"Ein beschämender Vergleich"
Kommentar zu angeklebten Judensternen an Bruchsaler Geschäften

Foto: blende11.photo - stock.adobe.com

Kommentar zu Artikel: "Zettel mit 'Judenstern' an Geschäften in Bruchsal aufgehängt"

An mehreren Schaufensterscheiben von Einzelhandelsgeschäften in Bruchsal klebten am vergangenen Sonntag Zettel mit der Aufschrift "Ungeimpfte sind hier unerwünscht". Unter dem Text war ein "Judenstern" abgebildet. Kritisiert werden sollte damit offenbar die derzeit geltende 2G-Regelung (Zutritt nur für Geimpfte oder Genesene) im Einzelhandel. In den sozialen Medien stieß die Aktion, leider nicht überraschend, auf ein geteiltes Echo. Von „es gibt immer mehr Ähnlichkeiten“ über „Respekt vor denen, die auf die Wahrheit aufmerksam machen“ bis hin zu „den Holocaust zu verharmlosen ist abscheulich“ war alles vertreten.

Dabei sollte doch eines ganz klar sein: Man kann und sollte die politischen Entscheidungen in dieser Corona-Pandemie durchaus kritisch hinterfragen. Diese Kritik stößt aber dann unmissverständlich an ihre Grenzen, wenn sie ungeimpfte Menschen mit den sechs Millionen Juden vergleicht, die von den Nationalsozialisten verfolgt, mit dem Judenstern gebrandmarkt und in Konzentrations- und Vernichtungslagern wie Auschwitz oder Bergen-Belsen grausam gefoltert und ermordet wurden, egal ob jung oder alt, Mann, Frau oder Kind.

Mit diesem völlig deplatzierten und, wie die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick vollkommen richtig sagt, „untragbaren Vergleich“, werden diese millionenfachen Schicksale verhöhnt und herabgewürdigt. Auch wenn es manche glauben mögen – in Deutschland herrscht keine Diktatur. Menschen, die sich nicht impfen lassen, werden nicht von der Polizei verfolgt, in Vernichtungslager gesteckt und ermordet. Und die sicherlich massiven Einschränkungen, die ungeimpfte Menschen derzeit zu tragen haben, sind niemals mit dem Leid der Juden unter den Nationalsozialisten zu vergleichen. Gerade in einer so existenziellen Frage wie der Gesundheit des Menschen müssen vielfältige Diskussionen erlaubt sein. Diese Aktion schießt dabei jedoch weit über das Recht auf freie Meinungsäußerung hinaus.

Ein Kommentar von Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsleiter Christian Schweizer.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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