketten. Deshalb müsse man alles dafür tun, um das Geschäft in den Innenstädten anzukurbeln.

Verkaufsoffene Sonntage sorgen für Zusatzeinnahmen

«Die Umsätze, die an einem verkaufsoffenen Sonntag erwirtschaftet werden, nehmen die Händler zusätzlich ein.» Dabei gebe es vor allem Spontankäufe. Die verkaufsoffenen Sonntage würden auch nicht mit den Interessen der Kirchen kollidieren, weil es erst um 13 Uhr losgehen dürfe. «Fünf Stunden darf man nur aufmachen.» Und Arbeitnehmer würden sich über Zuschläge freuen. «Es ist eigentlich eine Win-Win-Situation.»

In Baden-Württemberg seien drei verkaufsoffene Sonntage im Jahr erlaubt. In den meisten anderen Bundesländern seien es vier. Laut baden-württembergischem Wirtschaftsministerium gibt es keine Pläne, daran etwas zu ändern. Erlaubt ist die Ladenöffnung an Sonntagen für Kommunen demnach nur, wenn es auch einen Anlass gibt wie ein Fest, eine Messe oder einen Markt.

Für manche Kommunen seien die Sonntage trotzdem unattraktiv, weil danach aufgeräumt werden müsse und davor Organisationsarbeit anfalle, sagt Hagmann. In Freiburg etwa verzichtet man laut Stadt auf die Sonderladenöffnungen, in der Stuttgarter Innenstadt gibt es laut einem Sprecher seit 2006 keinen verkaufsoffenen Sonntag mehr. Ulm, Heidelberg und Karlsruhe dagegen halten weiter an dem Konzept fest.

"Der Handel - das sind keine Wohlfahrtsunternehmen"

«Verkaufsoffene Sonntage lohnen sich aus Sicht der Wirtschaftsförderung sowohl für den Einkaufsstandort im Gesamten als auch die Geschäfte im Einzelnen», erklärte ein Sprecher der Stadt Heidelberg. Aus Karlsruhe hieß es, dass die Besucherfrequenzen für die die gute Akzeptanz sprächen. In Ravensburg dagegen hatte sich der Gemeinderat Ende Februar entschieden, auf einen dritten verkaufsoffenen Sonntag zu verzichten. Den hatte es 2022 gegeben, um den Handel nach der Pandemie zu stärken.

Auch in anderen Kommunen werde immer wieder darüber debattiert, erklärte Hagmann. Es gebe Gemeinderäte, die nicht verstünden, dass ein Handelsunternehmen nur am Markt sei, um auch eine gewisse Rendite zu erwirtschaften. Sonst müsste das Geschäft schließen und Mitarbeiter müssten entlassen werden. «Der Handel - das sind keine Wohlfahrtsunternehmen, die über Jahre vielleicht negativ abschließen können, das verstehen manche Gemeinderäte bei aller Wertschätzung noch nicht.»

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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