Knittlinger Bäcker fordert Hilfe in Energiekrise
Martin Reinhardt: „Ohne den Bäcker geht etwas verloren“

Der Bäcker Martin Reinhardt fordert Hilfe von der Politik. Foto: privat
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  • hochgeladen von Christian Schweizer

Knittlingen (kuna) In der Corona-Pandemie wurden sie von der Bundesregierung als systemrelevant anerkannt, nun blicken viele Handwerksbäckereien mit großen Sorgen in die Zukunft. Schuld sind vor allem die hohen Energiepreise. Während der Staat bestimmten Unternehmen unter die Arme greift, erreichen die Entlastungen längst nicht alle: Martin Reinhardt, Inhaber der Bäckerei Reinhardt in Knittlingen, schaltet daher am Mittwoch, 24. August, das Licht in seinen Verkaufsräumen aus. „Es geht an Existenzen“, begründet er. Er und viele seiner Bäckerkollegen möchten mit ihrer Aktion ein Zeichen an die Politik senden.

Idee für die Aktion "Licht aus" stammt aus Düsseldorf

Die Idee für die Aktion „Licht aus“ stamme von einem Düsseldorfer Kollegen, erklärt Reinhardt. Anlass sei das Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP). Dieses soll energieintensive Unternehmen entlasten, die unter den kriegsbedingt gestiegenen Kosten für Erdgas und Strom besondere Belastungen zu stemmen haben. „Auf der Liste stehen verschiedene Betriebsarten, unter anderem auch Tapetenhersteller“, berichtet Reinhardt, „aber das Bäckereihandwerk ist nicht dabei.“ Er findet diese Tatsache unerklärlich. Schließlich leide auch sein Betrieb unter den hohen Preisen und eine Bäckerei laufe nur, wenn die Kosten für Öfen und Kühlung auch bezahlt werden könnten. Reinhardt setzt sich daher dafür ein, die Aktion auch unter Bäckern in Baden-Württemberg zu verbreiten. „Das Bäckerhandwerk ist nicht dafür bekannt, sich zu beschweren oder zu demonstrieren. Aber jetzt ist es an der Zeit“, sagt er. Es sei ihm ein Anliegen, die Politik darauf aufmerksam zu machen, dass „nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Betriebe bei den Entlastungen berücksichtigt werden müssen.“

"Kunden sind bereits preissensibler geworden"

Es sei eine Grenze erreicht, so Reinhardt, an der die gestiegenen Kosten nicht mehr an die Kunden weitergereicht werden könnten. Er berichtet davon, dass viele Kunden bereits preissensibler geworden seien und „lieber zwei, drei Weckle weniger kaufen.“ Zudem beobachte er, dass die Kundenfrequenz weniger geworden sei. Wenn er die Preise auf seine Produkte erhöhen würde, würden viele wahrscheinlich lieber auf Industrieprodukte zurückgreifen, erläutert der Bäcker. „Es geht also auch um die Wertschätzung für das Handwerk“, meint er. Diese fordert er in erster Linie von der Politik.

Abgeordnete in Betrieb in Knittlingen eingeladen

Für den Mittwoch habe er daher Abgeordnete in seinen Betrieb in Knittlingen eingeladen. Wie viele kommen werden, wisse er allerdings noch nicht. „Es geht vor allem darum, die Abgeordneten zu sensibilisieren“, erklärt der Bäckerei-Inhaber. Die Betriebe seien von den Steigerungen der Energiepreise unterschiedlich betroffen, räumt er ein, besonders belastet seien diejenigen mit Gasbacköfen. Doch auch in seinem Betrieb, der hauptsächlich Heizöl verwende, seien die „Rechnungen explodiert“. Reinhardt könne sich noch an Zeiten erinnern, in denen er 30 Cent pro Liter gezahlt habe, nun stehen auf seiner Rechnung 1,50 Euro.

Viele Forderungen an die Politik

An die Politik habe er viele Forderungen, so Reinhardt. In erster Linie ziele die Aktion aber darauf ab, dass auch das Bäckereihandwerk auf die Liste des EKDP aufgenommen und somit bei den Energiekosten entlastet werde. „Bäckereien werden oft als selbstverständlich wahrgenommen“, führt er aus. „Sie sorgen aber nicht nur für das tägliche Brot. Sie sind auch ein sozialer Treffpunkt, dort kommt man ins Gespräch, da findet der Dorftratsch statt.“ Vor allem in den kleineren Ortschaften sei das der Fall. „Ohne den Bäcker geht etwas verloren im Ort“, ist sich Reinhardt sicher.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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