Altstadtrettung Bretten
Die Brettener Gartenschau als Klima- und Altstadtkiller?
Ich habe nichts gegen die Gartenschau. Sie wird Besucher in unsere schöne Stadt ziehen, was dem Kulturleben und der Wirtschaft höchst wahrscheinlich nicht zum Nachteil gereichen wird.
Vergangene Woche habe ich allerdings durch Spione der www.altstadtrettungbretten.de erfahren, dass anscheinend bereits kommende Woche die Fachwerkscheune aus dem Jahr 1738 (s. Balkeninschrift auf dem Foto) abgerissen werden soll. Angeblich um Platz zu schaffen für die Gartenschau 2031. Mehr weiß ich nicht. Natürlich darf die Stadt das, das Gebäude samt der zugehörigen Wohnhäuser (s. Foto) in der Oberen Kirchgasse gehören ihr. Auch letztere sollen irgendwann abgerissen werden. Ebenso sollen diverse ehemalige Mühlgebäude dereinst für die Gartenschau weichen.
Die Scheune im Löwenhof (hinter Obere Kirchgasse 29) bietet eigentlich mit ihrer vor wenigen Jahren neu sanierten Fachwerkseite (s. Foto) eine schöne Perspektive für die Besucher des Restaurant Saigon (ab März im Löwenhof) und des Hotels. Das Fachwerk ist aufgrund des jahrelangen Leerstandes inzwischen durch Efeu zugewuchert. Nach einem Abriss würden die Gäste auf die rückwärtigen Fassaden der Gebäude in der oberen Kirchgasse blicken.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob meine Informationen zutreffen und habe daher bereits zwei freundliche Emails an OB Wolff geschrieben. Darin bat ich um eine kurze Stellungnahme, bot Alternativen und Unterstützung an, bisher ohne Erfolg.
Eigentlich ging das Gespräch zwischen der Altstadtrettung und der Stadtverwaltung am 13.01.2022 freundlich auseinander, OB Wolff wollte in engem Austausch mit uns bleiben. Falls der Abriss der Scheune tatsächlich kurz danach beauftragt wurde, so stellt dies eine herbe Enttäuschung für die Altstadtrettung dar. Erst aus der Presse habe wir heute erfahren, dass der Abriss nicht ausgesetzt wird.
Leider wurde die Altstadtrettung auch im Fall der Scheune nicht konsultiert. Schade. Wir wollen der Stadt ja nichts Böses. Wir hätten die Stadt wie immer ehrenamtlich mit konstruktiven, kreativen Vorschlägen gerne unterstützt. Schließlich bietet die Scheune gerade für die Gartenschau eine Bereicherung. Das Gebäude ist kein aufwändiger Sanierungsfall, die Substanz samt Dach ist sehr gut erhalten. Das im Gebäude gebundene CO2 müsste nicht klimaschädlich freigesetzt werden. Zudem wird der Abriss mindestens 10.000€ kosten ohne einen Mehrwert zu generieren. Mit diesem Geld könnte die Scheune nachhaltig in die Gartenschau integriert werden. So könnten die Gefache geöffnet, eventuell durch Glas ersetzt und somit bspw. ein Gewächshaus oder ein "Ruhepavillion" inmitten eines bepflanzten und in die Gartenschau integrierten Löwenhofes geschaffen werden. Die Altstadtrettung würde bei baulichen Maßnahmen tatkräftig mit anpacken. Nur abzurasieren finden wir nämlich irgendwie langweilig und kreativlos.
Ein Abriss der Scheune auf "Vorrat", ohne nachfolgende Planung und Finanzierung ein weiteres Beispiel für nicht-nachhaltige Städteplanung. Für mich passt das überhaupt nicht zu einer in einem Jahrzehnt stattfinden Gartenschau, zu deren Beginn ganz sicher auf ihren Umgang mit Kulturgütern und auf die CO2 Bilanz geschaut werden wird. Schließlich sieht das Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg klare Vorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen vor: Der Ausstoß des Landes soll gegenüber 1990 bis 2030 um mindestens 65 Prozent sinken. Wann will Bretten beginnen, seinen Beitrag beizusteuern? Ich möchte im Jahr 2031 keine peinlich schmutzige Gartenschau in meiner Heimatstadt, die ihren Kulturgüter und dem Klima völlig unnötig geschadet hat. Das Widerspricht der "Natur" der Sache.
Falls du meine Meinung teilst oder Kritik an meiner Argumentation hast, dann melde dich gern unter:
Autor:Matthias Goll aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.