"Das ist dem Ort nicht zumutbar"
Verkehrschaos aufgrund B 293-Sanierung verschiebt sich innerhalb des Ortes

Die Arbeiten an einem Kreisel in der Wössinger Straße sind einer der Gründe für das hohe Verkehrsaufkommen in den Nebenstraßen von Wössingen. Foto: kuna
  • Die Arbeiten an einem Kreisel in der Wössinger Straße sind einer der Gründe für das hohe Verkehrsaufkommen in den Nebenstraßen von Wössingen. Foto: kuna
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Walzbachtal-Wössingen (kuna) Im Walzbachtaler Ortsteil Wössingen schwelt seit einigen Wochen ein Konflikt zwischen Bürgern und Behörden: Denn die Sanierung der B 293 zwischen Walzbachtal und Bretten bei gleichzeitigen innerörtlichen Arbeiten an einem Kreisverkehr in der Wössinger Straße haben zu einem deutlich gestiegenen Verkehrsaufkommen in den Nebenstraßen des beschaulichen Ortes geführt. Während die Gemeinde Walzbachtal und das planende Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe bereits mit einigen Maßnahmen zur Entlastung der Anwohner reagiert haben, scheint sich die Problematik nun auf andere Stellen von Wössingen zu verlagern.

Neue Einbahnstraßenregelung

Eine zentrale Maßnahme zur Verkehrssicherung ist die Einrichtung einer Einbahnstraße, die seit 4. September in der Ludwigstraße, Seestraße und Hallenstraße gilt. In der Seestraße, in der sich auch der Kindergarten Moby Dick befindet, gilt zudem ein Tempo-20-Limit sowie ein Durchfahrtsverbot für Lkw. Die Gemeinde hat zudem an verschiedenen Gefahrenstellen Poller und Warnbarken sowie Schilder und Fahrbahnmarkierungen angebracht, die Autofahrer auf die geltenden Verkehrsregeln hinweisen sollen.

Antworten des Verkehrsministeriums auf Anfrage von FDP-Abgeordnetem

Eingeschaltet in die Diskussion hat sich wiederholt auch der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung, der die Wössinger Verkehrsproblematik nun bis an das Verkehrsministerium Baden-Württemberg herangetragen hat. Die Antworten des Ministeriums verkündete er am Montagabend bei einem Vor-Ort-Termin vor dem Kindergarten Moby Dick. Anwesend waren rund 20 Personen, darunter die Gemeinderäte Sascha Fanz (FDP) und Levin Huthwelker (Grüne) sowie Vertreter einer Bürgerinitiative (BI), die sich seit mehreren Monaten gegen den Mehrverkehr wehrt. Weitere Gemeindevertreter, darunter Bürgermeister Timur Özcan, waren aufgrund einer parallel stattfindenden Sitzung des Ältestenrates verhindert.

Autofahrer fahren gegen Fahrtrichtung

Jung bekräftigte, dass die Einbahnstraße nur aufgrund des „massiven öffentlichen Drucks“ eingerichtet worden sei. Vor Ort wurde dennoch deutlich, dass es immer noch vereinzelte Autofahrer gibt, die – sei es aus Unkenntnis oder Gewohnheit – entgegen der vorgeschriebenen Richtung fahren. Mehrere Bewohner schilderten zudem ihre Erfahrung, dass so mancher Fahrer aggressiv reagieren würde, sobald man ihn auf die geltenden Regeln hinweisen würde.

Einbahnstraße "enorme Erleichterung"

Jung unterbreitete daher seinen Vorschlag, dass junge Bereitschaftspolizisten im Rahmen von Schulungsmaßnahmen die Seestraße kontrollieren könnten. Anna-Lena Pfund, Sprecherin der BI, bekräftigte dennoch, dass die Einbahnstraße eine „enorme Erleichterung“ darstellen würde. Nur ein kleiner Anteil an Autofahrern würde sich nicht an die geltende Richtung halten.

