Leserbrief zur geplanten Bebauung der Sporgasse in Bretten
Baukultur statt Plattenbau

Foto: Michael J Berlin - stock.adobe.com
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Ein neues Ärztehaus soll auf dem bisherigen Sporgassen-Parkplatz entstehen. Die Lage ist eine Perle. Hier könnte bald ein sowohl funktionales als auch baukulturell wertvolles modernes Herz schlagen. Es könnte ein Ort werden, an dem Menschen nicht nur den notwendigen Arzt- oder Physiotermin erledigen, sondern verweilen, schlendern und den öffentlichen Raum mit vielfältigem Leben erfüllen.

Als Bürgerin der Stadt hoffe ich, dass ein anderes Ärztehaus in Bretten nicht zum Vorbild wird: Das Ärztehaus im Kraichgau-Center. Die dort angesiedelten Praxen sind im Innern ohne Zweifel sehr ansprechend und besucherfreundlich gestaltet. Die Außenansicht des Ärztehauses ist jedoch eine andere. Wie praktisch alle Neubauten der letzten Jahre dominiert die „neue Kastigkeit“, eine Wortschöpfung des Deutschen Architekturmuseums. Nach außen abgeschlossen, undurchdringlich wirkende Beton-Plattenbauten verkörpern in durchgehendem Grau die architektonische Verarmung. Reine Funktionsbauten verbreiten wenig Heimeligkeit, besonders wenn nach Feierabend das letzte Licht in den Praxen erloschen ist. Vor dem Gebäude liegen komplett versiegelte Autoparkflächen, die in den Abendstunden gespenstisch leer daliegen. Im Sommer meidet, wer kann diese Hitzeinseln.

Die Wirkung in den Stadtraum lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: „Schnell weg hier“. Hier verweilt niemand, wie zu Fuß gehende Menschen sich überhaupt fehl am Platze fühlen. Nun bietet das Sporgassen-Areal eine große Chance. Eine kluge und zukunftsweisende Bebauung könnte ein wichtiger Beitrag zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt sein. In den für Bretten typischen kleinräumigen Dimensionen fühlt man sich als Fußgänger nicht verloren. Vielmehr trifft der flanierende Mensch auf ansprechende, verschattete Sitzgelegenheiten. Trinkbrunnen, begrünte Fassaden, Wasserspiele und Bäume machen das Verweilen auch im Sommer angenehm. Der einladende öffentliche Raum, ergänzt durch Läden und Gastronomie, macht eine Stadt zur „gesunden Stadt“.

Dort hat der Mensch Lust, zu Fuß zu gehen und auf das Schwätzchen, das die Seele des Menschen und die Seele der Stadt nährt. Die ausgewogene Mischung mit Wohnen und zum Beispiel kleinen Werkstätten tut der Funktionalität eines Ärztehauses keinen Abbruch, im Gegenteil. Wo rund um die Uhr gelebt und gewirkt wird, da entsteht fast nebenbei ein gefragtes Gut: Vielfältige Lebensqualität.

Jutta Biehl-Herzfeld
Bretten

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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