OB-Wahl in Bretten: Scharfe Angriffe, ein roter Luftballon und ein Komiker

Die Bewerber vor der Podiumsdiskussion (von links): Heinz Peter Schwertges, Andreas Leiling, Amtsinhaber Martin Wolff und Aaron Treut.
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  • Die Bewerber vor der Podiumsdiskussion (von links): Heinz Peter Schwertges, Andreas Leiling, Amtsinhaber Martin Wolff und Aaron Treut.
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Bevor die große Podiumsdiskussion der vier Oberbürgermeister-Kandidaten im Hallensportzentrum überhaupt begonnen hatte, war eines schon klar. Die Brettener Bürger interessieren sich für die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Stadt. Über 1.300 Besucher strömten zur Diskussion in die Halle und besetzten die Stühle und Emporen.

Bretten (swiz) Bevor die große Podiumsdiskussion der vier Oberbürgermeister-Kandidaten im Hallensportzentrum überhaupt begonnen hatte, war eines schon klar. Die Brettener Bürger interessieren sich für die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung ihrer Stadt. Über 1.300 Besucher strömten zur Diskussion in die Halle und besetzten die Emporen. „Es freut mich sehr, dass so viele Menschen gekommen sind, um sich hier eine objektive Meinung zu den Kandidaten zu bilden“, betonte Bürgermeister Michael Nöltner, der die Diskussion souverän und professionell leitete. Und der abendliche Termin sollte sich für die Besucher lohnen, denn von den Kandidaten wurde einiges geboten. Während sich der amtierende Oberbürgermeister Martin Wolff und Herausforderer Aaron Treut in ihren jeweils viertelstündigen Antrittsreden immer wieder heftig kritisierten, fuhr der Kandidat der Linken Heinz Peter Schwertges eher auf der Comedian-Schiene. Sachlich wurde es dann wieder beim Herausforderer Andreas Leiling.

„Seit meinem Amtsantritt hat sich viel getan“

Der amtierende Oberbürgermeister Martin Wolff war dann der erste, der das Rednerpult betrat und den Zuhörern seine Ideen und Visionen für Bretten präsentierte. Er verwies, wie von einem Amtsinhaber nicht anders zu erwarten auf das Geleistete der letzten acht Jahre. Dabei griff er noch einmal ein Zitat von Treut („Bretten dümpelt vor sich hin“) aus der Podiumsdiskussion bei der Vereinigung Brettener Unternehmer (wir berichteten) auf. „Seit meinem Amtsantritt 2010 hat sich viel getan. Allein in den Stadtteilen wurden die Investitionen verdreifacht und zwar auf 2,8 Millionen Euro pro Jahr. Und wenn Mitbewerber behaupten, die Stadt dümpelt vor sich hin oder verharrt im Stillstand, dann ist das reiner Populismus und nicht die Realität“, so Wolff. In Bretten würden derzeit rund 250 Millionen Euro investiert, es gebe vier neue Baugebiete, ein breites Betreuungsangebot, ein lebendiges Ehrenamt und die Schulden seien auf 16 Millionen Euro halbiert worden. Zudem habe in fünf Stadtteilen bereits „die digitale Zukunft mit Glasfaser begonnen“. Und neue Projekte seien geplant. So sollen auf der Sporgasse ein Gesundheitszentrum, eine neue Stadtbücherei, eine öffentliche Tiefgarage und ein öffentlicher Platz entstehen. Darüber hinaus werde es weitere Maßnahmen beim Hochwasserschutz geben und natürlich beim Verkehr. „Zum Beispiel soll der Auto-Verkehr vom Fußgängerverkehr entkoppelt werden.“ Die besondere Bedeutung der Umgehungsstraße sei ebenfalls unbestritten. Zum Mellert-Fibron-Gelände betonte Wolff, „dort war von Anfang an, die Umwandlung vom Gewerbegebiet zu einem Mischgebiet, in dem auch Wohnen zulässig ist, vorgesehen“.

