Bürgermeisterwahl in Königsbach-Stein
Kandidaten stellten sich in der Festhalle vor

Von links: Dieter Zentner, Rolf Engelmann und Heiko Genthner kandidieren um das Amt des Bürgermeisters in Königsbach-Stein.
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Königsbach-Stein (hk) Die Bürgermeisterwahl in Königsbach-Stein am 5. Juli geht in die nächste Phase. Am gestrigen Freitagabend haben sich in der Festhalle Königsbach alle drei Kandidaten der Bevölkerung vorgestellt. Um das Amt bewerben sich Heiko Genthner, Rolf Engelmann und Dieter Zentner. Heute Abend um 19 Uhr findet die nächste öffentliche Bewerbervorstellung in der Festhalle statt.

Mit Rücklagen „faktisch schuldenfrei“

Die Vorstellungsrunde fand in der Reihenfolge statt, in der zuvor die Bewerbungen abgegeben worden waren. So durfte Heiko Genthner, der seit acht Jahren Amtsinhaber ist, als erster seine Ideen zur Zukunft der Gemeinde vortragen. „Mit Mut und Leidenschaft Neues beginnen“ – mit diesen Worten läutete der 55-Jährige seine auf zehn Minuten begrenzte Vorstellungsrede ein. Die Coronavirus-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig digitale Verwaltung ist und wie wichtig es ist, dass Behördengänge auch von Zuhause aus erledigt werden können. „Was während der Pandemie gut funktioniert hat, will ich noch weiter ausbauen“, versprach er. Wie zu erwarten, hob der Bürgermeister auch die Erfolge seiner bisherigen Amtszeit hervor. Während die Gemeinde vor acht Jahren noch Schulden in Höhe von rund 5,9 Millionen Euro gehabt hätte, seien diese nun weniger als die Hälfte getilgt. Mit den Rücklagen sei man „faktisch schuldenfrei“, betonte Genthner.

Er werde sich in seiner nächsten Amtszeit dafür einsetzen, dass die Förderung von Vereinen in diesem und nächstem Jahr verdoppelt werde. Er wolle zudem zusammen mit der Diakoniestation „mobiDik“, dem Krankenhilfsverein und dem VdK Ortsverband eine umfassende Altenhilfeplanung entwickeln. Um die „Zeichen der Zeit“ nicht zu verpassen, wolle er auch die Elektromobilität zum Thema machen. Außerdem werde er sich dafür einsetzen, dass in den nächsten fünf Jahren mindestens zehn Ladesäulen aufgestellt werden. „Endlich“ habe man auch einen Partner gefunden, der das Parkdeck in Stein, „ein seit Jahren unvollendetes Bauwerk“, fertigstellt. Hinsichtlich des Hochwasserschutzes soll dem Land ein Gesamtkonzept vorgelegt werden.

Grundstücke für soziale Zwecke anbieten

Als nächster trat Rolf Engelmann ans Rednerpult. Ihm sei wichtig, dass sich die Gemeinde Zukunftsziele setzt: „Wo möchten wir in fünf, in zehn, in fünfzehn, in zwanzig Jahren stehen? Unserer jetzigen Rathausspitze fehlt es an Vorschlägen, wie unsere Zukunft aussehen soll“, bemängelte der 54-jährige Betriebswirt. Seinen Fokus wolle er unter anderem auf W-LAN für öffentliche Plätze, die Verbesserung der CO-Bilanz und auf autarke Stromversorgung setzen. In diesem Zusammenhang schlug Engelmann eine „Zukunftswerkstatt“ vor, in der Bürger ihre Ideen einbringen können. Es sei längst absehbar, dass es einen steigenden Bedarf an Wohn- und Pflegeplätzen für ältere Menschen gebe. Das Pflegeheim, das gerade in Stein gebaut wird, reiche dafür nicht aus.

