Brettener Narren nehmen Innenstadt in Beschlag
Kampf gegen verpestete Luft wird ausgezeichnet

Simone Braun (links) erhielt den diesjährigen "Brettener Hundlesorden". | Foto: kuna
14Bilder
  • Simone Braun (links) erhielt den diesjährigen "Brettener Hundlesorden".
  • Foto: kuna
  • hochgeladen von Kathrin Kuna

Bretten (kuna) Die Narren haben den Brettener Marktplatz am Samstagmittag, 27. Januar, in Beschlag genommen und damit die fünfzigste Brettener Bütt vor dem Alten Rathaus proklamiert. Mit dem traditionellen Narrenzug läuteten Gardetänzerinnen, Elferrat, Musiker der Stadtkapelle und eine närrische Abordnung aus Wössingen mit einem kurzweiligen Programm die bunte Faschingszeit ein. 

Mit dem „Brettener Hundlesorden“ ging die diesjährige Auszeichnung an die Brettener Bürgerin Simone Braun, die sich gegen den Gestank der Firma Deuerer Tiernahrung in Rinklingen gewehrt und damit einen ersten Erfolg erzielt hat.

OB Wolff bildet nur einen Nebenschauplatz

Bütt-Präsident Bernd Neuschl kam in seiner Proklamation auf die vielen irrsinnigen Entwicklungen der Stadt zu sprechen. Der erst vor kurzem bekanntgewordene Rücktritt von Oberbürgermeister Martin Wolff bildete dabei nur einen Nebenschauplatz und wurde von Neuschl mit dem Wunsch kommentiert, dass dieser nun hoffentlich kein KSC-Präsident werden möge.

"Wenn Putin bellt, werden die Lichter nachts ausgestellt"

Mehr Beachtung fand dagegen die städtische Bemühung zum Energiesparen durch das Ausschalten der Straßenbeleuchtung bei Nacht. „Wenn Putin bellt, werden die Lichter nachts ausgestellt“, stellte Neuschl fest. Er betonte zugleich, dass die ausgeschalteten Laternen zu einem Verlust des Sicherheitsgefühls bei der arbeitenden Bevölkerung geführt hätten und es bereits zu dem einen oder anderen Beinbruch gekommen sei.

Dürrenbüchig und Wössingen von Bretten abgeschnitten

Erwähnung fand auch die Baustellensituation im vergangenen Sommer. Durch die Sanierungsarbeiten am „Karlsruher Dreieck“ in 2023 wurden Dürrenbüchig und Wössingen kurzerhand von Bretten abgeschnitten. In dieser Vorgehensweise möge man sich vom Regierungpräsidium „gedisst“ gefühlt haben, aber, so Neuschl, wirklich vermisst habe man die beiden Orte in Bretten nicht wirklich.

Bretten als Austräger der olympischen Sommerspiele?

Für das klaffende Loch vor der St. Laurentiuskirche fand der Präsident der Brettener Bütt eine ganz eigene Verwendungsmöglichkeit: So könnte die ruhende Baustelle, die aufgrund gestiegener Zinsen derzeit nicht von dem Investor bebaut wird, doch nach der Gartenschau in 2031 mit einem Schwimmbecken zum Austragungsort der olympischen Sommerspiele werden. Mit Norbert Grießhaber, Träger des Hundlesordens 2023 und Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kraichgau, hätte man zugleich einen Premium-Sponsor vor Ort. Als Alternative fielen Neuschl aber auch eine weitere Tiefgarage ein oder die Möglichkeit, das Loch für Bohrungen nach Öl oder Erdwärme zu nutzen.

Rohre an Tiefgarage als "optische Qual"

Die vor kurzem eröffnete Tiefgarage an der Sporgasse jedenfalls sei aufgrund der beiden langen Belüftungsrohre aus Edelstahl eine „optische Qual“. Benennen könnte man sie doch „Simmel“ und „Pfeifer“ und hätte mit dem umtriebigen Alt-OB Paul Metzger zugleich jemanden an Boot, der sich um deren Restaurierung kümmern würde.

Kommunalpolitiker werden zu Krippenfiguren

Viel Gemeckere habe es auch über den jüngsten Weihnachtsmarkt gegeben. Für diesen müsse es beim nächsten Mal eine echte Attraktion geben. Auch dafür hatte Neuschl natürlich einen Vorschlag in petto: Lebendige Krippenfiguren, gespielt von den Brettener Kommunalpolitikern. Über die Zuteilung der Rollen musste der Bütt-Präsident nicht lange nachdenken: Mit Noch-OB Martin Wolff und seiner Gattin Elke als Maria und Josef sowie Bürgermeister Michael Nöltner als Jesuskind, „das der Stadt Erlösung bringt“, würden die Stadträte die restlichen Rollen übernehmen.

Dabei schwebten Neuschl die drei SPD-Stadträte Birgit Halgato, Valentin Mattis und Edgar Schlotterbeck als die drei Weisen vor Augen, während die Grünen-Fraktion das Hirtenvolk darstellen würde. Die FDPler, Freien Wähler und CDUler seien der „Engelschor der bürgerlichen Mitte“ und die Fraktion der "aktiven" die blökende Herde. Die beiden Fraktionslosen, Sibille Elskamp und Ariane Maaß, würden nicht etwa als Ochs und Esel auftreten, sondern natürlich als Engelschor-Duo.

"Fasching hat mit Faschismus nichts an der Kappe"

Neuschl kam weiterhin auf die Dauerproteste und die Bedeutung der Meinungsfreiheit zu sprechen, den Verkauf der Brettener Woche an die BNN („Möge die Medienlandschaft keine Monokultur werden“) und das zugeklebte Hakenkreuz am Alten Rathaus. Zum Abschluss machte er, mit Blick auf die aktuellen Demonstrationen, deutlich: „Fasching hat mit Faschismus nichts an der Kappe.“

Simone Braun will Deuerer auch zukünftig begleiten

Im Anschluss wurde der "Brettener Hundlesorden" an Simone Braun überreicht, die sich gegen den Gestank des Tiernahrungsherstellers Deuerer beim Regierungspräsidium Karlsruhe zu Wehr gesetzt hatte und damit bewirken konnte, dass das Unternehmen nun Aktivkohlefilter einbauen müsse. Sie versprach den anwesenden Narren, auch zukünftig die Transformation dieses Unternehmens „engmaschig zu unterstützen und zu begleiten.“

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.