ÖPNV im Kreis-Verwaltungsausschuss: Bahn will Bahnhof Bretten "in absehbarer Zeit" nicht barrierefrei ausbauen

Im Rahmen einer Sitzung des Verwaltungsausschusses des Kreistags Karlsruhe hat Landrat Christoph Schnaudigel die Mitglieder informiert, dass  die Deutsche Bahn in absehbarer Zeit nicht plant, den Bahnhof Bretten barrierefrei auszubauen. Darüber hinaus ging es um den Ausbau von Haltepunkten und die Ertüchtigung von Linien.

Kreis Karlsruhe (pm) Einmal mehr war der öffentliche Personennahverkehr Thema im Verwaltungsausschuss des Kreistags. Landrat Christoph Schnaudigel informierte das Gremium in seiner Sitzung vom 19. April, dass es in gemeinsamen Verhandlungen mit dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Verkehrsministerium gelungen ist, dass das Land Baden-Württemberg Planungskosten für Maßnahmen im Rahmen der zweiten Stufe der S-Bahn Rhein-Neckar, die über die ursprünglich vereinbarten 24 Prozent der Baukosten hinausgehen, zu 75 Prozent übernimmt.

Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Umbauten bestehender Stationen auf S-Bahn-Standard wie zum Beispiel die Erhöhung und gegebenenfalls Verlängerung der Bahnsteige für einen barrierefreien Aus- und Einstieg oder automatische Fahrgastinformationssysteme auf den Strecken Bruchsal – Germersheim, Karlsruhe – Mannheim und Heidelberg – Bruchsal – Karlsruhe. Mit Vorarbeiten zum Ausbau der Haltepunkte Bad Schönborn-Kronau, Bad Schönborn Süd und Ubstadt-Weiher sowie zum Neubau der Station Stettfeld-Weiher soll Ende diesen Jahres begonnen werden. Die Fertigstellung ist zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 vorgesehen.
Im Hinblick auf eine zwischenzeitlich im Raum stehende Vorfinanzierung durch die beteiligten Kommunen konnte der Landkreis Karlsruhe klarmachen, dass dies eine Abkehr von den bestehenden Verträgen darstellt und nicht akzeptiert wird. Mit der Deutschen Bahn wurde zudem vereinbart, dass auch über den Vertrag hinausgehende Risiken von der kommunalen Seite nicht übernommen werden.

Schnaudigel berichtete weiter, dass die Deutsche Bahn in absehbarer Zeit nicht plant, den Bahnhof Bretten barrierefrei auszubauen. Sowohl die Stadt Bretten als auch der Landkreis Karlsruhe sehen die Deutsche Bahn als Eigentümerin jedoch in der Pflicht, zumal dieser Bahnhof als Schnittstelle zweier überregionaler Schienentrassen und als Verknüpfungsstelle mit dem regionalen Busverkehr besondere Bedeutung hat und täglich von einer Vielzahl von Fahrgästen genutzt wird. Die Stadt Bretten wird sich daher mit Unterstützung der Landkreisverwaltung an das Land wenden und sich um eine Aufnahme des barrierefreien Ausbaus dieses Haltepunktes in ein Förderprogramm bemühen.

Informiert wurde das Gremium über den Sachstand der Einschleifung der S31/S32 (Menzingen/Odenheim – Karlsruhe) in die Karlsruher Innenstadt. Drei verschiedene Trassenvarianten – eine Einschleifung direkt am Bahnhof Durlach, nach dem Bahnhof Durlach und nach dem Hauptbahnhof über den Albtalbahnhof – haben die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) untersuchen lassen. Der Abteilungsleiter Bau/Infrastruktur bei der AVG, Dr. Ing. Reinhard Bickelhaupt, erläuterte, dass die Variante „Hauptbahnhof“ ausscheide, nachdem sie für den Nutzer den geringsten Nutzen bietet und die Trassenführung aufgrund des Großbauprojekts südlich des Hauptbahnhofs unmöglich wird. Für die beiden anderen Varianten laufen derzeit in Abstimmung mit der DB Netze technische Vorplanungen sowie Ausarbeitungen von Betriebskonzepten. Die Fahrten der S3 Mannheim-Heidelberg-Karlsruhe würden weiterhin auf der bestehenden Trasse verkehren und direkt den Karlsruher Hauptbahnhof bedienen.

Berichtet wurde auch über die Linie S4 Karlsruhe-Bretten, die aufgrund ihrer teilweise einspurigen Gleisführung an ihre Leistungsgrenze kommt. Auf Wunsch des Landkreises hatte die AVG hier ein Gutachten in Auftrag gegeben, das sich mit den einzelnen Engstellen befasst. Der Abteilungsleiter Bau/Infrastruktur bei der AVG Dr. Ing. Reinhard Bickelhaupt stellte vor, welche Abschnitte sinnvoll ausgebaut bzw. angepasst werden sollten, um die Kapazitäten mittelfristig zu erhöhen. Der Verwaltungsausschuss begrüßte diese Überlegungen ausdrücklich.

Zur Kenntnis nahm das Gremium, dass bei der Kosten-Nutzen-Untersuchung für eine Verlängerung der Stadtbahnlinie S11 von Karlsbad-Ittersbach nach Straubenhardt kein Nachweis für eine Förderung erbracht werden konnte und die Gemeinde Straubenhardt deshalb eine weitere ergänzende Untersuchung durchführen möchte.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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