Lage in den RKH-Kliniken
"Respekt vor Corona verloren"

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Region (kn) Der hohe Mitarbeiterausfall bereitet den Kliniken in der derzeitigen Pandemiephase die meisten Schwierigkeiten, so das Resümee der Pressekonferenz der RKH-Kliniken. Zu den üblichen zehn bis 15 Prozent Mitarbeiter, die um diese Jahreszeit krankheitsbedingt ausfallen würden, kämen nochmals so viele hinzu, die wegen einer Covid-19-Infektion nicht arbeiten könnten. In manchen Bereichen fehlten 25 bis 30 Prozent Kräfte, was – so Professor Götz Geldner, Chef-Anästhesiologe im RKH Klinikum Ludwigsburg und zuständig für die Versorgungscluster im Land – besonders in Hotspots mit hohen Inzidenzen und ergo auch besonders vielen Patienten problematisch sei.

"Respekt vor Corona verloren"

„Viele haben den Respekt vor Corona verloren und unterschätzen es“, brachte Dr. Stefan Weiß, Leiter des Krisenstabs an den RKH-Kliniken, die Situation auf den Punkt. Die Lage auf den Intensivstationen, führte Weiß aus, sei weiterhin entspannt, hier bereite Corona momentan keine Probleme mehr. Dafür seien die Zahlen der Covid-19-Infizierten auf Normalstation drastisch angestiegen. So ware am Donnerstag, 24. März, 145 von 159 Betten für Coronapatienten belegt. In der Rechbergklinik Bretten sind alle elf verfügbaren Betten besetzt, in der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal mit 29 Betten sogar eine Überbelegung von zwei Betten erreicht. Die Versorgung der Covid-19-Fälle sei arbeits- und zeitintensiver und belaste die Pflege daher mehr.

"Ein bisschen auf der Bremse bleiben"

„Immer mehr Mitarbeiter sind in Isolation und Quarantäne. Das ist unsere Achillesferse“, betonte Weiß und führte weiter aus, dass bei der inzwischen vorherrschenden Omikron-Untervariante BA.2 die Viruslast länger hoch sei, was dazu führe, dass die Mitarbeiter tatsächlich zehn bis 14 Tage fehlten und ein Freitesten nach sieben Tagen in der Regel nicht möglich sei. Und eine Trendwende sei noch nicht absehbar: Man gehe davon aus, dass die Inzidenzen noch weiter steigen würden. In diese Situation hinein kämen die angekündigten Öffnungsschritte, dazu noch die Osterfeiertage. Die Sehnsucht nach Normalität bezeichnete Weiß als „menschlich verständlich“, aber epidemiologisch ginge es jetzt zu schnell. „Ein bisschen auf der Bremse zu bleiben“, wäre sinnvoller, so Weiß, und empfahl daher dringend, in Innenräumen weiter Maske zu tragen.

Enttäuscht von der Politik

RKH-Geschäftsführer Professor Jörg Martin zeigte sich enttäuscht von der Politik und dem amtierenden Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Den Ländern werden mit der neuen Verordnung alle Handhabe genommen. „Das wird uns Kopfzerbrechen bereiten“, befürchtete er. Vor dem Hintergrund, dass man nicht-immunisierte Mitarbeiter per Brief habe an die Gesundheitsämter melden müssen, weil der digitale Zugang nicht rechtzeitig bereitgestellt worden sei, bringe ihn die Ausrede der Krankenkassen, sie könnten bei der Durchsetzung einer Impfpflicht nicht behilflich sein, weil nicht genügend Papier zur Verfügung stünde, doch sehr zum Nachdenken. Die  Mitarbeiter in den Kliniken arbeiteten weiter engagiert, seien aber am Limit. „Management heißt Zukunft planen“, appellierte er an die Politik, die sich dringend Gedanken machen müsse, wie sie die medizinische Versorgung der Bevölkerung sichern und das Gesundheitssystem krisenfest machen wolle. „Im Herbst kommt wahrscheinlich wieder eine Welle, womöglich mit einer Virusvariante, die gefährlicher ist.“

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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