AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah in Bretten
Laute Gegendemonstration mit 400 Teilnehmern
Bretten (hk) In der sonst so idyllischen Melanchthonstadt kam es am vergangenen Freitag zu einer Konfrontation der politischen und ideologischen Lager, die jedoch zur Zufriedenheit aller friedlich verlief. Auf der einen Seite des Marktplatzes in Richtung Weißhofer Straße hatten sich Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) versammelt, um dem Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah, zuzuhören. Auf der anderen Seite in Richtung Fußgängerzone standen rund 400 Gegendemonstranten, die lautstark gegen die Wahlkampf-Veranstaltung der AfD protestierten. Unter der Federführung der SPD Bretten hielten die Gegendemonstranten eine „Mahnwache für ein gemeinsames Europa“ ab, darunter Brettener Stadträte, die "Omas for Future", Schülerinnen und Schüler. Zu der Mahnwache aufgerufen hatte auch die IG Metall Bruchsal. Man rufe ihre Mitglieder dazu auf, gegen die "europazersetzenden, frauenverächtlichen, arbeitnehmer- und gewerkschaftsfeindlichen, rassistischen, homophoben, anti-demokratischen und diktatorenfreundlichen Ansichten und Umtriebe der AfD und ihres Spitzenpersonals Gesicht zu zeigen", schreibt die Bruchsaler IG Metall.
Vorrausschauend hatte die Polizei Absperrungen errichtet, um die beiden Gruppen räumlich zu trennen und potenzielle Auseinandersetzungen zu verhindern, zumal die AfD mit bis zu 1.000 Teilnehmern gerechnet hatte. Im Nachgang beider Veranstaltungen bezifferte die Polizei die Teilnehmerzahl der AfD-Wahlkampfveranstaltung auf lediglich 80 Personen.
Spionageverdacht und umstrittene Äußerungen: AfD-Politiker Krah unter Druck
Krah, der dem völkischen Flügel der AfD zugerechnet wird, sorgt bekanntlich seit Wochen für Schlagzeilen: Sein langjähriger Mitarbeiter Jian G. soll für China spioniert haben. Dieser sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Sicherheitsbehörden gehen nun auch der Frage nach, ob Krah selbst möglicherweise Geheimdienstgelder aus China erhalten hat. Aktuellen Berichterstattungen zufolge will die französische rechtspopulistische Partei Rassemblement National nach der Europawahl wegen Äußerungen von Krah nicht mehr mit der AfD in einer Fraktion sein. Krah sagte in einem Interview, dass nicht jeder, der eine SS-Uniform getragen habe, ein Verbrecher sei. Die nationalsozialistische SS, die für Konzentrationslager und zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich war, wurde in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft.
Als Krah gegen 17.30 Uhr die Bühne vor dem Alten Rathaus betrat, wurde seine Rede immer wieder von den Rufen der Gegendemonstranten übertönt, die lautstark ihre Missbilligung kundtaten. Kurz nach 18 Uhr endeten beide Veranstaltungen auf dem Brettener Marktplatz.
Veranstaltungen verlaufen ohne Zwischenfälle
Der Tag, der von vielen im Vorfeld mit Spannung und vielleicht auch mit Sorge erwartet worden war, verlief letztlich friedlich und ohne Zwischenfälle. Dies bestätigte auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe auf Anfrage der Brettener Woche/kraichgau.news. „Aus polizeilicher Sicht gab es keine besonderen Ereignisse“, teilte die Polizei mit. „Beide Veranstaltungen verliefen friedlich und störungsfrei.“ Auch zu Verkehrsbeeinträchtigungen sei es nicht gekommen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 100 Einsatzkräften vor Ort.
Dank an Einsatzkräfte
Von einer "großartigen Veranstaltung" sprach SPD-Stadtrat Valentin Mattis im Nachgang der Mahnwache. Er sei "begeistert", dass so viele Menschen gekommen seien. Mattis' Dank richtete sich insbesondere an die „zahlreichen Teilnehmer, die trotz Regen und Kälte gegen Spionage, Ausgrenzung und Spaltung demonstriert haben“. Man habe wieder einmal gesehen, dass "Bretten bunt bleibt“. Beeindruckt zeigte sich Mattis auch von der parteiübergreifenden Zusammenarbeit, die diese Demonstration "schnell und reibungslos" möglich gemacht hatte. Ein besonderer Dank gelte auch den zahlreichen Einsatzkräften, die vor Ort waren. „Es ist bedauerlich, dass sie im Regen stehen mussten. Wir hoffen, dass keiner erkrankt." Ihr Einsatz sei von unschätzbarem Wert. Auch das Ordnungsamt der Stadt Bretten zieht ein positives Fazit: Die Wahlkampf-Veranstaltung der AfD und die Mahnwache der Gegendemonstranten waren auch aus Sicht der städtischen Ordnungshüter "friedlich und störungsfrei" verlaufen. "Es wurden keine Verstöße gegen Auflagen beziehungsweise sonstige Ordnungswidrigkeiten festgestellt", heißt es auf Nachfrage aus der Stadtverwaltung. Somit sei die im Grundgesetz verbriefte Versammlungsfreiheit "vollumfänglich gewährleistet" worden.
Froh, die Veranstaltung durchgeführt zu haben ist der Brettener AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger. Man habe sich zwar mehr erhofft, räumt er mit Blick auf die Teilnehmerzahl ein, aber das schlechte Wetter habe sein Übriges getan. Gleichwohl sei man froh, dass die Veranstaltung friedlich verlaufen ist, und man habe sich über den "Medienrummel" gefreut: Vor Ort waren laut Laitenberger auch Pressevertreter der japanischen Zeitung "Yomiuri Shinbun". Der AfD-Stadtrat lobte auch den hervorragenden Einsatz von Stadtverwaltung und Polizei für die gute Organisation.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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