Sanierung der Grundschule Diedelsheim
Mehr Platz für Sport und Ganztagsbetreuung
Bretten-Diedelsheim (ger) Die Schwandorf-Grundschule in Diedelsheim wird saniert und um eine zweite Sporthalle erweitert, die an die Stelle des alten Schwimmbades tritt (wir berichteten). Der Vorplanung dieses rund 21,5 Millionen schweren Vorhabens hat der Gemeinderat nun in seiner Sitzung am 19. März einstimmig zugestimmt.
Zweite Sporthalle und Mehrzweckhalle mit Bühne
Der Brettener Architekt Marcus Weiss stellte die jetzt detaillierteren Planungen vor: An das Gebäude mit den acht Klassenräumen werde ein Baukörper mit Fluchttreppe und Aufzug angebaut, so dass die ganzen Gebäudetrakte – mit weiteren leichten Umstrukturierungen bei den Zugängen – barrierefrei werden. Das alte Schwimmbecken wird entfernt und so entsteht Platz für eine zweite Sporthalle, die sich über Keller- und Erdgeschoss erstreckt. Die schon bestehende Sporthalle wird um eine Bühne bereichert, so dass eine Mehrzweckhalle entsteht mit 480 Sitz- beziehungsweise 600 Stehplätzen. Auch dies wird durch einen Anbau ermöglicht. Zugleich entstehen dort neue Räumlichkeiten für die Ganztagsbetreuung.
Betonteile werden durch Holzrahmenbau ersetzt
Die Sanierung wird die Gebäude im Hinblick auf Ökobilanz, Kosten und Lebensdauer verbessern. Weiss hat bei den Vorplanungen ein Fachplaner-Team aus unter anderem Statiker, Energieberater, Brandschutzfachmann, Elektriker und Heizung/Lüftung/Sanitär zu Rate gezogen.
Der Bau aus den 1960er Jahren sei, so der Architekt, perfekt geeignet, da es sich um ein Stahlbauskelett mit vorgehängter Betonfassade handle, das leicht erweiterbar und sanierbar sei. Die Betonteile an der Fassade werde man entfernen und durch Gefache in Holzrahmenbauweise ersetzen. Dafür könne man gar Holz aus dem eigenen Stadtwald nehmen, zum Beispiel Douglasie. Für die Dämmung, die bisher sehr mangelhaft ist, könne man etwa auf umweltfreundliche Cellulose zurückgreifen. Auch die Dachflächen könne man aufgrund ihrer Bauweise relativ leicht erneuern, dann begrünte Flachdächer nach neuen Standards schaffen, die mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden können. Mit Fernwärme sollen die Räumlichkeiten dann beheizt werden.
Nur noch ein Viertel des Energiebedarfs Wärme nötig
Insgesamt würde so ein Standard Effizienzhaus 40 EE (ehemals KfW 40 Plus) erreicht, das die CO2-Emissionen von bisher 260 Tonnen auf nur noch 40 Tonnen pro Jahr drücken würde. Hatte der Energiebedarf für Wärme zuvor – und zwar wohlgemerkt in den Jahren, in denen das Schwimmbad schon nicht mehr in Betrieb war – bei über einer Million Kilowattstunden pro Jahr gelegen, läge dieser nach der Sanierung bei nur noch etwas mehr als einem Viertel, nämlich 280.000 Kilowattstunden pro Jahr. Der Strombedarf bliebe annähernd gleich bei 22.000 Kilowattstunden im Jahr und würde durch die PV-Anlage mit einem erwarteten Ertrag von 250.000 Kilowattstunden jährlich um ein Elffaches übertroffen.
Mit Schwimmbad-Rückbau könnte noch in diesem Jahr begonnen werden
Weiss schlug folgenden Zeitplan vor: Schon im Sommer dieses Jahres soll das Schwimmbad rückgebaut werden, wobei die lauten Arbeiten in den Sommerferien stattfinden sollten. Im Frühsommer 2025 könne mit dem Anbau an das Hallengebäude, im Sommer 2025 mit den Sanierungen am Klassentrakt begonnen werden. Eine Fertigstellung im Jahr 2028 sehe er dann als realistisch an. Durch einen Umzug innerhalb der Gebäude – als zweizügige Grundschule gibt es in Diedelsheim acht Klassen – könne so auf ein Provisorium verzichtet werden.
