Plädoyer für frei stehende Mediathek: Architekt wirbt in offenem Brief für moderne Bibliothek auf der Sporgasse als künftiges Aushängeschild
In die noch offene Frage, ob die zu einer modernen Mediathek weiterzuentwickelnde Brettener Stadtbücherei auf das Sporgassengelände verlagert werden soll und wenn ja, wo genau sie dort errichtet werden soll, hat sich jetzt auch ein fachkundiger Brettener Bürger eingeschaltet. In einem offenen Brief an die Brettener Stadtverwaltung sowie die Stadträtinnen und -räte wirbt der Architekt Frank Schneidereit dafür, die Aussagen der Stadtverwaltung aus der letzten Gemeinderatssitzung vor Weihnachten zum größeren Platzbedarf des geplanten Gesundheitszentrums und zum Standort der neuen Stadtbücherei noch einmal zu hinterfragen.
BRETTEN (ch) In die noch offene Frage, ob die zu einer modernen Mediathek weiterzuentwickelnde Brettener Stadtbücherei auf das Sporgassengelände verlagert werden soll und wenn ja, wo genau sie dort errichtet werden soll, hat sich jetzt auch ein fachkundiger Brettener Bürger eingeschaltet. In einem offenen Brief an die Brettener Stadtverwaltung sowie die Stadträtinnen und -räte wirbt der Architekt Frank Schneidereit dafür, die Aussagen der Stadtverwaltung zum größeren Platzbedarf des geplanten Gesundheitszentrums und zum Standort der neuen Stadtbücherei in der letzten Gemeinderatssitzung vor Weihnachten noch einmal zu hinterfragen.
Städtebauliches Konzept nicht wegen Umfrage kippen
Sein fünfseitiges Schreiben möchte der Architekt, wie er auf Nachfrage betont, „als Diskussionsbeitrag“ verstanden wissen. Darin äußert er verschiedene Anregungen – jeweils auf Grundlage des vom Stuttgarter Büro Baldauf durchgeführten und allseits akzeptierten städtebaulichen Verfahrens sowie unter Beachtung des aktuellen Verfahrenstandes. Im Dezember hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen, die Stadtbücherei nicht, wie von Baldauf vorgesehen, zusammen mit dem geplanten Gesundheitszentrum im ersten Bauabschnitt, sondern zusammen mit der Wohnbebauung im zweiten Bauabschnitt zu realisieren. Der Grund: Eine Bedarfsumfrage habe ergeben, dass es für das Gesundheitszentrum weit mehr Interessenten gebe als ursprünglich angenommen, deshalb müsse die Bücherei weichen. „Für so eine unverbindliche Umfrage würde ich das städtebauliche Konzept nicht kippen“, sagt Schneidereit
Veränderung erst planerisch überprüfen
Dass die Stadtbücherei in ihrer gegenwärtigen Größe und ohne Barrierefreiheit erneuerungsbedürftig ist, steht für den Architekten außer Frage. Auch den angedachten neuen Standort auf dem Sporgassenareal hält er für grundsätzlich richtig. Aber er stellt die Frage, ob eine Stadtbücherei/Mediathek im zweiten Bauabschnitt überhaupt funktioniert. Um das herauszufinden, stellt er drei vereinfachte Varianten einander gegenüber und kommentiert sie. „Es hat mich verwundert, dass die Stadtverwaltung dem Gemeinderat eine so weitreichende Veränderung zur Kenntnis vorlegt, ohne dass im Vorfeld planerisch überprüft wurde, ob eine Verschiebung in den zweiten Bauabschnitt städtebaulich funktioniert“, begründet er sein Eingreifen.
Gestaltungsbeirat der Architektenkammer einschalten
Zugleich gibt er zu bedenken, dass „die äußere Erscheinung der Stadtbibliothek, ihre Wahrnehmung im öffentlichen Raum, eine wesentliche Auswirkung hat auf die zukünftige Akzeptanz und Nutzung.“ Der Architekt zitiert „hervorragende Beispiele moderner Bibliotheksbauten“, unter anderem im nahen Pforzheim, und schlägt vor, dass der Gemeinderat zwecks „neutraler Qualitätssicherung“ für die neue Mediathek eine Sachverständigenkommission des Gestaltungsbeirats der Architektenkammer Baden-Württemberg anruft. Deren Tätigkeit werde sogar finanziell gefördert.
Mediathek als „Aushängeschild“ für Bretten
In seiner Gegenüberstellung geht der Architekt, der als interessierter Bürger auch am Sporgassen-Workshop im März 2017 teilgenommen hat, in Variante eins auf das vom Büro Baldauf vorgelegte Konzept ein. Er würdigt das Erscheinungsbild der Mediathek als frei stehender Baukörper, der „durch eine besondere, individuelle Gestaltung Publikumsmagnet und stadtbildprägend sein“ könne. Darüber hinaus, erläutert Schneidereit auf Nachfrage, habe die Bücherei auch für den öffentlichen Platz eine wichtige Funktion, weil sie „den Platz belebt und zum Verweilen einlädt.“ Nicht zuletzt könne sie für Bretten ein neues „Aushängeschild“ werden.
Verlust an „Strahlkraft“
Als Variante zwei untersucht Schneidereit eine Verschiebung der Bücherei in den zweiten Bauabschnitt, wo sie auf zwei Etagen zusammen mit weiteren Gebäuden um einen glasüberdachten Innenhof herum gruppiert sein könnte, der auch einen geschützten Raum für ganzjährig durchzuführende Veranstaltungen böte. Ergänzend ließen sich dort nach seinen Vorstellungen Gastronomie, eine Buchhandlung, ein Bürgerzentrum oder Räume der Volkshochschule anordnen. Allerdings, so sein Einwand, würde die Bibliothek mit dem größeren Baukörper verschmelzen und verlöre – im Vergleich zur ersten Variante – „an Strahlkraft“.
Fachgeschäfte statt Bücherei verschieben?
Aber auch eine Übernahme des einzeln stehenden Bücherei-Baukörpers in den zweiten Bauabschnitt oder eine ganz neue Form für die Bücherei hält Schneidereit für denkbar, was er als Variante drei vorstellt. Aber auch damit lasse sich das Alleinstellungsmerkmal der Bibliothek als herausragendes öffentliches Bauwerk nur eingeschränkt umsetzen. Zum Schluss gibt er noch zu bedenken, ob man nicht statt der Stadtbücherei vielmehr die an einer Ansiedlung beim Gesundheitszentrum interessierten medizinischen Fachgeschäfte oder das ebenfalls interessierte Dienstleistungsunternehmen in den zweiten Bauabschnitt verschieben könnte. Wenn beide Bauabschnitte zeitlich unmittelbar aufeinander aufgebaut würden, ließe sich das Baldauf-Konzept seiner Meinung nach realisieren.
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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