Bretten: Interview mit Oberbürgermeister Martin Wolff zu Sporgasse, Kandidatur und Weißhofer Straße
Sporgasse als schwierigste Aufgabe: Oberbürgermeister Martin Wolff äußert sich im Interview unter anderem zu den Themen Sporgasse, Weißhofer Straße und Citymanager sowie zu seiner Kandidatur.
Bei einigen Brettener Bürgern herrscht die Meinung vor, die Verwaltung trete bei aktuellen Projekten auf der Stelle und es gehe nichts voran. Wie reagieren Sie auf diese Vorwürfe?
Dem kann ich nur deutlich widersprechen. Ich denke, es geht in unserer Stadt sehr viel voran. Aktuell sind mehrere, für die Stadt bedeutsame Projekte in der Umsetzung, unter anderem das Hallenbad, die Erschließung des Mellert-Fibron-Areals, das Sporgassenareal, Hochwasserschutzmaßnahmen, die Rechbergklinik, das Seniorenzen-trum „Im Brückle“ sowie der Bau der Asylbewerberunterkunft. Weitere wichtige Projekte sind in der Vorbereitungs- und Planungsphase. Ein Blick in den städtischen Haushaltsplan zeigt, wie breit die Aufgabenpalette ist. Ich denke, uns allen ist bewusst, dass schwierige Projekte eine bestimmte Vorlaufzeit benötigen, bevor sie realisiert werden können. Und manchmal wird man einen Schritt zurückgeworfen. Aber ich kann versichern, wir arbeiten engagiert an konkreten Lösungen.
Der Vorwurf der „Untätigkeit“ entzündet sich auch immer wieder am Thema „Sporgassenareal“. Nach zwei gescheiterten Projekten sehen viele Menschen dort den Stillstand par excellence. Wie ist der Stand bei diesem Projekt?
Die Entwicklung des Sporgas-senareals ist die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe unserer Innenstadtentwicklung. Man kann uns hierzu sicher weder „Untätigkeit“ noch „Stillstand“ vorwerfen. In kürzester Zeit wurde für das Areal ein konkretes Nutzungs- und Gestaltungskonzept entworfen, das am Ende in der präsentierten Form zwar nicht mehrheitsfähig war, aber dennoch in Teilbereichen in die weiteren Entwicklungen einfließen kann. Hier wurde uns vorgeworfen, dass wir ein fertiges Konzept erstellt haben, ohne die Bürger bei der Projektentwicklung frühzeitig und angemessen zu beteiligen. In Folge dessen hat der Gemeinderat Ende März mit dem Beschluss der Mehrfachbeauftragung festgelegt, dass ein Wettbewerbsverfahren durchzuführen ist. Dieser Aufgabe haben wir uns angenommen und werden in der Gemeinderatssitzung am 27. September einen konkreten Vorschlag zum Ablauf- und Zeitplan der Verfahrensschritte vorstellen. Ich bin der Überzeugung, dass wir einen sehr praktikablen Weg vorschlagen werden, der Umsetzbarkeit und eine breite Akzeptanz zum Ziel hat. Jedenfalls kann ich an dieser Stelle zusichern, dass die Planungen für die Entwicklung des Sporgassenareals mit Hochdruck weitergehen.
Wie genau stellen Sie sich denn nun die Bebauung auf dem Sporgassenareal vor?
Wir müssen schauen, dass wir dort eine Tiefgarage bauen, die möglichst viele Stellplätze bietet. Es ist zwar in Ergänzung dazu auch eine oberirdische Lösung denkbar, dann aber nicht in den Ausmaßen früherer Planungen. Zudem soll es auf dem Areal einen multifunktionalen Platz geben. Daneben votiere ich unverändert für ein Gesundheitszentrum, das neben Ärzten auch gesundheitsnahe Praxen beherbergen kann – zur nachhaltigen Sicherung der ärztlichen Versorgung in der Stadt ein Muss. Ich möchte aber nochmals betonen, dass die konkreten Nutzungen und Funktionen im weiteren Verfahren unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erarbeitet werden und dann vom Gemeinderat festzulegen sind.
Sehen Sie denn im Gesundheitszentrum in der Sporgasse keine Konkurrenz zum Ärztezentrum auf dem Campus der Rechbergklinik? Befürchten Sie kein Wettrennen zwischen dem Landkreis, der auf dem Rechberg baut, und der Stadt Bretten?
