Angebot übersteigt Kostenvoranschlag deutlich
Knittlingen: Faust-Geburtshaus als Gastrobetrieb

Auf der Rückseite des Faust-Geburtshauses soll ein kleiner Anbau für WC und Lagerräume und eine Außenterrasse entstehen.  | Foto: Visualisierung: Göhner & Schrade Architekten
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  • Auf der Rückseite des Faust-Geburtshauses soll ein kleiner Anbau für WC und Lagerräume und eine Außenterrasse entstehen.
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Knittlingen (ger) Eine gute und eine schlechte Nachricht hatte der Knittlinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu verdauen. Während die für die Sanierung des Freibads ausgeschriebenen Gewerke nahezu Punktlandungen im Hinblick auf die Kostenvoranschläge hinlegten, überstiegen die Angebote für den Rohbau und die Erd- und Außenanlagenarbeiten am Faustgeburtshaus die Berechnungen um über 50 Prozent. Die Verwaltung hatte daher die Aufhebung des Vergabeverfahrens beantragt, um danach mit den Bietern ins Verhandlungsverfahren zu gehen und eine freihändige Vergabe der Bauleistungen vorzunehmen. Dem stimmte das Gremium einstimmig zu. Bei der freihändigen Vergabe werden Bauleistungen in einem vereinfachten Verfahren vergeben. Das heißt, der Ausschreibende darf mit den ausgewählten Unternehmen über den Inhalt der auszuführenden Bauleistungen, etwa über Leistungsumfang und Qualitätsänderung verhandeln.

Angebote über 50 Prozent höher als Kostenvoranschlag

Von zwölf angeschriebenen regionalen Unternehmen hatten nur zwei ein Angebot für das Faustgeburtshaus abgegeben. Die Kostenschätzung des ansässigen Architekturbüros Göhner & Schrade war von etwa 320.000 Euro ausgegangen. Dagegen bewegten sich die abgelieferten Angebote zwischen rund 500.000 und 530.000 Euro. Als Ursache für die magere Ausbeute von nur zwei Anbietern sah Architekt Patric Göhner die Schwierigkeit der Umbaumaßnahme im engen Innenstadtbereich. Für den Preisanstieg machte er dagegen die Verteuerung der Rohstoffe verantwortlich. Das Büro werde daher die Planungen bei den Außenanlagen vereinfachen: Die Treppenanlage im rückwärtigen Bereich am Hang soll schmaler werden sowie einfachere Oberflächen bekommen, sodass Göhner mit Einsparungen von bis zu 100.000 Euro rechne.

Aus Fachwerkhaus wird Gastrobetrieb

Das mutmaßliche Geburtshaus des Alchemisten, Magiers und Astrologen Johann Georg Faust, dessen Leben als historische Vorlage für zum Beispiel Goethes Faust diente, steht zentral am Kirchplatz neben dem heutigen Faust-Archiv, und diente bis 2012 als Wohnhaus. Die Stadt erwarb das Gebäude und 2017 beschloss der Gemeinderat die Sanierung. In dem denkmalgeschützten Fachwerkbau soll ein Gastronomiebetrieb entstehen, der im Besitz der Stadt bleibt und verpachtet wird. Die Pläne von Göhner & Schrade sehen im Erdgeschoss und der bisherigen Scheune zwei Gasträume und die Küche vor, in den beiden oberen Stockwerken entstehen acht Gästezimmer. In einem einstöckigen Anbau auf der Rückseite des Hauses sollen die Toiletten und Lagerräume sowie die vom Brandschutz geforderte Fluchttreppe untergebracht werden. Es schließt sich eine Terrasse für die Außenbewirtung an, auf der öffentlichen Grünfläche unterhalb ist Raum für Spielgeräte.

Bauhütte mit Ehrenamtlichen federt Kosten ab

Seit Januar ist die ehrenamtliche Bauhütte – ein Trupp aus einer guten Handvoll engagierter Bürger und Freunde Knittlingens – damit beschäftigt, die Innenausbauten zu entfernen. Patric Göhner liegt die Belebung der Innenstadt schon lange am Herzen. Er ist daher auch Mitbegründer des Forums Bau + Kultur (FBK) im Ort, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit baulichen Maßnahmen und kulturellen Veranstaltungen das Leben in Knittlingen attraktiver zu machen. Göhner hat die Bauhütte initiiert, um ganz konkret für Ersparnisse bei der Sanierung zu sorgen, aber auch um Unwägbarkeiten aufzufangen. Die Gewerke werden nun sukzessive ausgeschrieben, und Göhner versicherte auf Nachfrage aus dem Gemeinderat, dass das Kostenziel von geplanten zwei Millionen Euro bestehen bleibe.

Freibadsanierung wird nicht teurer

Beim folgenden Sitzungspunkt, der Freibadsanierung, die mit Abbrucharbeiten voraussichtlich noch im Juni beginnt, stimmte das Gremium jeweils für das günstigste Angebot. Die Badewassertechnik wird auf 830.000 Euro und das Edelstahlbecken auf 900.000 Euro kalkuliert. Für die Breitwellenrutsche liegt ein Angebot über 120.000 Euro vor, für die Beschattung ein Angebot über 19.000 Euro. Damit sind rund 1,87 Millionen Euro beauftragt, was SPD-Gemeinderat Jörg Steinhilper auf 40 bis 50 Prozent der Gesamtkosten bezifferte. Den zweiten großen Kostenfaktor werden die Hoch- und Tiefbau-Arbeiten ausmachen.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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