Selbstständige und Musiker in Bretten und der Region ächzen unter Corona-Beschränkungen
Verschärfte Hygiene und kreative Lösungen

Innovative Krisenbewältigung: Dirk Knauer, selbstständiger Liedermacher und Gitarrenlehrer aus Oberderdingen-Flehingen, gibt neuerdings Musikunterricht per Video. | Foto: privat
  • Innovative Krisenbewältigung: Dirk Knauer, selbstständiger Liedermacher und Gitarrenlehrer aus Oberderdingen-Flehingen, gibt neuerdings Musikunterricht per Video.
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BRETTEN/REGION (ch) Von den gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossenen Einschränkungen sozialer Kontakte werden auch bestimmte handwerkliche Dienstleister mit viel Publikumsverkehr und Freiberufler, insbesondere Musiker, in Bretten und der Region hart getroffen. Manche bangen gar um ihre Existenz.

Absagen „noch nicht“ bedrohlich

Die Geschäftsführerin des Brettener Haarstudios Guba, Heidi Hascher, beispielsweise registriert seit Dienstag eine Zunahme von Terminabsagen. „Viele sagen ab, weil sie zur Risikogruppe gehören und Angst haben, andere waren selbst in betroffenen Gebieten und wollen Rücksicht nehmen“, erzählt die Geschäftsfrau und fügt hinzu: „Es rufen auch Leute an, die fragen, ob wir noch aufhaben, und die darüber froh sind.“ Bedrohlich sei die Absagewelle für ihr Geschäft zwar „noch nicht“, so Hascher, aber: „Wir sind, glaube ich, einer der Salons, die noch gut dastehen.“ Laut Bundesregierung dürften Friseursalons ja geöffnet bleiben. Darüber freue sie sich. Zugleich betont sie, dass sie und ihre Mitarbeiterinnen die Hygienestandards noch einmal drastisch verstärkt hätten, unter anderem mit dem Desinfizieren aller Arbeitsmittel nach jedem Kunden und vergrößerten Abständen zwischen den Bedienplätzen, „damit die Kunden keine Angst vor Ansteckung haben müssen.“

Immer „etwas auf der Seite“

Auch freischaffende Künstler, darunter hauptberufliche Musiker aus Bretten und der Region, müssen dieser Tage eine Terminstornierung nach der anderen verkraften. Die ursprünglich aus Bretten stammende Volksmusikgruppe Die Schäfer musste die letzten fünf Auftritte ihrer seit November laufenden Tournee durch Ostdeutschland absagen. „Die Absagen haben mich nicht aus den Socken gehauen, mal abgesehen davon, dass ich keine Socken habe, weil ich nicht nur auf der Bühne, sondern auch zuhause viel barfuß gehe“, nimmt es Uwe Erhardt, einst Mitbegründer und jetzt Chef der Gruppe, mit Humor. Als Freiberufler müsse man für solche Fälle eben immer „etwas auf der Seite haben“.

Bevorstehende Arbeitslosmeldung

Ernster sieht es hingegen bei Erhardts früherem Kollegen Thomas Rothfuß aus. Der ebenfalls aus Bretten stammende Sänger, Gitarrist, Komponist, Entertainer und Autor von humoristischen Büchern, sagt ganz offen: „Eigentlich bin ich derzeit arbeitslos.“ Seine Auftritte in Kliniken und betreuten Wohnanlagen wurden gestrichen. Demnächst will er bei der Arbeitsagentur Unterstützung beantragen. Allerdings zeigt er sich skeptisch, ob auch in Fällen wie seinem unbürokratisch geholfen wird. „Am Montagabend hieß es im Fernsehen, dass es für Selbständige noch keine Lösung gebe.“ Jetzt setzt er seine Hoffnung auf die Zeit ab Mai, zum Beispiel auf geplante Konzerte im Europapark. Und: „Gottseidank sind noch keine Kreuz- und Flussfahrten abgesagt worden.“

Musikunterricht per Videoportal

Während Schäfer-Chef Uwe Erhardt auf seine finanziellen Reserven zurückgreift und sein Musikerkollege Thomas Rothfuß auf Unterstützung durch die Arbeitsagentur sowie seinen privaten Freundeskreis hofft, hat der Flehinger Liedermacher und Gitarrenlehrer Dirk Knauer einen anderen, innovativen Weg eingeschlagen. „Da alle meine Konzertengagements bis auf weiteres abgesagt wurden, ist es für mich existentiell wichtig, nicht auch noch Gitarrenschüler zu verlieren. Daher mussten kreative Lösungen her“, so der Gründer der Kinder-Show-Band „DIRK & wir“. Seit diesem Montag unterrichtet er ausschließlich über verschiedene Videoportale. Musikerkollegen hätten bereits angefragt, wie er seinen Videounterricht gestalte. Auf diese Weise könne er am besten sich selbst, seine Familie und die Gesellschaft vor einer Infektion schützen und trotzdem den Gitarrenunterricht aufrechterhalten, resümiert Knauer.

Ausführliche Interviews mit den zitierten Personen lesen Sie auf unserer Themenseite Coronavirus

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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