Corona-Update der RKH Kliniken
Klinik-Mitarbeiter am Anschlag
Region (ger) „Die Kliniken stehen an der Wand“, mit diesem Satz leitete Professor Jörg Martin, Geschäftsführer der Regionalen Kliniken-Holding (RKH), zu der auch die Rechbergklinik Bretten und die Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal gehören, das wöchentliche Corona-Update am Donnerstag, 2. Dezember, ein. Man sei gespannt, ob die Ministerpräsidentenkonferenz den Vorschlägen der Medizin folgen werde. Die Mitarbeiter seien nach 18 Monaten Pandemie am Anschlag. „Dennoch ziehen sie weiter super mit, darauf sind wir sehr stolz.“
Risiko, dass Patienten unter Standard versorgt werden
Laut Dr. Stefan Weiß, Leiter des Corona-Krisenstabsmanagements in den RKH Kliniken, haben sich die Fallzahlen der Covid-19-Patienten auf einem hohen Niveau eingependelt, was aber noch keine Entspannung bedeute. In einigen Bereichen habe man Betten für Corona-Patienten ausgebaut, so dass auf den Intensivstationen der RKH Kliniken jetzt 108 Betten zur Verfügung stünden. Landesweit betrage der Anteil von Covid-Patienten in Intensivbehandlung 40 Prozent, zum Stand 2. Dezember sind in Baden-Württemberg 655 Corona-Patienten auf Intensivstation. Bis Mitte Dezember erwarte man, dass diese Zahl auf 700 Patienten ansteigen werde, dazu werden voraussichtlich 1.150 Infizierte auf den Normalstationen kommen. Dadurch sei mit einer Versorgungskrise in der Akutversorgung im Nicht-Covid-Bereich zu rechnen. Konkret heiße das, dass für alle Patienten das Risiko bestehe, dass sie nur noch unter Standard versorgt werden könnten. Stationen müssten zusammengelegt werden, um weitere Kapazitäten für Corona-Patienten zu schaffen.
Spitze der zweiten und dritten Welle überschritten
Professor Götz Geldner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie im RKH Klinikum Ludwigsburg und Koordinator der Versorgungscluster in Baden-Württemberg, betonte, man habe die Spitze der zweiten und dritten Welle mittlerweile überschritten und bereite sich auf bis zu tausend Covid-Patienten vor, die ein Intensivbett brauchen würden. Das bedeute in Konsequenz auch ernsthafte Einschnitte für die Notfallversorgung von Patienten, etwa in Folge von (Glatteis-)Unfällen. Man priorisiere jetzt schon, aber: „Wir behandeln alle, die sonst Schaden nehmen würden“, so Geldner, verschiebe aber, was möglich sei. So würden alle Kliniken eine große Welle an Operationen nach hinten schieben.
Auswirkungen der Corona-Maßnahmen erst an Weihnachten sichtbar
Die Zahl der Verlegungen habe, so Geldner, zugenommen, bisher würden die meisten aber noch innerhalb Baden-Württembergs verlegt, nur rund zehn Patienten habe man in andere Bundesländer gebracht. Er bestätigte auch, dass die allermeisten Covid-Patienten in RKH-Intensivbehandlung nicht geimpft seien: „In Ludwigsburg haben wir einen Patienten, der fünf Tage nach seiner Erstimpfung positiv getestet wurde. Alle anderen Patienten sind nicht geimpft.“ Die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen sehe man frühestens an Weihnachten. „Es dauert zwei, eher drei Wochen, bis das auf Intensiv durchschlägt.“
RKH-Geschäftsführer für eine Impfpflicht für medizinisches Personal
Die Pandemie habe auch gravierende Auswirkungen auf die ökonomische Situation in den Kliniken, führte Martin aus. Das Verschieben von planbaren Operationen bringe finanzielle Einbußen mit sich. Man fordere daher von der Politik einen Krankenhausrettungsschirm. Dem Personalmangel, derzeit noch verschärft durch einen Krankenstand von 25 Prozent, könne mit einer Aussetzung der Personaluntergrenzen sowie dem Abbau von Bürokratie begegnet werden. Dass in der Pandemie zahlreiche Pflegekräfte ihrem Beruf den Rücken gekehrt hätten, müsse man dringend ausgleichen, indem etwa die Ausbildung bessere Förderungen erfahre. „Sonst kann die Versorgung in Deutschland schwierig werden.“ Martin sprach sich auch für eine Impfpflicht für medizinisches Personal und in der Altenpflege aus. „Für mich gehört das zum Berufsethos.“
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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