„Die Luft ist raus, jetzt machen wir es besser“

Mit einem roten Luftballon in der Hand betrat in der Folge Treut die Bühne. Während er den Ballon aufblies, betonte er im Stakato-Stil: „Acht Jahre Stillstand beim Verkehr, acht Jahre Stillstand auf der Sporgasse, acht Jahre keine Steigerung bei den Gewerbesteuereinnahmen und kein Glasfaserausbau in der Kernstadt.“ Mit dem Kommentar, „die Luft ist raus, jetzt machen wir es besser“, ließ Treut den Luftballon schließlich los. Dass dieser dann ausgerechnet auf Diskussionsleiter Nöltner landete, quittierte der Bürgermeister mit einem Lachen. Nach dem kuriosen Auftakt schaltete Treut aber weiter in Angriffsmodus. Er kritisierte unter anderem die „Altenheim-Posse“, den „Eklat um die Moschee und das „Kaugummi-Theater um die Entwicklung des Sporgassen-Areals“. Nicht zuletzt nahm er den „Hick-Hack um die Peronsalpolitik im Rathaus“ und die „Pleite beim Bürgerbeteiligungsprogramm ISEK“ aufs Korn. „Wollen wir wirklich weiterhin solche Schmierenkomödien in den Zeitungen lesen“, fragte er in das Rund des Hallensportzentrums. Es brauche einen Masterplan für Bretten, der die vielen vorhandenen Ideen bündele. Diese müsse man dann anpacken und auch umsetzen, so der Ruiter Ortsvorsteher. Besonders der Verkehr sei ein wichtiges Thema. Bretten stehe „vor dem Verkehrs-Kollaps“. Dies würde auch die Kaufkraft schwächen, da die Leute wegen des Verkehrs eben nicht gerne nach Bretten fahren würden. Er wolle daher als OB ein Fachamt für Verkehr schaffen, dass dem Problem Herr werde. Darüber hinaus müsse die Innenstadt sauberer werden, es brauche eine 100 Prozent-Stelle für den Citymanager und die Ortsteile müssten durch mehr Investitionen weiter gestärkt werden. Dies solle zum Beispiel in Form eines besseren Betreuungsangebots für Senioren geschehen. „Die alten Menschen sollen im Alter in ihren Orten bleiben können“, so Treut. Beim Thema Hochwasser forderte er die Schaffung von Retentionsflächen, um die Ortsteile zu schützen.

„Von Treut würde ich keinen Gebrauchtwagen kaufen“

Für viele Lacher und einen eher komödiantenhaften Auftritt sorgte dann im Anschluss OB-Kandidat Schwertges. So wiederholte er seine an den OB gerichtete Kritik aus der VBU-Diskussionsrunde: „Der Amtsschimmel in Bretten trabt so langsam, dass er selbst schon Schimmel ansetzt”. Darüber hinaus bezeichnete er Treut als „Schlitzohr, von dem ich keinen Gebrauchtwagen kaufen würde“. Außerdem sei der Ruiter ja sowieso ein „Teil des Systems Wolff“. Er wolle, so Schwertges, als OB vor allem wieder Transparenz in das Rathaus bringen und eine vier- bis fünfgeschossige Wohnbebauung auf das Mellert-Fibron-Areal bringen. Darüber hinaus forderte er ein kostenloses Schülerticket für den Öffentlichen Personennahverkehr.

„Wir brauchen eine strategische Entwicklung und ein städtebauliches Leitbild“

Um einiges ernster widmete sich als letzter in der Reihe der Kandidaten, Andreas Leiling seinen Ausführungen und Vorstellungen zur Entwicklung Brettens. Die Melanchthonstadt brauche vor allem „eine strategische Entwicklung und ein städtebauliches Leitbild“, so der Kandidat aus Stettfeld. Es müsse alles in eine logische Reihenfolge gebracht werden. Als konkrete Projekte forderte Leiling die Errichtung von Kindertagesstätten an gewerblichen Brennpunkten und eine konsequente Entwicklung von Gewerbegebieten. Dafür sei aber zuerst der Abschluss des Gewerbegebiets Gölshausen vonnöten. Wichtig sei auch die Schaffung von Wohnraum, wobei er vor allem auf eine konsequente Nachverdichtung setze. Er sei außerdem für einen Citymanager, der auch in der ruhigen Sommerzeit Events in der Stadt organisiere, denn „eine Stadt mache keinen Urlaub“. Daneben müsse es ein Parkleitsystem geben, mehr für die Sicherheit am Bahnhof getan werden und eine vernünftige Verkehrsleitplanung geschaffen werden. „Gerade beim Verkehr habe ich das Gefühl, dass sich die Bürger da mehr Gedanken machen, als die Verwaltung“, so Leiling. Weitere Vorhaben warf Leiling als Schlagworte in die Runde: So brauche es in Bretten eine Kulturhalle, einen Familienpark und ein Haus der Bürger. Letztendlich sei bei allen Planungen natürlich auch die Transparenz unerlässlich. „Die Bürger müssen wissen, wohin die Stadt sich bewegt.“

Die Bewerber vor der Podiumsdiskussion (von links): Heinz Peter Schwertges, Andreas Leiling, Amtsinhaber Martin Wolff und Aaron Treut.
Die Bewerber nach der Podiumsdiskussion (von links): Heinz Peter Schwertges, Andreas Leiling, Amtsinhaber Martin Wolff und Aaron Treut.
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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