Verlagerung des Standorts an neuen Firmencampus
Neumo schafft neues Wohngebiet für Familien

Ein Teil des Neumo-Areals ist bereits freigelegt – hier soll schon in diesem Jahr mit der Erschließung begonnen werden. Foto: hk
  • Ein Teil des Neumo-Areals ist bereits freigelegt – hier soll schon in diesem Jahr mit der Erschließung begonnen werden. Foto: hk
  • hochgeladen von Havva Keskin

Knittlingen (hk) Seit über 75 Jahren produziert die Neumo-Ehrenberg-Gruppe, ein führender Hersteller von Edelstahlkomponenten für die Pharmaindustrie und andere hygienisch anspruchsvolle Branchen wie die Steriltechnik, in Knittlingen. In den 1940er-Jahren gründete Henry J. Ehrenberg das Unternehmen in der Fauststadt und baute es auf dem heute 4,4 Hektar großen Firmengelände auf. Das Unternehmen befindet sich im Besitz der vier Kinder von Henry J. Ehrenberg, die es in zweiter Generation führen.

Bauarbeiten am neuen Firmenstandort in vollem Gange

Künftig will das Unternehmen vom "Knittlinger Kreuz" aus agieren. Hierzu sind die Bauarbeiten auf dem Neumo-Ehrenberg-Campus in vollem Gange. Mit der Entscheidung, sich nach und nach an den neuen Standort im Knittlinger Gewerbegebiet zu verlagern, wird das Grundstück des bisherigen Firmengeländes frei – und zwar für Wohnbebauung. Bereits in den kommenden zwei Monaten soll die Firmenverwaltung in das neue Gebäude am Henry-Ehrenberg-Platz umziehen. Auch die Produktion zieht nach und wird voraussichtlich in den nächsten zwei bis drei Jahren an den neuen Standort verlegt sein, um schließlich den gesamten Bereich für die geplante Wohnbebauung freizugeben. Vergangene Woche besuchten Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Landesentwicklung und Bauen, sowie die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann (Grüne) das Unternehmen in der Fauststadt, um sich mit Bürgermeister Alexander Kozel vor Ort ein Bild von der Situation zu machen.

Wohnraum für 500 Menschen

Das geplante Wohnprojekt soll Wohnraum für etwa 500 Menschen schaffen und wird in drei Bauabschnitten realisiert. Die Fertigstellung des gesamten Projekts ist innerhalb der nächsten sieben bis acht Jahre vorgesehen. Harry Jost, Prokurist und Bauprojektleiter, kündigte an: „Den ersten Stein werden wir hoffentlich noch in diesem Jahr mit der Erschließung des Geländes legen, um dort bald mit dem Bau beginnen zu können,“

Ehrenberg-Familie setzt auf durchdachte Planung

Das Hauptanliegen der Familie Ehrenberg sei es, bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen. Deshalb werde besonderer Wert auf eine familienfreundliche Planung gelegt. So sind beispielsweise die Gehwege so konzipiert, dass zwei Kinderwägen problemlos aneinander vorbeipassen. Jost unterstreicht: „Solche kleinen Details zeigen, dass wir hier keine 0815-Planung umsetzen, sondern ein Wohngebiet schaffen wollen, in dem sich Familien wohlfühlen“. Darüber hinaus ist im Baugebiet auch ein neuer Kindergarten vorgesehen, um die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner abzudecken. Angebote von Bauträgern, die ganze Abschnitte des Geländes erwerben wollten, wurden von der Familie Ehrenberg abgelehnt. Dazu erklärte Neumo-Geschäftsführer Wolf Ehrenberg: „Wir wollen nicht selbst bauen, sondern die Grundstücke direkt an Familien verkaufen.“

Wohnprojekt soll sich behutsam in bestehende Strukturen integrieren

Seitens Anwohner wurden zunächst Bedenken hinsichtlich der Bauhöhe der neuen Häuser sowie einer möglichen Zunahme parkender Autos geäußert, berichtet Bürgermeister Alexander Kozel. Das geplante Wohnprojekt auf dem Neumo-Gelände soll sich jedoch behutsam in die bestehende Umgebung einfügen, ohne dabei dominante Strukturen zu schaffen. Statt eines massiven Hochbaukomplexes sind verschiedene Wohnformen geplant, also Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Diese neuen Gebäude werden laut Kozel die Höhe der bestehenden Häuser nicht übersteigen.