Ganz und gar nicht. Es gibt auf der einen Seite Ärzte, die unbedingt auf den Rechberg wollen, weil sie von den Einrichtungen des Krankenhauses profitieren. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Mediziner, die explizit in die Innenstadt ziehen wollen, weil sie dort für ihre Patienten besser erreichbar sind. Wichtig ist, dass die rund 100 Ärzte und Therapeuten, die es in Bretten gibt, auch bei uns bleiben.
Nun kam von der Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen der Antrag, man solle den Umbau der Weißhofer Straße doch vorziehen, da die Bebauung der Sporgasse noch mindestens zwei Jahre entfernt sei. Eine Option für Sie?
Auch da gilt es ganz klar festzustellen, dass wir keinesfalls untätig sind, sondern das Gegenteil der Fall ist. Wir planen bereits die Umgestaltung der Weißhofer Straße, so dass wir jederzeit handlungsfähig sind und das Bauprojekt auch vorziehen können. Aus meiner Sicht hat jedoch die Entwicklung des Sporgas-senareals Priorität vor einer Verbesserung und Verschönerung der Weißhofer Straße. Sollte es sich aber zeitlich anbieten, die Bauarbeiten an der Weißhofer Straße vorzuziehen, dann werden wir uns dem nicht verschließen. Letztendlich werden wir die Koordinierung und zeitliche Umsetzung der Bauprojekte im Gemeinderat beraten und festlegen.
Wenn die Sporgasse bebaut wird, fällt natürlich ein großer Parkplatz in der Stadt weg. Wie soll das kompensiert werden?
Eine Bebauung des Sporgassenparkplatzes sollte zwingend in Abschnitten erfolgen, so dass der Zeitraum, in dem der Gesamtparkplatz wegfällt, auf ein Minimum reduziert wird. Darüber hinaus müssen wir es schaffen, mit weiteren Maßnahmen Ersatzparkplätze an anderer Stelle zur Verfügung zu stellen. Ein Teil dieser Maßnahmen wird die Eröffnung des neuen, kostenpflichtigen Parkplatzes am Gleisdreieck bei der Stadtbahnhaltestelle Stadtmitte mit 150 bis 160 Parkplätzen sein. Dieser soll im Frühjahr 2017 eröffnet werden.
Der Sporgassen-Parkplatz selbst ist ja in den letzten Monaten auch immer wieder Anlass für Kritik gewesen. Fehlende Sicherheitstechnik an den Kassenautomaten und ein defektes Schrankensystem sind da nur einige Beispiele. Wie ist der Stand dort?
Die Stadtwerke Bretten, die den Parkplatz bewirtschaften, haben jetzt gerade neue Kassenautomaten mit Videoüberwachung und einem neuen Sicherheitssystem aufgestellt. Zudem wurde auch die neue Software für die Schrankenanlage installiert. Damit sollten die Probleme dort überwunden sein.
Ein weiteres großes Thema in Bretten ist die gesunkene Kundenfrequenz in der City. Als Lösung wird da immer wieder das Stichwort „Citymanager“ genannt. Wie stehen Sie zu dieser Idee?
Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat sind sehr offen für diesen Vorschlag und grundsätzlich auch bereit, eine Kofinanzierung einer solchen Stelle zu leisten. Ich sehe durchaus positive Effekte, die durch einen Citymanager erzeugt werden können. Aber ich warne auch davor, zu große Erwartungen in diese Stelle zu setzen. Ein Citymanager ist kein Allheilmittel und garantiert keine höhere Kundenfrequenz. In jedem Fall sind wir im engen Austausch mit der VBU zu diesem Thema und werden gemeinsam das Anforderungsprofil dieser Stelle sowie mögliche Organisations- und Finanzierungsmodelle erarbeiten und festlegen.
Im nächsten Jahr steht in Bretten die Wahl des Oberbürgermeisters an. Haben Sie die Befürchtung, dass der Wahlkampf die Arbeit an den Projekten lähmen könnte?
Überhaupt nicht. Wir müssen auch im Wahlkampf in der Lage sein, konstruktiv miteinander zu arbeiten. Das muss alles völlig entkoppelt vom Wahlkampf laufen.
Eine abschließende Frage: Werden Sie denn im nächsten Jahr überhaupt wieder als OB-Kandidat zur Wahl antreten?
Ja, ich habe ganz klar vor, wieder zu kandidieren. Ich möchte weiter mit viel Herzblut zusammen mit dem Gemeinderat, den Bürgerinnen und Bürgern und der Verwaltung die Stadt zukunftsfähig gestalten.
Die Fragen stellten Christian Schweizer und Chris Heinemann
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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