Staatssekretärin Elke Zimmer bei Vor-Ort-Termin
Verkehrsentlastung durch Lkw-Maut
Kraichtal (hk) Im Rahmen ihrer Sommertour besuchte die Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr, Elke Zimmer, mehrere Städte und Gemeinden. Auf Einladung der Abgeordneten Andrea Schwarz aus Bretten war die Staatssekretärin vergangenen Freitag zu Gast in Walzbachtal und Kraichtal. Zusammen mit den Bürgermeistern Timur Özcan und Tobias Borho besichtigten Schwarz und Zimmer im Hinblick auf Fahrradmobilität die Orte Wössingen und Jöhlingen, und ließen sich zudem einen Einblick in die Verkehrssituation in Oberacker und Unteröwisheim geben.
"Es wird in dieser Legislatur etwas passieren"
In Kraichtal besichtigten die Staatssekretärin Zimmer und Grünen-Landtagsabgeordnete Schwarz zusammen mit Bürgermeister Tobias Borho zunächst den Stadtteil Oberacker. In einem Rundgang – beginnend am Friedhof, die Brettener Straße entlang, weiter zur Ringstraße bis zum Kirchplatz – veranschaulichte Bürgermeister Borho die Belastungen der Anwohner durch den Durchgangsverkehr. "Regelmäßig staut sich hier der Verkehr", wusste Borho an einer neuralgischen Stelle an der Brettener Straße zu berichten – eine Zumutung für die Anwohner, die durch die hohe Zahl der durchfahrenden Lkws und dem damit einhergehenden Lärm erheblich gestört werden. Landtagsabgeordnete Schwarz stellte zudem fest, dass die Fußgänger auf dem engen Gehweg dem durchrollenden Verkehr gefährlich nahekommen und so einer mangelnden Sicherheit ausgesetzt sind. "Es wird in dieser Legislatur etwas passieren", versprach die Staatssekretärin. Der Koalitionsvertrag beauftrage eine Bundeslösung in einem Zeitrahmen von zwei Jahren zu finden. "Wenn wir dann feststellen, dass es keine Bundeslösung geben wird, dann muss eine Landeslösung her", sagte sie.
Ein neues Wir-Gefühl durch Pfarrhaus
Vor Ort ließ sich die Staatssekretärin auch ein Bürgerprojekt zeigen, das auf den ersten Blick nicht unbedingt mit dem lauten Schwerverkehr in Verbindung steht, wobei sie im Gespräch mit dem Kirchengemeinderatsteam sehr wohl Abhängigkeiten erfuhr. "Ein tolles Projekt, das dazu beitragen soll, den Ortskern zu beleben", sagte Bürgermeister Borho und zeigte auf das umgebaute Gemeindepfarrhaus am Kirchplatz. Dort habe man sich ganz bewusst dazu entschieden, das historische Gebäude nicht zu verkaufen, erklärte Borho und sagte: "Dieses Haus hat einfach Charme." Vorgesehen seien "offene" Räume für die Bürger mit unterschiedlichen Angeboten. Die Scheune, ergänzte Pfarrerin Stefanie Nuß, könnte man herrichten und als Zentrum für Feiern und Treffen nutzen. Als man noch überlegt habe, das Haus zu verkaufen, habe es einen "riesen Aufschrei" gegeben. "Wir haben nun den Eindruck, dass gerade jetzt, wo dieses Projekt anfängt zu laufen, ein neues Wir-Gefühl entsteht", teilte die Pfarrerin der Staatssekretärin mit. Landtagsabgeordnete Schwarz sagte dazu: "Mit Sicherheit wurde den Menschen dadurch bewusst, welches Kleinod sich hier verbirgt und welche Möglichkeiten es an Begegnungen bietet."
