Biotopverbund soll dem Artenschwund entgegenwirken
Neues Projekt des Landschaftserhaltungsverbandes Enzkreis
Enzkreis (enz) Durch die Zerschneidung der Landschaft, eine massive Versiegelung, zu intensive Landwirtschaft und natürlich den Klimawandel sind viele Tiere auch gerade in unseren Breiten vom Aussterben bedroht. „Aktuell stehen 30 bis 40 Prozent aller in Baden-Württemberg vorkommenden Arten auf der sogenannten ‚Roten Liste‘; die den Gefährdungsgrad für sie angibt“, weiß Thomas Köberle, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverband Enzkreis (kurz: LEV), dessen Vereinsziel die Beratung und Organisation von Naturschutzmaßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung der heimischen Kulturlandschaft ist.
"Intaktes Netzwerk der Natur"
„Um dem großen Artenschwund entgegenzuwirken, hat der Landtag im Juli vergangenen Jahres das Biodiversitätsstärkungsgesetz auf den Weg gebracht“, sagt Köberle. Dieses sieht unter anderem vor, dass bis zum Jahr 2030 ein landesweiter Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesfläche aufgebaut werden soll. „Der Begriff ‚Biotopverbund‘ steht dabei für ein intaktes Netzwerk der Natur, bei dem die Lebensräume von Tieren und Pflanzen so miteinander verbunden sind, sodass diese wandern und sich genetisch austauschen können, um die biologische Vielfalt und damit auch die menschliche Lebensgrundlage zu erhalten“, erläutert Köberles Mitarbeiterin Anja Gellert. Die studierte Biologin ist als Biotopverbundmanagerin seit diesem Jahr beim LEV tätig und steht den Gemeinden als Ansprechpartnerin für die Umsetzung des Biotopverbundes im Kreis zur Seite.
Förderung für Biotopverbundplan
In dieser Funktion hat Gellert inzwischen begonnen, das Projekt den Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Enzkreis vorzustellen und sie über mögliche Maßnahmen in dessen Rahmen zu informieren. „Kommunen können zum Beispiel eine 90-prozentige Förderung für die Erstellung eines kommunalen Biotopverbundplanes erhalten“, erklärt Gellert. „Dieser Plan gibt ihnen einen Überblick über den Zustand der Natur im Gemeindegebiet und liefert wertvolle Daten zu möglichen Ausgleichsflächen, die für eine vorausschauende Entwicklung von Bauflächen nötig sind“, beschreibt die Expertin die –Vorteile für teilnehmende Kommunen. Außerdem seien bis zu 70 Prozent der Kosten für Maßnahmen wie die Sanierung von Trockenmauern oder auch das Anlegen von Amphibientümpeln förderfähig.
Auch Landwirte, Vereine, Verbände und Privatpersonen werden beraten
Doch Gellert hat nicht nur die Gemeinden im Fokus. Sie berät ebenso Landwirte, Vereine und Verbände sowie Privatpersonen zu deren Möglichkeiten im Rahmen des Projektes. Insbesondere für Landwirte bringe der Biotopverbund keine Einschränkungen mit sich, wie die Expertin ausdrücklich betont. Landwirte können auf komplett freiwilliger Basis vom Programm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) oder über die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) förderfähige Flächen mit einbeziehen. So können Flächen im Biotopverbund gleichzeitig Kompensationsflächen, Refugialflächen oder ökologische Vorrangflächen sein. Beispiele dafür sind die Grünlandextensivierung wie auch die Erhöhung des Anteils an beweideten Flächen oder die Anlage von mehrjährigen Ackerblühstreifen.
Im Rahmen einer gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung können die Landwirte darüber hinaus erfahren, wie Flächen ökologisch aufgewertet und damit die Biodiversität bei fortlaufender Bewirtschaftung erhöht werden kann. So lässt sich mithilfe von Landschaftspflegemaßnahmen oder produktionsintergierten Kompensationsmaßnahmen zusätzliches Einkommen generieren, zeigt Gellert die Vorteile auf.
Jeder, der sich im Naturschutz engagiert ist willkommen
Auch für Privatpersonen, Vereine oder Verbände sieht sie vielfältige Möglichkeiten, sich für den Artenschutz einzusetzen. Kleine Flächen wie der heimische Garten oder Balkon seien ebenfalls wichtig und gut für die Natur: „Insekten brauchen blühende Wiesen, alte Obstbäume und mehr heimische anstatt exotischer Pflanzen. Jede und jeder, der sich beispielsweise in Naturschutzvereinen engagiert oder bei Biotop- und Landschaftspflegemaßnahmen hilft, ist daher willkommen“, lädt Gellert ein, sich zu engagieren. Und natürlich könne man auch mit dem Einkauf gezielt die landwirtschaftlichen Betriebe unterstützen, die mit Rücksicht auf Flora und Fauna wirtschaften“, motiviert sie. „Der Arten- und Naturschutz sollte es uns wert sein, dass wir uns alle anstrengen, damit künftige Generationen in einer ebenso vielfältigen, fruchtbaren und intakten Umwelt leben können wie wir sie kennen. Wir sollten daher die zahlreichen besonderen Tier- und Pflanzenarten, die auf unserem schönen Fleckchen Erde leben gemeinsam für uns und unsere Nachkommen bewahren.“
Für weitere Fragen und Anliegen zum Biotopverbund steht Anja Gellert telefonisch unter 07231 308-1884 oder per E-Mail an anja.gellert@enzkreis.de gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zum LEV und zum Projekt finden sich auch auf der Homepage unter www.lev-enzkreis.de.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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