"Eine Frage des 'Wo' und 'Wie'"
Zwölf Prozent der Bruchsaler Fläche für Windkraft geeignet

Rund zwölf Prozent der Bruchsaler Fläche könnte für Windkraft geeignet sein (Symbolbild). | Foto: Christian Schwier - stock.adobe.com
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Bruchsal (kn) „Es ist noch nichts entschieden und es gibt noch keinen Beschluss. Wir kommen frühzeitig zu Ihnen, damit Sie sich Gedanken machen, Vorschläge entwickeln und so mitgestalten können. Denn eines ist klar, wenn wir nicht handeln, dann wird für uns gehandelt“, sagte die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold–Schick. Zusammen mit Stadtplanerin Charlotte Klingmüller war sie in den vergangenen Tagen zu Gast bei den Ortschaftsratssitzungen in Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach, um die Ortschaftsräte über den aktuellen Sachstand zu den Planungen von Windkraftanlagen auf der Gemarkung von Bruchsal zu informieren. Dabei betonte sie, dass die Planungen nur beispielhaft seien und es noch keine Festlegung gebe. Zugleich machte sie klar, dass es nicht um das "ob", sondern um das "wo" und "wie" gehe.

Zwölf Prozent der Bruchsaler Fläche für Windkraft geeignet

Hintergrund für die Konkretisierung der Planungen seien die Vorgaben des Landes für den Regionalverband Mittlerer Oberrhein, der 1,8 Prozent seiner Gesamtfläche für Windanlagen ausweisen müsse. Das erklärt die Stadt Bruchsal in einer Mitteilung. Dafür nehme der Regionalverband die Eignung von Flächen aller zugehörigen Kommunen in den Blick. Rund zwölf Prozent der Bruchsaler Gemarkung könnten demnach für den Aufbau von Windkraftanlagen geeignet sein. Innerhalb dieser Flächen ist laut Windatlas ausreichend Wind vorhanden. Gleichzeitig seien in diesen Gebieten vergleichsweise wenig Konflikte vorhanden, da sie außerhalb von Schutzgebieten liegen und Abstand zu Siedlungsflächen halten würden.

"Ein eigenes Bild machen"

„Wir wollen nicht warten, bis der Regionalverband Flächen vorschlägt, sondern uns ein eigenes Bild machen“, machte Klingmüller deutlich. In einer umfangreichen Präsentation stellte sie den Ortschaftsräten mögliche Realisierungsszenarien für den Bau von Windkraftanlagen vor. Bei der Ausarbeitung der in Frage kommenden Standorte hätten sich die Stadtplaner auf die städtischen Flächen konzentriert. „Hier können wir gestalten und finanziell partizipieren. Damit haben wir Mittel zur Verfügung, die wir für Investitionen in den jeweiligen Stadtteilen verwenden können“, so die Oberbürgermeisterin. Nach den ersten beispielhaften Planungen kommen als Areale in Heidelsheim der Nordosten, nördlich der Bahntrasse, und der Südosten, Richtung Gemarkung Kraichtal, sowie das Gebiet zwischen Helmsheim und Obergrombach oder Richtung Gondelsheim in Frage. Alle Flächen sind Waldgebiete.

Vielschichtiges Meinungsbild der Fraktionen

Im Anschluss an die Präsentation hatten die Mitglieder der Ortschaftsräte die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ein Statement abzugeben. Dabei habe sich ein sehr vielschichtiges Meinungsbild abgezeichnet. In Heidelsheim forderte die CDU die Verwaltung auf, die noch offenen Fragen schnell zu klären und ihre Planungen ohne Belastung des Waldbestandes, also ohne Waldflächen, weiterzuführen. Die SPD machte deutlich, dass sie im Kontext der dringend notwendigen Energiewende die Pläne der Stadt voll unterstütze und in jedem Fall mitgestalten wolle. Die FDP verwies darauf, dass die finanziellen Fragen zunächst zu klären seien, und dass ihr das Feedback der Bürger wichtig sei.

In Helmsheim sprachen sich die Mitglieder der Freien Wähler für mehr interkommunale Abstimmung aus. Vertreter der SPD verwiesen in diesem Zusammenhang darauf, dass man die anderen erneuerbaren Energiepotentiale, allen voran die Photovoltaikanlagen auf Dächern, mitberücksichtigen solle.

In Obergrombach stellte die CDU ihre Sorgen um die Folgen solcher Windkraftanlagen vor allem für das Ortsbild in den Fokus. Die SPD gab Einzelstatements ab. Zum einen wurde die Frage nach den Auswirkungen der Windkraft auf das Klima gestellt – jenseits der CO2-Reduzierung. Zum anderen wurde deutlich gemacht, dass man sich nicht verweigern dürfe, wenn man mitgestalten wolle. Die Freien Wähler erklärten, dass die Energiepolitik kommunal nicht planbar sei. Ihnen fehle das große Gesamtkonzept der Bundespolitik.

Bürgerversammlungen und interkommunaler Erfahrungsaustausch gefordert

Bei den Ausführungen der Ortschaftsräte kristallisierten sich in allen drei Ortschaftsräten folgende Forderungen an die Stadtverwaltung heraus: Die Bürger seien in einer Bürgerversammlung umfassend zu informieren, zu Wort kommen zu lassen und so mehr zu beteiligen. Mit den Nachbarkommunen wie zum Beispiel Kraichtal, Neibsheim (Bretten), Gondelsheim, Walzbachtal oder Weingarten sei der interkommunale Austausch zu suchen, um Planungen gemarkungsübergreifend abzustimmen und gegebenenfalls gemeinsame Realisierungsszenarien zu erarbeiten. Außerdem solle sich die Verwaltung bei anderen Kommunen, die Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung haben, über deren Erfahrungen informieren, zum Beispiel bei einem Vorort-Termin.

Offene Fragen berücksichtigen

Eine gemeinsame Bürgerversammlung wurde von der Oberbürgermeisterin zugesagt. Zudem wolle sie mit den Nachbarkommunen in den Austausch über ein gemeinsames Vorgehen gehen. Die offenen Fragen der Ortschaftsräte werden von der Stadtverwaltung gesammelt, geclustert, beantwortet und in einer Serie in den städtischen Medien, im Amtsblatt und auf der Homepage veröffentlicht.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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