Bigband-Sound pur mit dem Sansibar-Effekt
Ob brachiale Tongewalt einer gut aufgelegten Bigband oder leise Töne einer smarten Sängerin, ob Welturaufführung von "Flavours of Sansibar" des Brettener Komponisten Bernd Willimek oder Bebop-Jazz der 60er Jahre - für Freunde des gepflegten Bigband-Sounds war alles dabei am vergangenen Samstag in der Brettener Stadtparkhalle. Peter Lehel brachte die Bigband der Karlsruher Musikhochschule schnell auf Touren - sehr zur Freude der Zuhörer in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtparkhalle.
Bretten. (wod) Dass die jüngst als Saalbach-Philharmonie bezeichnet worden sein soll, dürfte der aktuellen fünften Jahreszeit zuzurechnen sein - denn ihr Turnhallen-Ambiente wird diese Location nicht los. Wer sich aber dem Sound der Bigband hingab, hatte schnell vergessen, wo er sich befand und alles Drumherum ausgeblendet.
Peter Lehel, Arrangeur, Komponist und Saxophonist, hatte die jungen Musiker der Musikhochschule Karlsruhe bestens eingestellt und immer im Griff. Ein Streifzug durch Bigbandmusik vergangener Jahrzehnte stand auf der Tagesordnung, die jungen Talente meisterten sie bravourös. Auch wenn anfangs noch die ein oder andere Unsicherheit spür- und hörbar war, von Takt zu Takt steigerte sich die Band, getrieben von einer groovenden Rhythmusgruppe und von Stück zu Stück kompakter agierenden Bläsern. Spätestens bei dritten Titel hatten die jungen Musiker ihre Aufregung abgeschüttelt, "Gonna fly now", besser bekannt als der Rocky-Soundtrack, schüttelte die Fangemeinde im Saal schon ganz ordentlich durcheinander.
Musikalische Reise nach Sansibar
Ruhiger ließ es Lehel angehen, als Anna-Lena Auer mit ihrer Stimme der Bigband vokalen Glanz aufsetzte. George Gershwin grüßte, ein adaptiertes Michael Boublé-Arrangement von "I'm feelin good" entsprach genau der Befindlichkeit des Publikums zu diesem Zeitpunkt und bei "Skyfall", ja dem James Bond-Soundtrack, stimmte dann einfach alles.
Zu einem Ausflug nach Sansibar lud die Band dann gleich nach der Pause ein: Der Brettener Bernd Willimek hat die musikalische Reise in drei Sätzen komponiert, seiner Frau Daniela perlende Pianoläufe am laufenden Band in die Noten geschrieben und der Bigband seine Emotionen in die Partitur diktiert. Exzessiv tanzend oder relaxed on the beach - Willimeks zeichnete ein Stimmungsbild in Tönen der ostafrikanischen Lebensart: Dem tosenden Applaus nach ist ihm das gelungen.
Saxophon, Trompete und Kontrabass
Zurück zum Jazz der 60er Jahre: Peter Lehel entführte mit einem furiosen Sax-Solo in die Zeit von John Coltrane, duellierende Trompeten hörte man bei Lehels Komposition "Husarenritt", ein Stück, bei dem sich die jungen Solisten so richtig austoben durften.
Noch ein Jazzer der alten Schule erfreute Ohr und Herz, Kontrabassist Charles Mingus: Sein "Moanin" featurte die Saxofone, und ganz zum Schluss ließ Lehel noch Pat Matheney erklingen. Mit der Zugabe "Every summer night" erlosch schließlich das musikalische Feuerwerk dieses Abends, mit dem die Band samt Solisten, die Besucher in den Abend entließ - nachdem sie den ganzen Abend jazzig, funky und teils auch rockig groovend Bigband at its best zelebriert hatten. Respekt!
Autor:Gerd Markowetz aus Bretten |
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