Ministerium: innerörtliches Verkehrsaufkommen "deutlich gesenkt"

In seinem Antwortschreiben erklärt das Verkehrsministerium weiterhin, dass das innerörtliche Verkehrsaufkommen sowie der Lkw-Verkehr nach Erkenntnissen des RP bereits „deutlich gesenkt“ worden seien. Dieser Eindruck sei der Behörde auch von den Gemeinden Walzbachtal und Bretten-Dürrenbüchig bestätigt worden. Was die Verkehrssicherheit anbelangt, habe es innerhalb von Wössingen außerdem nur einen polizeilich bekannten Unfall mit Sachschaden gegeben, der beim Rangieren eines Fahrzeuges entstanden sei. Insgesamt sei die Sicherheit „durch die bereits durchgeführten Maßnahmen deutlich verbessert“ worden, so das Verkehrsministerium. Von einer heiklen Situation berichteten dagegen einige Anwohner: So sei es einem Rettungswagen an der Eisdiele in der Durlacher Allee aufgrund des dichten Verkehrs rund zehn Minuten nicht möglich gewesen, abzufahren.

Pförtner-Ampel nicht umsetzbar

Bekannt wurde durch das Antwortschreiben aber auch, dass der Vorschlag von Jung, eine Pförtner-Ampel vor Wössingen einzurichten, vonseiten des Landratsamtes und der Polizei abgelehnt wird. Eine solche Ampel, die den Verkehr dadurch steuert, nur eine begrenzte Zahl an Fahrzeugen passieren zu lassen, ist laut Verkehrsministerium nur umsetzbar, sofern sich an der gewünschten Stelle bereits eine reguläre Ampel befindet. Dies sei nicht der Fall.

Kritik an Auftreten von Jung

An dem öffentlichkeitswirksamen Auftreten von Jung, der bereits mehrere Vor-Ort-Termine durchgeführt hat, wurde allerdings auch Kritik laut. So erklärte Gemeinderat Huthwelker, dass der Druck auf die Behörden auch von anderen Seiten gekommen sei, die weniger öffentlich auftreten würden. Dabei verwies er auf weitere Landtagsabgeordnete sowie die Gemeinde Walzbachtal. Die Parteipolitik empfand Huthwelker daher als „nicht angebracht“. Jung verwies wiederum darauf, dass er kein Teil der Landesregierung sei und mit derartigen Anliegen grundsätzlich eine "maximale Öffentlichkeit" suchen würde.

Anwohnerin aus anderem Wohnviertel: Verkehr hat sich verlagert

Gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news äußerte auch eine Anwohnerin des Wohnviertels hinter der Bahnlinie Wössingen-Ost ihre Kritik. Annette Hochadel erklärt, dass die Einbahnstraße in der Ortsmitte zu einer „massiven Steigerung“ des Verkehrs in den anderen Wohngebieten führen würde, so zum Beispiel im Bereich der Haltestelle Wössingen-Ost und der Kreuzung Alte Straße/Bruchsaler Straße. In einer Stunde, in der normalerweise vier bis fünf Autos fahren würden, wären es nun zu Stoßzeiten mehr als 300 Fahrzeuge. Hochadel bezeichnet dies als „autobahnähnliche Zustände“.

"Ist dem Ort nicht zumutbar"

Nach ihrer Kenntnis käme es auch auf der anderen Seite des Ortes zu einer steigenden Belastung. „Das ist dem Ort nicht zumutbar“, meint Hochadel. Sie habe sich schon mehrfach an die Gemeinde gewandt, allerdings sei bisher nicht viel passiert. Angesichts des Auftretens von Jung meint Hochadel, dass dieser seinen Fokus auf die ganze Gemeinde legen und bedenken sollte, welche Konsequenzen Maßnahmen wie die Einbahnstraße auf andere Wohnviertel hätten.

Mehr dazu lesen Sie auf unserer Themenseite "Sanierung B293 Wössingen".

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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