Emilia aus Flehingen

Fast vier Doppelzentner Kronkorken für guten Zweck gesammelt

(ger) Emilia Loës ist acht Jahre alt, ein kleines zartes Mädchen mit langen, hellbraunen Haaren. Aber so zierlich sie ist, so beharrlich ist sie auch. Im Frühjahr dieses Jahres hat der Rektor ihrer Grundschule in Flehingen verkündet, dass die Schule sich an einer Aktion beteiligt. Alle Schüler sollen mithelfen, Kronkorken zu sammeln für krebskranke Kinder. „Zuerst hab ich gedacht, was ist das denn?“, erzählt Emilia, die damals in der zweiten Klasse war und noch nicht wusste, was Kronkorken sind. „Eigentlich wollte ich gar nicht mitmachen.“

"Wollte eigentlich gar nicht mitmachen"

Trotzdem hat sie dann zuhause ihrer Mama und ihrem Papa davon erzählt. Und als dann klar war, dass Kronkorken Verschlüsse von Flaschen sind, also etwas, was Emilia sehr wohl kennt, hat sie doch angefangen zu sammeln. Und zu sammeln und zu sammeln.

Kleine Schubkarre voll als erstes Ziel

„Ich wollte eine kleine Schubkarre voll bekommen, dann eine große“, erzählt Emilia, wie die Dimensionen sich geweitet haben. Bald war klar, dass für Emilias Sammelwut die Tonne in der Schule zu klein ist. Also hat sie beschlossen, allein weiter zu sammeln. Dabei war ein in Aussicht gestellter Preis für die ersten drei Plätze beim Sammelwettbewerb ein Anreiz. Aber auch das Sammeln für einen guten Zweck.

Emilia fragt überall nach Kronkorken

„Emilia ist mit dem Thema vertraut, da ihre Oma an Krebs erkrankt ist“, erzählt Anna-Sopie Loës, Emilias Mutter. Emilia habe auch den Kindern helfen wollen, die an dieser heimtückischen Krankheit leiden. Emilia berichtet Familie und Freunden von der Aktion und bittet um Mithilfe beim Sammeln. Der Papa stellt auf seiner Arbeitsstelle eine Box auf, in der die Kolleginnen und Kollegen Kronkorken einwerfen können. Aber damit nicht genug: Bald sagt Emilia überall, wo die Familie hinkommt und wo Getränke konsumiert werden, ihren Spruch auf: „Ich sammle Kronkorken für krebskranke Kinder.“

Schrott wird recycelt, Erlös kommt krebskranken Kindern zugute

Die Sammelaktion in Flehingen haben Jessica und Steffen Hofmann vom Lämmlehof Flehingen ins Leben gerufen. Im Rahmen des Open-Air-Rockkonzerts „Rock die Weide“, das sie seit 2021 auf ihrem Gelände veranstalten, hatten sie zum Sammeln von Kronkorken aufgerufen. Der Weißblechschrott wird recycelt, und der Erlös geht an die Wohltätigkeitsorganisation „Kronen-Kinder“, die damit den Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen unterstützt.

Sammlung zieht von Kinderzimmer in den Schweinestall

In Restaurants und Wirtschaften hat Emilia nach Kronkorken gefragt, auf Dorffesten und auch im Urlaub am Bodensee. Die anfangs im Kinderzimmer gelagerten und von Emilia gezählten Kronkorken vermehrten sich so rasant, dass sie ausgelagert werden mussten. Bei 9.000 hörte Emilia auf zu zählen. Zum Glück wohnt Familie Loës auf einem Aussiedlerhof bei Flehingen und hat damit viel Platz. Im alten Schweinestall fanden kistenweise Kronkorken ein neues Domizil.

"Jeder Kronkorken zählt!"

Wenn die Oma mit einem Tütchen kam und sagte: „Emilia, schau mal, ich hab welche dabei, aber es sind halt nur ein paar“, erwiderte ihre Enkelin: „Das macht nichts! Jeder Kronkorken zählt, Oma!“
Mitte August wurden die Kronkorken dann auf dem Lämmlehof abgegeben. Emilias Ausbeute transportierte sie mit ihrem Papa und ihrer kleinen Schwester Milena mit dem Traktor an, denn der kleine Autoanhänger reichte nicht aus. „Von welchem Verein kommt ihr denn?“, wurden sie gefragt bei der Abgabe. 392 Kilogramm Kronkorken hat Emilia gesammelt – das sind bei einem Gewicht von zwei Gramm pro Korken sage und schreibe 196.000 Stück.

Zweiter Platz nach einem ganzen Dorf 

Und damit hat Emilia den zweiten Platz belegt nach einem ganzen Dorf aus der Pfalz, das 30 Kilo mehr zusammenbekommen hatte. Die Grundschule Flehingen landete auf dem dritten Platz mit 122 Kilogramm. Insgesamt wurden bei der Aktion in Flehingen 1,5 Tonnen Kronkorken gesammelt, die 500 Euro erbracht haben. Mit Geldspenden wurden so 1.000 Euro an die Kronen-Kinder gespendet.

Von 2.000 Menschen bejubelt

Beim Festival „Rock die Weide“ Anfang September wurden die Sieger prämiert. Emilia hat eine Urkunde bekommen, Duschgel und einen Gutschein für den Besuch der Oberderdinger Eisdiele. Die Urkunde sei das beste daran, sagt sie. Wie war das, so auf der Bühne zu stehen und von 2.000 Menschen beklatscht und bejubelt zu werden? „Gut“, antwortet Emilia. Und nächstes Jahr möchte sie den ersten Platz machen, sie sammelt jetzt schon wieder.

Wer Emilia beim Sammeln von Kronkorken helfen möchte, kann sich an Emilias Mutter Anna-Sophie Loës wenden unter der E-Mail-Adresse a.miksch88@web.de.