„Dringend, eine gerechte Lösung finden“
Eltern setzen sich für Bahnhalt in Bauerbach ein

Foto: stock.adobe.com - Harald Biebel

Bretten (hk) Wenn sich Schülerinnen und Schüler aus dem Brettener Stadtteil Bauerbach morgens auf den Weg zur Schule machen, haben sie unter Umständen einen langen Schulweg vor sich. Um etwa zur Leopold-Feigenbutz-Schule (LFR) in Oberderdingen zu gelangen, sind sie täglich bis zu 75 Minuten zu Fuß, mit der Bahn und dem Bus unterwegs. Aus Sicht der Eltern ist das eine Zumutung. Der Elternbeirat der Grundschule Bauerbach hat sich deshalb mit einem Brief an die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) und den Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) gewandt. Hintergrund ist der Fahrplanwechsel, der am 11. Dezember in Kraft getreten ist. Mit diesem Wechsel entfallen auf der Linie S4 zwischen Karlsruhe und Heilbronn einige Eilzüge und ihre Halte.

„Eklatante Nachteile“ für Schüler

Vor dem Fahrplanwechsel sind die Schüler mit der AVG-Linie S4 von Bauerbach nach Flehingen gefahren und dort in die Buslinie 143 nach Oberderdingen in Richtung Schule umgestiegen. „Seit dem Fahrplanwechsel verkehrt auf dieser Strecke auch der Regionalexpress der Deutschen Bahn, der aber im Gegensatz zur S4-Verbindung der AVG nicht mehr in Bauerbach hält. Somit können die Schülerinnen und Schüler dort nicht mehr einsteigen, um nach Flehingen zu gelangen“, informiert der Pressesprecher der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK).
Nach Ansicht des Elternbeirats bringen diese Änderungen am Fahrplan jedoch „eklatante Nachteile“ mit sich. Auch dem VBK sei es bewusst, dass mit einer später verkehrenden Verbindung der S4 von Bauerbach die Schüler nicht mehr rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn in der Schule ankommen. "Und wenn sie die frühere Verbindung der S4 nutzen würden, müssten sie wiederum in Flehingen 30 Minuten auf den Bus warten", so der Pressesprecher.

„Dies darf aus unserer Sicht so nicht passieren“

Vor allem in Bauerbach gebe es viele Schüler, die die LFR besuchten, so die Elternvertreter. Und auch die Blanc-und-Fischer-Gemeinschaftsschule in Sulzfeld sei aufgrund der Schulform und der Anbindung eine Option, die Eltern in Betracht ziehen würden. Anhand der LFR verdeutlichen die Eltern: Um pünktlich zum Unterrichtsbeginn um 7.30 Uhr zu erscheinen, stehe den Schülern lediglich die S4 um 6.30 Uhr zur Verfügung. Dies bedeute, einschließlich des Fußweges zur Bahn müssten die Schüler nun eine Stunde und fünfzehn Minuten vor Schulbeginn das Haus verlassen. „Und dies für eine Strecke von sieben Kilometern, die in circa neun Minuten mit dem Kraftfahrzeug zu bewältigen ist“, erklären die Eltern. Sie appellieren an die Entscheidungsträger „dringend, eine praxisnahe, zumutbare und gerechte Lösung“ zu finden und betonen: „Wer künftig gemeinsam mit seinen Grundschulkindern die Entscheidung über die weiterführende Schule treffen muss, der muss bei der neu geplanten Verbindung im ÖPNV schon sehr enthusiastisch sein, um diese Alternative in Betracht zu ziehen. Dies darf aus unserer Sicht so nicht passieren.“

Kritik auch von Bürgermeister Nowitzki

In einem weiteren Brief an die Schulleiterin Ursula Steinbach bittet eine Elternvertreterin um die schnellstmögliche Rücknahme dieser Entscheidung. Denn: „Schon in wenigen Wochen müssen die Eltern der Klasse 4 sich aktiv mit der Anmeldung in einer weiterführenden Schule auseinandersetzen. Und auch aus Klasse 3 sind Stimmen zu hören, die Oberderdingen als Schule im Blick haben“, sagt sie. Der Oberderdinger Bürgermeister Thomas Nowitzki kritisiert, bei den Änderungen am Fahrplan vorher nicht gefragt worden zu sein. Im Gespräch mit der Brettener Woche schlägt er vor: „Wenn es nicht auf der Schiene geht, muss entweder die Linie 143 von Gochsheim über Bauerbach fahren oder ein extra Bus her.“

Kurzfristig steht kein Bus zur Verfügung

Eine Lösung ist nun zumindest in Sicht: Die NVBW, die im Auftrag des Landes das Fahrtangebot der AVG und der DB bestellt, prüfe derzeit, ob ein Halt des RE in Bauerbach zur bisher gewohnten Zeit möglich ist – das teilen die VBK auf Nachfrage mit. Dies wäre aus Sicht des KVV "die ökonomischste und auch in puncto Nachhaltigkeit die sinnvollste Variante", so der Pressesprecher. Die Buslinie 143, die die Schüler vom Bahnhof in Flehingen nach Oberderdingen bringt, könne aus Fahrtzeitgründen und mangels Wendemöglichkeit in Bauerbach jedoch nicht verlängert werden. Sollte die NVBW keinen Halt des RE in Bauerbach ermöglichen können, so die VBK, werde sich der KVV mit dem Landkreis über die Möglichkeit und die Kosten für einen zusätzlichen Bus inklusive Fahrer morgens abstimmen. Kurzfristig stehe aktuell aber kein zusätzlicher Bus mit Fahrer zur Verfügung.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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