(Aktualisierung) Bretten: Vorstandsmitglied der DITIB-Moschee Bretten verletzt: Institutionen mit widersprüchlichen Aussagen

In Bretten ist ein 45-Jähriger von zwei maskierten Tätern angegriffen und mit einem Messer verletzt worden. Die Polizei bittet um Hinweise auf die Täter.

Die aktuelle Entwicklung in diesem Fall lesen Sie am Ende des Artikels.

Bretten-Gölshausen (kn) In Bretten ist ein 45-jähriger Türke am Mittwoch, 6. Februar, von zwei maskierten Tätern angegriffen und mit einem Messer verletzt worden. Der Staatsschutz der Kriminalpolizei Karlsruhe ist derzeit mit der Klärung der Tatumstände und Hintergründe beschäftigt, da eine religiöse Motivation der beiden türkisch sprechenden Täter aktuell nicht ausgeschlossen werden könne, so die Polizei.

Gefesselt und mit Messer verletzt

Nach Aussage des Opfers war der Mann am Mittwoch zwischen 22.30 Uhr und 23 Uhr zu Fuß in Gölshausen an der Ecke Weißhofer Grund/Römerstraße unterwegs. Dort hätten ihn plötzlich zwei Unbekannte von hinten angegangen, mit einem Messer bedroht, in eine dortige Sackgasse dirigiert und an den Händen gefesselt. Dann sei er aufgefordert worden, einige namentlich genannte Besucher einer Moschee, in welcher der Angegriffene selbst tätig ist, in Ruhe zu lassen. Zur Untermauerung der Forderung seien ihm mehrere oberflächliche Schnitt- und Stichverletzungen mit dem Messer zugefügt worden. Zudem habe einer der beiden Täter eine Pistole dabei gehabt, mit deren Griff ihm noch eine Verletzung an der Stirn zugefügt worden sei, so der 45-Jährige gegenüber der Polizei.

Täter werden auf 40 Jahre geschätzt

Die zwei Männer, die vom Opfer auf etwa 40 Jahre geschätzt werden, sind anschließend in Richtung des Industriegebietes "Langenmorgen" geflüchtet. Der verletzte 45-Jährige machte sich schließlich bei einem Anwohner bemerkbar und musste ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Ermittler der Kriminalpolizei bitten um sachdienliche Hinweisen aus der Bevölkerung, die der Kriminaldauerdienst Karlsruhe unter 0721 666-5555 entgegennimmt.

(Aktualisierung, 8. Februar, 17.50 Uhr): In einer Presseerklärung hat sich nun auch der DITIB-Bundesverband zu dem Vorfall geäußert. In der Erklärung heißt es unter anderem, dass es sich bei dem Vorfall um einen "niederträchtigen Übergrifff" auf ein Vorstandsmitglied des örtlichen Moscheeverbandes Ditib in Bretten handele. Laut der Mitteilung hätten sich die Täter als Gülen-Anhänger ausgegeben und das Opfer sowie namentlich weitere Personen bedroht. Der Prediger Fethullah Gülen, der in den USA lebt, wird von der türkischen Regierung für den Putschversuch von 2016 verantwortlich gemacht.

In der Erklärung der DITIB heißt es weiter: "Mit diesem Übergriff haben die Terror-Übergriffe auf unsere DITIB-Moscheen eine andere, erschreckende Dimension erreicht. Als DITIB-Verband rufen wir die Sicherheitsbehörden dazu auf, in alle Richtungen zu ermitteln und den Überfall zügig und mit Nachdruck aufzuklären. Unsere Gemeinden und Vorstände rufen wir dazu auf, umsichtige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen." Der Verband sei eine gemäßigte, gewaltfreie Gemeinschaft, die Konflikte sachlich austrage, heißt es in der Pressemitteilung weiter. "Auch nach diesen Vorkommnissen werden wir besonnen sein, bedacht handeln, uns keinesfalls durch diese Tat provozieren lassen, aber die weitere Entwicklung verfolgen."

(Aktualisierung, 11. Februar, 10 Uhr): In einer Stellungnahme hat sich nun auch der Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes für bürgerschaftliches Engagement (LBE-BW), Muammer Akin, in dem Fallzu Wort gemeldet. Dass die Unbekannten, die das Vorstandsmitglied des örtlichen Moscheeverbandes Ditib in Bretten überfallen haben, Teil der Gülen-Bewegung seien, bezweifelt Akin. Dieser Vorwurf sei "haltlos". Und weiter: "Die Menschen der Hizmet-Bewegung (auch "Gülen-Bewegung" genannt; Anm. d. Red.), die seit vielen Jahren Verleumdungen, Folter, der sozialen Isolationsowie einer regelrechten Hexenjagd ausgesetzt sind, haben sich entgegen dieser Umstände niemals gewalttätigen Mitteln bedient. Ihre tiefe Überzeugung vom Prinzip der Gewaltfreiheit in jeder Situation hat sie stets davon abgehalten, Gewalt anzuwenden."

Der Vorfall entbehre jeglicher Beweise und stütze sich lediglich auf haltlosen Behauptungen und Anschuldigungen, wird Akin deutlich. "Solange keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, darf keine Person und Institution beschuldigt, beziehungsweise die Tat ihr zugerechnet werden", so der Vorsitzende. Der LBE-BW wünsche dem Opfer indes schnelle Genesung und vertraue auf eine "unverzügliche Sachverhaltsaufklärung
seitens der Sicherheitsbehörden". Die Täter müssten "umgehend zur Rechenschaft
gezogen werden".

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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