"Müssen es dem Schwerlastverkehr so schwer wie möglich machen"
Bürgermeister Borho betonte, dass solche Projekte ganz erheblich mit der Verkehrsinfrastruktur in Verbindung stünden. "Wenn die Ausweichstrecke hier bleibt, haben wir ein immenses Problem. Dann wird es schwer, diesen Platz zu beleben", war er sich sicher. Samuel Schroth, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, und Erwin Gerweck, Mitglied im Kirchengemeinderat, fügten hinzu: "Hier es ist ebenerdig, gerade für die älteren Leute ist das von Vorteil. Es wäre schön, wenn auch der Ortskern verkehrsberuhigt wäre." "Hut ab vor dieser Leistung", sagte die Staatssekretärin und lobte das Engagement der Kirchengemeinde und Bürger, die viele Gedanken und tatkräftige Ideen in das Projekt Pfarrhaus investiert haben. Und weiter: „Ich freue mich sehr, dass sich die Kommune wie auch die Kirchengemeinde auf den Weg gemacht haben, um mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Menschen in Oberacker zu realisieren. Die hohe Zahl insbesondere der durchfahrenden Lkws ist leider eine riesige Belastung für die Anwohnerinnen und Anwohner". Eine Lkw-Maut, auch auf Landesstraßen, könne eine Entlastung bringen, waren sich Zimmer und Schwarz einig. Ein Lkw-Durchfahrtsverbot hingegen würde das Problem an einen anderen Ort verlagern. Schwarz räumte ein: "Wir müssen es dem Schwerlastverkehr so schwer wie möglich machen und sie dazu bringen, die Ortsdurchfahrten links liegenzulassen."
Ertüchtigung der Ortsdurchfahrtsstraße nicht denkbar
Auch beim nächsten Stopp in Unteröwisheim, an der Friedrichsstraße, zeigten sich die Probleme, die durch eine hohe Verkehrslast entstehen. "Eigentlich herrscht um diese Zeit kein Stoßverkehr, aber es ist jetzt schon immens laut, obwohl hier durchgehend Tempo 30 ist", sagte Borho, der sich sichtlich darum bemühte, den Verkehrslärm mit seiner Stimme zu übertönen. Bis zu 18.000 Fahrzeuge würden täglich durch den Ort rollen. Im Vergleich dazu nannte Borho die 3.600 Einwohner in Unteröwisheim. Da sei also eindeutig viel Durchgangs- und Schleichverkehr dabei. Deutlich besser ausgebaut seien die Kreis- und Bundesstraßen Richtung Bruchsal und Eppingen – die zudem auch für ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen ausgelegt seien – als die Landesstraße durch Unteröwisheim. Auch eine Ertüchtigung der Ortsdurchfahrtsstraße wäre nicht denkbar. "Ich kann doch rechts und links die Häuser nicht wegreißen", sagte Borho.
"Lkw-Durchgangsverkehr gehört nicht in eine Ortsdurchfahrt"
Weil die Ortsdurchfahrten den Schwerlastverkehr aber um ein paar Minuten schneller an ihr Ziel brächten, würden diese eher genutzt werden. Zudem würde somit die Wartezeit am Heidelsheimer Bahnübergang vermieden werden. "Es wäre mir ganz wichtig, wenn Sie das mitnehmen", betonte Borho im Gespräch mit Staatssekretärin Zimmer. Eine Verbesserung könne auch eine Bahnverbindung nach Eppingen erzielen, regte der Kraichtaler Bürgermeister an, die es aber bisher im Schienennetz nicht gebe. Um mit dem ÖPNV nach Eppingen zu kommen ist aktuell eine Fahrt nach Bruchsal und von dort ein Umstieg erforderlich.
"Lkw-Durchgangsverkehr gehört nicht in eine Ortsdurchfahrt", resümierte Borho zum Abschluss des Vor-Ort-Termins. Dabei sei es unerheblich, ob es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Landes- oder Kreisstraße handele. Schwerlastverkehr müsse auf Straßen rollen, die auch für diese Verkehrsbelastung ausgelegt seien.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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