Im Falle seiner Wahl, will sich Engelmann dafür einsetzen, dass die Verwaltung Grundstücke für soziale Zwecke anbietet, zum Beispiel in der Steiner Straße. Zu lange sei der soziale Wohnungsbau sträflich vernachlässigt worden, so Engelmann. Er schlug das gemeindeeigene Grundstück in der Brühlstraße vor, das sich dafür eignen würde. „Die Jugend ist unsere Zukunft – eine abgedroschene Floskel. Nicht für mich“, betonte er. Dass die Jugend in Königsbach-Stein mitreden will, hätten die Heranwachsenden konkret eingefordert. Auf Initiative seiner Fraktion Bündnis90/Die Grünen habe die Verwaltung die Kehrtwende vollzogen, sodass es in der Gemeinde wieder eine Jugendarbeit geben werde. „Wir erarbeiten bereits das Konzept“, kündigte Engelmann an, der bei der Wahl wie Amtsinhaber Genthner als parteiloser Kandidat antritt.

„Ein normaler Bürger wie ihr“

Als letzter trat Dieter Zentner aus Stein vor das Publikum. Er habe sich aus einem „ganz einfach Grund“ beworben: „Ich kann es nicht mehr mit angucken, was hier passiert.“ Sein Vorwurf lautete konkret, dass Gelder verschwendet werden und man wisse nicht für was. Zudem kritisierte er die Parksituation und das hohe Verkehrsaufkommen. Er gab ehrlich zu, dass er kein „Doktor oder Diplom-Ingenieur“ sei, sondern „ein normaler Bürger wie ihr.“ Es sei sehr unwahrscheinlich, dass seine Vorredner ihre Versprechungen einhalten können. Er selbst kenne sich zwar in der Politik wenig aus, aber er als einer von „ganz unten“ müsse sagen, was in der Gemeinde falsch läuft.

Innenverdichtung hat Priorität

Im Anschluss an die Vorstellung der Bürgermeister-Kandidaten durften die anwesenden Bürger ihre Fragen stellen. Umstritten war in diesem Rahmen immer wieder das Thema Gewerbegebiet „Laier“. Genthner wies darauf hin, dass Gewerbeflächen im Ort rar seien. Es sei ihm dennoch ein Anliegen, Unternehmen Entwicklungsflächen anbieten zu können, ganz nach dem Credo „so geringe Eingriffe wie nötig und so viel Wirtschaft wie möglich“. Engelmann dagegen würde nach eigener Aussage das „unsinnige Projekt“ an dieser „denkbar ungünstigen“ Lage stoppen. Zum Thema Bauland und Wohngebietsbebauung sagte Engelmann, dass ihm nichts bekannt sei, welche Maßnahmen hierzu geplant sind. Für ihn habe die Innenverdichtung und die Schließung von Baulücken Priorität, bevor neue Flächen erschlossen werden. Amtsinhaber Gethner war sich in diesem Punkt mit Engelmann einig.

„Absoluter Stillstand“ hinsichtlich Digitalisierung

Ein oft wiederkehrendes Thema war bei den Fragenden die unzumutbare Verkehrssituation im Ortsinneren. Ein Anlieger der Brettener Straße beschwerte sich über die Lkws einer Firma, die tagtäglich den Verkehr behindern würden. „Die Firma verrichtet ihre Tätigkeiten im Rahmen ihrer Betriebserlaubnis“, antwortete Genthner. Die Zuständigkeit liege beim Landratsamt und man könne als Gemeinde von rechtlicher Seite aus nichts tun. Auch hinsichtlich der Sanierung der Landesstraße von Stein nach Eisingen verwies der Amtsinhaber auf das Landratsamt. Ein Bürger bemängelte, dass seit vielen Jahren ein „absoluter Stillstand“ hinsichtlich der Digitalisierung im Rathaus herrsche: Weder die Facebook-Seite der Gemeinde noch die offizielle Webpräsenz würden aktuelle Themen behandeln. Er würde es begrüßen, wenn etwa Gemeinderatsbeschlüsse als „PDF“ auf der Webpräsenz der Gemeinde hochgeladen werden. Der Bürger bat den Kandidaten Engelmann um Vorschläge, wie er gegen die Verwaisung von digitalen Formaten vorgehen würde. Es sei sein erklärtes Ziel, digitale Rathausdienste voranzutreiben, sagte Engelmann. Damit könne man auch einen niederschwelligen Zugang zur Verwaltung zu schaffen. Man müsse allerdings dafür „ein bisschen Geld in die Hand nehmen.“

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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