Interview mit der Brettener IGBI-Sprecherin Katja Seebach
"Einzelhändler stehen teilweise regelrecht unter Schock"

Katja Seebach ist eine der Sprecherinnen der Interessengemeinschaft Brettener Innenstadt (IGBI) und Inhaberin des "Fachlädle" in der Weißhofer Galerie.  | Foto: swiz
  • Katja Seebach ist eine der Sprecherinnen der Interessengemeinschaft Brettener Innenstadt (IGBI) und Inhaberin des "Fachlädle" in der Weißhofer Galerie.
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Bretten (swiz) Die Corona-Krise ist vor allem für den kleinen, inhabergeführten Einzelhandel ein massives und in vielen Fällen sogar existenzielles Problem. Wie sich der Handel in Bretten gegen drohende Schließungen stemmt und was jeder einzelne Bürger gegen das Geschäfte-Sterben in Zeiten des Coronavirus tun kann, darüber hat die Brettener Woche mit Katja Seebach gesprochen. Sie ist eine der Sprecherinnen der Interessengemeinschaft Brettener Innenstadt (IGBI) und Inhaberin des "Fachlädle" in der Weißhofer Galerie in Bretten. 

Frau Seebach, wie erleben die Händler der IGBI die derzeitige Corona-Krise?
 Die Einzelhändler stehen teilweise regelrecht unter Schock aufgrund von Existenzängsten. Manche haben jetzt aber auch mal Zeit, um sich mit etwas Abstand grundsätzliche Gedanken über das System/ihre Branche zu machen und ob es Sinn macht, daran festzuhalten.

Welche Maßnahmen werden von den verschiedenen Geschäften ergriffen, um die Corona-Krise zu überstehen?
Jeder macht natürlich das Beste daraus, meist sind es die Dinge, die schon immer liegengeblieben sind: Online-Aktivitäten, neues Marketing-Material oder Umbauten. Leider kosten viele dieser Aktivitäten frisches Geld, ohne dass sie sich schnell rentieren. Geld, das jetzt zum Überleben gebraucht wird.
Ich baue zum Beispiel jetzt einen Online-Shop mit Lieferservice auf. Ob sich das gegen die großen Amazons und Zalandos lohnt, kann nur die Zeit zeigen. Hoffentlich mindern diese Aktivitäten dann zumindest etwas die Verluste. Es ist immerhin schön zu sehen, wie gerade einige kreative neue Angebote entstehen, lassen Sie sich überraschen.
Außerdem werden Zahlungs- und Lieferaussetzungen mit den Lieferanten verhandelt. Man denke nur an die Kette von weiterreichenden Folgen, die hinter diesen Schließungen für die Großhändler und Produzenten weltweit hängen. Und natürlich haben die meisten Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragt. Auch versuchen manche mit dem Vermieter zu verhandeln, denn momentan sind Ladenflächen kaum etwas wert, die Nachfrage ist sicherlich nahe Null. Zudem versuchen wir auf kreative Art und Weise im Kopf der Kunden zu bleiben, irgendwann dreht sich die Welt ja auch weiter.

Wie laufen diese Maßnahmen an?
Bisher sehr verhalten. Ob Großkonzern oder der einzelne Konsument, jeder behält momentan sein Budget beziehungsweise sein Geld im Zweifelsfall bei sich. Letztlich werden wir das erst wissen, wenn die Geschäfte wieder offen sind.

Was können die Bürgerinnen und Bürger jetzt tun, um den Einzelhandel in der Brettener Innenstadt konkret zu unterstützen?

Da gibt es ein paar Punkte:  Erstens, natürlich in den Online-Shops der jeweiligen lokale Läden kaufen, falls das Angebot besteht. Manche von uns bauen gerade ganz neue Online-Shops auf, aber praktisch jedes Geschäft verkauft auch zumindest Gutscheine für die Zeit danach. Zweitens, alle aufschiebbaren Einkäufe auf die Zeit verschieben, wenn die lokalen Läden wieder offen haben. Und Drittens, die Posts in den sozialen Medien teilen und liken. Das ist nicht zu unterschätzen, gerade jetzt, wo die Menschen noch mehr online sind als sonst.

Der Bund und das Land haben große Hilfspakete für die Unternehmer angekündigt. Kommt diese Hilfe an, beziehungsweise ist die Beantragung dieser Hilfen so unbürokratisch wie versprochen?
Da ist leider noch vieles unklar, jeden Tag gibt es neue Informationen dazu. Bisher ist mein Eindruck: Von denen, die das Ganze beschließen, wird natürlich groß herausposaunt, dass alles so schnell und unkompliziert wäre, aber ich weiß von einigen Fällen, wo die Förderungen aufgrund bestimmter Bedingungen dann doch nicht passen. Solche Geschäfte haben dann hoffentlich ein dickes finanzielles Polster oder müssen schlicht und einfach schließen. Ich bin sehr gespannt, wie sehr sich die Fußgängerzone in Bretten nach der Krise verändert hat.

Die Fragen stellte Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsleiter Christian Schweizer

Mehr finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Mehr lesen Sie auf unserer Themenseite #gemeinsamdurchdiekrise.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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