Will der nur spielen? - Vorfälle mit freilaufenden Hunden in Sprantal

Zwei große weiße Hunde belagerten neulich das Grundstück von Pia Granado Verch in Sprantal. | Foto: pgv
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In Sprantal kommt es immer häufiger zu Zwischenfällen, an denen freilaufende Hunde beteiligt sind. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung ereignete sich jüngst auf einem Privatgrundstück, bei dem ein hinzugezogener Polizist sogar seine Waffe ziehen musste. 

Bretten-Sprantal (sw) Pia Granado Verch aus Sprantal staunte nicht schlecht, als sie neulich zwei große, weiße Hunde auf ihrem Grundstück entdeckte. „Es waren schöne Tiere, die auch sehr gepflegt wirkten“, erinnert sich die fünffache Mutter. Neugierig folgte die Familie den beiden Hunden bis auf ein benachbartes Grundstück. „Plötzlich begann einer der Hunde, die Kinder anzukläffen“, erzählt sie. „Und zwar so, dass ich mir richtig Sorgen machte.“ Zwei Frauen, die das Geschehen schon eine Weile lang verfolgt hatten, riefen die Polizei. Im Wechsel wurden die Hunde bis zum Eintreffen der Beamten von der Familie in Schach gehalten. Aber auch den Polizisten gelang es nicht, die Tiere einzufangen. Als einer der Beamten von dem zähnefletschenden Hund immer weiter zurückgedrängt wurde, musste er schließlich die Waffe ziehen. „Er warnte mich vor, dass er eventuell schießen müsse“, erzählt Pia Granado Verch. Zum Glück ging die Situation aber glimpflich aus: Die Hunde wurden wohl durch ein Geräusch abgelenkt und liefen davon. Der Halter konnte inzwischen ausfindig gemacht werden, gegen ihn wird ermittelt.

Vorfälle in Sprantal häufen sich

Wie Bernhard Brenner, der Leiter des Polizeireviers Bretten, bestätigen kann, kommt es in Bretten regelmäßig zu Einsätzen wegen Hunden. Alleine in diesem Jahr musste die Polizei in 26 solcher Fälle tätig werden. Oft zeigten sich hierbei nicht angeleinte Tiere bedrohlich gegenüber Fußgängern, in drei Fällen kam es sogar zu Beißangriffen auf Menschen. Da sich Vorfälle mit freilaufenden Hunden in Sprantal zu häufen scheinen, haben auch die Anwohnerinnen Beate Klingler und Karin Rüdinger ein großes Anliegen: „Hunde bitte immer an die Leine!“ Von nächtlichen Sichtungen herrenlos herumstreifender Tiere über große Hundehaufen, die morgens in schwer zugänglichen Privatgärten aufgefunden wurden, bis hin zu einer Joggerin, welche regelmäßig von fremden Hunden angesprungen wird, können die beiden Frauen von einigen Zwischenfällen berichten.
Karin Rüdinger musste selbst schon mehrmals Erfahrungen mit Hundeangriffen durchmachen und weiß: „Hunde riechen Angst sofort, und dann ist man plötzlich Beute. Es kann kein Halter mit Sicherheit garantieren, dass der Hund nichts tun wird.“ Vereinzelt hat sie auch erlebt, dass Tierhalter unwillig reagierten, wenn diese gebeten wurden, außerorts ihre Hunde anzuleinen, als ihnen etwa Jogger oder Fahrradfahrer begegneten. Diese Einstellung stößt bei den Anwohnerinnen auf Unverständnis. „Es geht hier einfach um den Respekt vor seinen Mitmenschen. Die Angst anderer sollte man doch ernst nehmen“, findet Klingler. Dabei betont sie: „Ich selbst liebe Hunde und möchte niemanden schlecht machen. Sprantal ist ein ganz besonderer Ort, da spielen die Kinder noch auf der Straße. Mein größter Wunsch ist, dass Hunde dort in Zukunft an die Leine genommen werden, auch nachts. Wir möchten uns außerdem ganz herzlich bei jedem Halter bedanken, der sich seiner Verantwortung bewusst ist und dementsprechend handelt.“
Doch was könnte getan werden, um solchen Vorfällen vorzubeugen? „Ich würde es sehr begrüßen, wenn es eine Art freiwilligen Hundeführerschein gäbe, den alle Halter ablegen sollten“, meint Beate Klingler. Auf diese Weise ließen sich bestimmt so einige, auch unbewusst gemachte, Fehltritte in der Hundeerziehung vermeiden. Und um den Haltern das unliebsame Entfernen der Hundehaufen zu erleichtern, wäre das Einrichten eines öffentlichen Beutelspenders mit Mülleimer aus Sicht der Frauen eine denkbare Lösung. 

"Angst ist das Allerschlimmste"

Obwohl gefährliche Angriffe durch Hunde keinesfalls die Regel sind, empfiehlt auch der Brettener Polizeirevierleiter jedem Halter, seine Vierbeiner anzuleinen. Komme es tatsächlich zum Biss, dann bestehe zunächst grundsätzlich der Verdacht auf fahrlässige Körperverletzung durch den Halter, der schließlich einer Sorgfaltspflicht unterliege, so Brenner. Und: „Nicht jeder weiß, wie man aggressiven Hunden gegenübertritt. Das kann man auch nicht erwarten, daher sollte man als Halter vorsichtig sein. Man kann jeden Hund aggressiv machen, wenn man das will.“ Auch Manfred Mößner, der zweite Vorsitzende des Brettener Tierschutzvereins, warnt: „Angst ist das Allerschlimmste. Hunde können das riechen, und dann kommt einfach die Natur durch. So lässt sich auch erklären, wieso ein Hund, der noch nie im Leben gebissen hat, plötzlich zuschnappen kann. Daher ist es wichtig, dass Halter ihre Tiere anbinden, wenn jemand Angst vor ihnen hat.“ Im Allgemeinen hält er einen Hundeangriff im Freien für unwahrscheinlich. Dennoch gibt er Tipps, wie man sich in einer solchen Situation am besten verhalten sollte: „Nähert sich ein bedrohlich wirkender Hund, sollte man versuchen, ihn zu ignorieren, damit er einen in Ruhe lässt. Anstarren hingegen verstehen Hunde oft als Bedrohung, was Aggressivität hervorrufen kann. Ganz pauschal lässt sich das jedoch nicht für alle Hunde sagen.“ Komme es tatsächlich zu einem Angriff, sei wegrennen allerdings falsch: „Das kann zusätzlich die Urinstinkte wecken. Am besten hat man natürlich einen Gegenstand dabei, zum Beispiel ein Fahrrad, das man zwischen sich und den Hund stellen kann." Dass es erst gar nicht so weit kommen muss, das wünscht sich auch Beate Klingler: "Menschen sollten einfach angstfrei spazieren gehen können."

Autor:

Sina Willimek aus Bretten

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