Protest von Landwirten auch aus Bretten und der Region
Sternfahrt mit Traktoren
Stuttgart/Bretten/Region (dpa/lsw) Bauern haben in Stuttgart ihrem Unmut gegen die Agrarpolitik Luft gemacht: An einer Sternfahrt aus vier Himmelsrichtungen beteiligten sich am Freitag nach Angaben der Polizei mehr als 1.000 Traktoren. Es habe größere Verkehrsbehinderungen auf den Zufahrtsstraßen gegeben. Nach Veranstalterangaben waren rund 2500 Schlepper beteiligt. Der Protest der Landwirte richtete sich unter anderem gegen neue Umweltauflagen, das angekündigte Glyphosatverbot, einen verschärften Insektenschutz und ihr niedriges Einkommen.
Auch Alexander Kern sprach auf der Kundgebung
Der Brettener Landwirt Alexander Kern von der Organisation "Land schafft Verbindung", die zum Protest aufgerufen hatte, sagte bei der Kundgebung, inzwischen sei die Politik auf die Probleme der Landwirtschaft aufmerksam geworden. Das reiche aber noch nicht aus. Die Diskussion über die Themen müsse mit den Bauern und frei von Ideologie geführt werden. Die Landwirte waren aus dem ganzen Land gekommen. Albert Gramling aus Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis) war um 7 Uhr mit seinem Unimog nach Stuttgart gefahren. Die Politik gängele die Landwirtschaft durch immer neue Auflagen, sagte er. Gramling und die anderen Teilnehmer fühlen sich in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt und fordern von der Politik und den Verbrauchern mehr Verständnis für ihre Arbeit. Besonders verärgert sind sie über die Pläne zur Düngeverordnung.
"Wir wollen Ausnahmeregelungen haben"
Nach Bayern und Rheinland-Pfalz könnte auch Baden-Württemberg Teile der Düngeverordnung in ihrer jetzigen Form im Bundesrat ablehnen. Schärfere Regeln seien in diesem Maß nicht akzeptabel für das Land, sagte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Es würden Existenzen der Bauern im Südwesten gefährdet. "Wir wollen Ausnahmeregelungen haben in regionalen Fragen, wenn es um die sogenannten roten Gebiete mit einer erhöhten Nitratbelastung des Grundwassers und um grüne Gebiete außerhalb geht", sagte Hauk. Er forderte flexiblere Sperrfristen für das Ausbringen von Düngemittel ebenso wie beim geplanten Verbot der Düngung von Zwischenfrüchten.
"EU-Nitratrichtlinie muss umgesetzt werden"
Der Staatssekretär im Umweltministerium, Andre Baumann, sagte, der Schutz des Grundwassers habe höchste Priorität. Deshalb müsse die EU-Nitratrichtlinie umgesetzt werden. "Sie dient dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor gefährlichem Nitrit und dem Schutz von Umwelt und Natur. Wir dürfen aber dafür nicht unsere Landwirtschaft kaputt machen." Der Protest der Landwirte richtete sich auch gegen das Mercosur-Freihandelsabkommen der EU. Hier befürchten die Betriebe Billigimporte aus Südamerika und weiteren Druck auf ihre wirtschaftliche Existenz.
"Agrarpolitik wir reden mit"
Auf Plakaten bei der Kundgebung war zu lesen: "Ohne Landwirtschaft wirst Du hungrig, nackt und nüchtern" oder "Artenvielfalt nur mit uns Bauern" sowie "Agrarpolitik wir reden mit". Im Land gibt es nach der amtlichen Statistik 39 600 Betriebe, die durchschnittliche Größe liegt bei jeweils knapp 36 Hektar.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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