Speierling und Indianerbanane
Seltene Früchte in der badischen Toskana
Bretten/Region (ra) Das Landschaftsgebiet Kraichgau liegt zwischen Odenwald, Schwarzwald und Oberrheinischer Tiefebene. Die Gegend wird in der Literatur auch als badische Toskana bezeichnet. Das Brettener Hügelland gehört dazu. Die höchste Erhebung im Kraichgau ist die Burg Steinsberg bei Sinsheim-Weiler mit 333 Metern über NN. Der Bergfried der Burg wird auch als Kompassnadel des Kraichgaus bezeichnet. Diese geringe Höhenlage mit mildem Klima und der Lössboden tragen zur Fruchtbarkeit des Kraichgaus bei. Feigen gedeihen inzwischen in vielen Hausgärten. Der aufmerksame Betrachter findet aber auch seltene uralte Bäume und exotische Büsche, die erst in jüngerer Zeit angepflanzt werden.
Der Speierling
Der Speierling ist ein mächtiger Baum, der annähernd 20 Meter hoch werden kann. Von weitem sieht er wie ein Birnbaum aus, aus der Nähe sieht man Unterschiede. Sein Stamm ist in sich gedreht, seine Blätter haben Ähnlichkeit mit der Esche, nur kleiner. Die Römer haben den Baum - wie so vieles - nördlich der Alpen angesiedelt. Der Speierling ist seit dem 4. Jahrhundert vor Christus nachweisbar. Schon Karl der Große hat ihn um 800 n. Chr. in seine Liste der Obstbäume aufgenommen. Seine Früchte gleichen Miniäpfeln und Minibirnen mit einem Fruchtdurchmesser von zwei bis vier Zentimetern, sind gelbgrün bis bräunlich, sonnenseits rötlich und im überreifen Zustand roh essbar. In geringen Mengen dem Apfelmost beigemischt, erhöht der gerbstoffreiche Saft der Früchte dessen Haltbarkeit. Aus der Frucht des Speierlings kann auch Mus, Marmelade und Branntwein hergestellt werden. In der Volksmedizin spielten die vollreifen Früchte wegen ihres Gerbstoffgehalts eine Rolle als Hausmedizin gegen Durchfallerkrankungen. Die Frucht soll auch gegen „Speien“, also Erbrechen, helfen. Davon hat der Baum seinen Namen, sagt man. Sein dunkelbraunes schweres und sehr hartes Holz wird für Werkzeuge, Musikinstrumente und teure Möbel verarbeitet. Früher wurden auch Naben für Wagenräder draus gefertigt.
"Ha joh, gibt’s bei uns Sperbel"
Im Brettener Land findet man die Bäume in Knittlingen und Ruit sowie in Bauerbach. Dort hat Stadt- und Ortschaftsrat Kurt Dickemann vor Jahren einen Speierling gepflanzt, der jetzt Früchte trägt. Man findet ihn leicht. Er steht direkt hinter der Bügelbergkapelle an der Straße zwischen Bauerbach und Büchig. Dort führt auch der Bauerbacher Talbrückenwanderweg direkt vorbei. Von einem alten Ruiter hört sich die Antwort auf die Nachfrage, ob es noch Speierlinge auf der Gemarkung gibt, so an: „Ha joh, gibt’s bei uns Sperbel. Früher hat ma oi Zoina (Korb) voll zum Most dazu, dass er klar un haltbar werd“.
Paw-Paw, die Indianerbanane.
Eine Blüte mit exotischem Flair, Früchte mit tropischem Geschmack, eine einmalige Herbstfärbung und auch noch winterhart – gibt es das im Kraichgau? Ja, die Indianerbanane (Asimina triloba) besitzt all diese Eigenschaften. Mit ihren purpurroten Glockenblüten und der wunderschönen, leuchtend goldgelben Herbstfärbung besitzt das Gehölz auch einen hohen Zierwert und ist ein Blickfang in jedem Garten. Der drei bis fünf Meter hohe Strauch stammt aus Amerika. Er braucht ein mildes Klima, ist aber winterhart. Indianerstämme nutzten die Früchte roh und verarbeitet als Lebensmittel. Daher der nichtamtliche Name.
Frucht ähnelt einer Mango
Die Frucht ähnelt einer Mango. Sie ist etwa acht Zentimeter lang und drei bis fünf Zentimeter dick. Das weiche, cremige Fruchtfleisch ist mit etwa zwei Zentimeter langen braunen Samen durchsetzt. Die Färbung des Fruchtfleisches kann zwischen orange und weißlich variieren. Der Fruchtgeschmack erinnert an einen Cocktail aus Banane, Mango, Ananas und Vanille, also eine tropische Geschmacksmischung! Sie werden roh gegessen, indem man sie halbiert und, ähnlich wie bei der Kiwi, das weiche, cremige Fruchtfleisch mit einem kleinen Löffel auslöffelt. Man kann die Frucht auch zu Marmelade, Fruchtcocktails oder Süßspeisen verarbeiten.
In Bauerbach steht die Indianerbanane
Der hier gezeigte Strauch steht in einem Garten in Bauerbach. Der Besitzer wurde bei einer Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Technolgiezentrums Augustenberg auf die Pflanze aufmerksam und hat sich einen jungen Busch über den Versandhandel gekauft. Jetzt nach ungefähr acht Jahren bringt er Früchte und ist ein echter Hingucker im Garten. Es gibt mehrere Sorten. Beim Kauf sollte man drauf achten, dass man eine selbstfruchtende Sorte bestellt, oder kann - wenn der Versuch was werden soll - auch einen Befruchterbusch dazu pflanzen.
Autor:Roland Albert aus Bretten |
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