Historische Entdeckung: Merowingergrabfeld auf Neumo-Gelände gefunden

Die ehemalige Villa Ehrenberg, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet, soll vorerst bestehen bleiben. Ein spannender Aspekt des Projekts sei auch die Entdeckung eines Merowingergrabfeldes auf einem bereits freigegebenen Teil des Geländes gewesen, berichtete Jost weiter. Neumo als Grundstücksbesitzer habe die Kosten für die archäologische Bergung, die sich auf insgesamt 650.000 Euro belaufen, vollständig getragen. „Es besteht die Hoffnung, dass für den neuen Firmencampus ein Skelett als Dauerleihgabe zur Ausstellung im Eingangsbereich bereitgestellt wird,“ sagte Geschäftsführer Ehrenberg. Die Artefakte liegen derzeit beim Landesdenkmalamt.

Lob für Rückbau gewerblicher Flächen für Wohnraum

Bürgermeister Kozel lobte die Pläne für das Neumo-Wohnbauprojekt als „wunderbares Vorhaben“. In seiner Ausführung erläuterte er, dass „gewerbliche Flächen zurückgebaut und durch Wohnbau ersetzt werden.“ Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich um das Neumo-Gelände ein Wohngebiet entwickelt. Durch diese Maßnahme, so Kozel weiter, werde nicht nur Nachverdichtung geschaffen, sondern auch dringend benötigter Wohnraum bereitgestellt. Ein zusätzlicher Pluspunkt sei, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz in Knittlingen erhalte. Auch die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann äußerte sich positiv über das Vorhaben: „Besser kann es nicht sein. Wenn auch noch die Anbindung an den #%ÖPNV hergestellt wird, wird es optimal.“ Kozel verdeutlichte in diesem Zusammenhang die Herausforderung, in einer kleineren Stadt attraktive Wohnquartiere zu schaffen: „Wir sind zwar offiziell eine Stadt, aber dennoch sehr ländlich geprägt.“

Landesregierung unterstützt Wohnbauprojekt

„Als Landesregierung sind wir dem Ziel, dass Menschen angemessen wohnen können, sehr verpflichtet“, betonte Lindlohr bei ihrem Besuch in Knittlingen. Sie hob hervor, wie wichtig es sei, den Um- und Neubau von Wohnraum zu erleichtern. „Wir haben bereits in dieser Legislaturperiode die Landesbauordnung punktuell vereinfacht und stehen nun vor einem großen Schritt in Richtung einer Novelle der Landesbauordnung“, fügte sie hinzu. Im Rahmen dieser Novelle seien #%Vereinfachungen und Beschleunigungen im Baugenehmigungsverfahren vorgesehen.

Global agierendes Familienunternehmen

Die Neumo-Ehrenberg-Gruppe beschäftigt weltweit über 2.000 Mitarbeiter, wobei rund 200 Mitarbeiter am Standort in Knittlingen tätig sind. Neben dem Hauptstandort in Knittlingen ist Neumo auch international präsent, insbesondere in Israel, den USA und China. In China erfolge zwar keine Produktion, jedoch würden dorthin Lieferungen getätigt werden, informierte der Geschäftsführer. „Es ist uns wichtig, dass wir auch nach 75 Jahren als Familienunternehmen geführt werden“, betonte Wolf Ehrenberg. Die Familie Ehrenberg, die jüdischer Herkunft ist, konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Knittlingen ein neues Leben aufbauen. Das Unternehmen reflektiert seine jüdischen Wurzeln durch seine Präsenz in Form eines Firmenwerkes in Israel, wo etwa 500 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

Weihnachtsmärkte im Kraichgau

Diese Woche mit dem Weihnachtsmarkt auf dem Rotenbergerhof in Ruit

Jetzt Leserreporter werden
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.