Umbau im laufenden Schulbetrieb
Oberbürgermeister Martin Wolff lobte, diese Variante sei ein guter Weg, zumal sie den Umbau im laufenden Schulbetrieb vorsehe und damit keine Interimslösung außerhalb nötig sei. „Und danach haben wir eine fast neue Schule“, resümierte er. Auch alle Gemeinderäte zeigten sich überzeugt von der Sanierung und äußerten nur wenig Kritik. Martin Knecht, Fraktionssprecher der CDU, signalisierte große Zustimmung, führte aber an, dass dies die höchste Summe sei, die in Bretten je für ein Hochbauprojekt ausgegeben wurde. Er forderte daher im Namen seiner Fraktion, „dass die Zuständigen die noch vorzulegende detaillierte Kostenaufstellung unter dem Blick einer spürbaren Kostenreduzierung prüfen“ sollen, die „sich selbstverständlich nicht hinderlich auf schulinterne Abläufe auswirken“ dürften. Vorteile sehe seine Fraktion in den zwei Sporthallen, den zusätzlichen Räumen für die Ganztagsbetreuung sowie dass auch die Ortsverwaltung in dem Gebäudetrakt Platz finde.
Fördermittel könnten bis zu 40 Prozent ausmachen
Hermann Fülberth (die aktiven) gab in Anspielung auf die heftigen Reaktionen, die die Schwimmbadschließung seinerzeit hervorgerufen hatten, seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Zuhörer aus Diedelsheim nun den Sinn des Vorgetragenen verstanden hätten. Er machte darauf aufmerksam, dass die Stadt die 21 Millionen ja nicht alleine zahle, sondern dass rund 40 Prozent vom Steuerzahler über Fördermittel getragen würden. Der Diedelsheimer Ortsvorsteher Martin Kern versicherte, dass er und alle Ortschaftsräte voll hinter dem Projekt stünden.
Kritik zu Holzfassade
Fabian Nowak (Grüne) lobte, dass die gute Energiebilanz zum städtischen Energiehaushalt beitrage. Auch stellte er heraus, dass die Klassenzimmer im Bestand größer seien, als sie bei einem Neubau aufgrund der aktuellen Schulbaurichtlinien geworden wären, und regte an, dass die Stadt dieses gute Projekt der Bevölkerung mit einem Flyer kommunizieren solle. Wie auch schon Knecht störte er sich allerdings an der geplanten Holzfassade, die ihm zu eintönig sei, und fragte nach, ob man diese vielleicht farbig bemalen könne. Architekt Weiss entgegnete, dass die Fassadengestaltung bisher nur ein Vorschlag sei, aber dass Holz durch seine Maserung auch in der Fläche aufgelockert wirke.
Barrierefreiheit wurde gelobt
Die Vorteile einer Sanierung gegenüber eines Neubaus sah Bernd Diernberger (Freie Wähler) in den geringeren Kosten und dem größeren Raumangebot. Edgar Schlotterbeck von der SPD räumte ein, dass seine Fraktion anfangs einen Neubau favorisiert hätte, jetzt aber auch von den Vorteilen einer Sanierung überzeugt sei. Er stellte die Barrierefreiheit heraus, die es allen Schülern ermögliche, die Schule zu besuchen. Auch AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger äußerte sich lobend über die Barrierefreiheit und die Vorplanung im Ganzen.
"Schon gut vorbereitet für Antrag auf Fördermittel"
Schulbürgermeister Michael Nöltner versicherte, dass die Stadt auf alle möglichen Fördermittel zugreifen werde. Ganz frisch werde jetzt das Ganztagsförderprogramm veröffentlicht – ab dem Schuljahr 2026/27 besteht ein Rechtsanspruch für Grundschulkinder auf Ganztagsbetreuung – und da man schon gut vorbereitet sei, könne man hiervon gewiss profitieren. „Wir haben schon ein positives Signal vom Landratsamt erhalten", versicherte er.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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