Erster Schritt zum barrierefreien Bahnhof in Bretten: AVG plant Einbau von Aufzügen

Positive Neuigkeiten zur Barrierefreiheit: Die Stadtbahnbetreiberin AVG plant im Auftrag der Deutschen Bahn bis Ende 2019 den Einbau von Aufzügen im Brettener Bahnhof. Foto: ch
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  • Positive Neuigkeiten zur Barrierefreiheit: Die Stadtbahnbetreiberin AVG plant im Auftrag der Deutschen Bahn bis Ende 2019 den Einbau von Aufzügen im Brettener Bahnhof. Foto: ch
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Der Stillstand beim Thema Barrierefreiheit für den Brettener Bahnhof scheint überwunden. Jetzt wird immerhin geplant. Aber für den Baubeginn ist nach wie vor kein Termin in Sicht.

Bretten (ch) Das Thema zieht sich schon seit wenigstens einem Jahrzehnt hin: Es gab Appelle und Forderungen, Briefe, Telefonate, persönliche Gespräche und mindestens zwei Gemeinderatsitzungen dazu. Im Sommer 2016 kündigte Oberbürgermeister Martin Wolff einen neuen Vorstoß an. Bis 2023 soll der Bahnhof der Großen Kreisstadt barrierefrei ausgebaut sein, lautete vor anderthalb Jahren das einstimmige Votum des Brettener Rats. Doch von irgendwelchen Fortschritten in diese Richtung war wenig bis gar nichts zu hören. Stattdessen gab es Irritationen über ein im April im Verwaltungsausschuss des Kreistags bekannt gewordenes Schreiben der DB Station&Service GmbH vom Februar, in dem von der Nichtunterzeichnung bereits ausgehandelter Planungs- und Finanzierungsverträge seitens der Stadt und erneuter Verzögerung die Rede war.

AVG plant Umbau im Auftrag der Deutschen Bahn

Das scheint mittlerweile überholt. Vielmehr gibt es positive Neuigkeiten für alle Gehbehinderten und Mütter mit Kinderwagen. Bereits Ende 2017 habe die Deutsche Bahn (DB) die Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) mit der Planung des barrierefreien Bahnhofumbaus beauftragt, berichtet auf Nachfrage der Leiter des Brettener Amts für Stadtentwicklung und Baurecht, Ulrich Braun. Dabei handle es sich um einen zweiseitigen Vertrag zwischen der DB als Bahnhofseigentümerin und der Stadtbahnbetreiberin AVG, die zugleich Hauptnutzerin des Bahnhofs ist. Gegenstand dieses Vertrags sind die Leistungsphasen eins bis vier, also alle Planungen bis zur Genehmigung. „Wir haben das bahntechnische Fachwissen nicht im Haus, aber die AVG hat es“, erläutert Braun den Umstand, dass nicht die Stadt selbst die Planungen in die Hand genommen hat.

Finanzierungsvertrag für Planungen seit April

Was noch fehlte, war ein Vertrag zwischen allen beteiligten Parteien einschließlich Stadt und Landkreis, in dem es um die Übernahme der Kosten für die Umbauplanungen ging. Dieser ist laut Braun nun seit April ebenfalls unter Dach und Fach. Warum auch der Landkreis Karlsruhe beteiligt ist, erklärt der Amtsleiter damit, dass der Bahnhof nicht nur von Brettenern, sondern auch von vielen Umlandbewohnern genutzt wird, zum Beispiel als Umsteigestation vom Bus auf die Bahn.

Über Baubeginn wird später entschieden

Dass es nun nach langen Jahren des Stillstands immerhin einen Planungsauftrag gibt, heißt jedoch noch lange nicht, dass die drei Aufzüge von und zu den Bahnsteigen 1, 2 und 3 sowie 5 und 6 – denn um diese geht es – noch in diesem oder nächstem Jahr eingebaut würden. Denn der Umbau wird schwierig: Das Bahnsteigdach muss zum Teil vorübergehend entfernt, ein Abspannmast versetzt werden - und das Ganze bei laufendem Betrieb und unter geringstmöglicher Beeinträchtigung der Fahrgäste. Dennoch will die AVG die Planungsphase „bis Ende 2019“ abschließen, wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilt. Auch danach kann noch nicht gebaut werden, denn erst muss genehmigt werden. „Allein das sogenannte Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt kann zwei Jahre dauern“, weiß Braun von früheren Umbauten. Und wann dann tatsächlich gebaut wird, werde „zu einem späteren Zeitpunkt zwischen den Vertragspartnern entschieden“, so die AVG-Sprecherin.

Genaue Kosten erst nach Abschluss der Planungen

Für Planung, Verwaltung und Baunebenkosten veranschlagt die Stadt nach Auskunft von Hermann Zickwolf, dem Leiter der allgemeinen Verwaltung im Stadtplanungsamt, derzeit 784.000 Euro netto. Hinzu kommen unter anderem reine Baukosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro netto. Darin sind erwartete Kostensteigerungen bereits enthalten. „Wir haben die 2012 berechnete Summe auf 2020 hochgerechnet“, sagt Braun. Am Ende könnten Gesamtkosten von 3,696 Millionen Euro netto auflaufen. Plus Mehrwertsteuer ergäbe sich insgesamt ein Bruttobetrag von etwa 4,4 Millionen Euro. Niemand weiß, ob es bei diesem Betrag bleibt. Bei jedem Bau erlebe man kostentreibende Überraschungen, gibt Braun zu bedenken. Um die genauen Kosten festzustellen, brauche man eben erst die fertige Planung.

Stadt und Landkreis hoffen auf finanzielle Förderung

Diese bildet zugleich die Grundlage für eine finanzielle Förderung durch Bund oder Land. Das 2009 aufgelegte Bahnhofmodernisierungsprogramm Baden-Württemberg läuft dieses Jahr aus. Allein können und wollen Stadt und Landkreis die Baukosten aber nicht schultern. „Ich gehe davon aus, dass es ein Folgeprogramm geben wird“, sagt Braun. Allerdings ist ungewiss, wann dieses kommt. Die Stadt werde zwar beim Landesverkehrsministerium ihr Interesse an einer möglichen Fortschreibung des Förderprogramms bekunden, aber: „Je mehr Leute sich für ein Projekt einsetzen, umso besser“, sagt Braun. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Otto Mansdörfer, hat bereits wissen lassen, dass seine Fraktion über die Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz (Bündnis 90/Die Grünen) bei der grün-schwarzen Landesregierung herausfinden will, wie weit eine mögliche Fortschreibung des Bahnhofsmodernisierungsprogramms gediehen ist. Denn, so Mansdörfer: „Von der Größenordnung Brettens müssten wir nächstes Mal dabei sein.“

Mehr zum Thema Barrierefreiheit und Bahnhof lesen Sie auf unserer Themenseite

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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