Runder Tisch zur katholischen Altenpflege in Bretten: "aktive" legen Machbarkeitsstudie vor
„Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.“ Legt man dieses Zitat des britischen Philosophen Karl Raimund Popper zugrunde, dann war die Gesprächsrunde zum Thema „Zukunft des Katholischen Altenheims St. Laurentius“ am vergangenen Montagabend in Bretten ein sehr hochwertiger Dialog.
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Bretten (swiz) „Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.“ Legt man dieses Zitat des britischen Philosophen Karl Raimund Popper zugrunde, dann war die Gesprächsrunde zum Thema „Zukunft des Katholischen Altenheims St. Laurentius“ am vergangenen Montagabend in Bretten ein sehr hochwertiger Dialog. Fanden sich dazu doch, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auf Einladung von Oberbürgermeister Martin Wolff, die Vertreter aller beteiligten Parteien in diesem seit vielen Wochen offen geführten Streit zusammen. Dass aus den Gesprächen keine einvernehmliche Lösung zur Frage „Neubau des Altenheims auf dem Mellert-Fibron-Gelände oder Erhalt des Standorts an der Apothekergasse?“ hervorgehen würde, war den Beteiligten allerdings wohl schon im Vorfeld des Runden Tisches klar. So war es nicht überraschend, dass die Vorstandsvorsitzende der Caritas Ettlingen, Yvonn Hürten, auch weiterhin auf einem Neubau des Altenheims auf dem Mellert-Fibron-Gelände besteht. „Dabei will ich den Gemeinderat in seiner Entscheidungsfindung nicht unter Druck setzen, sondern nur die Fakten nennen. Und die besagen nun einmal, wenn wir auf dem Mellert-Fibron-Areal nicht bauen können, dann müssen wir unser Altenheim zum 31. Dezember 2018 schließen, da dann der Pachtvertrag ausläuft.“
Baubeginn wäre erst Ostern 2018 möglich
Doch gerade zu einem möglichen Baubeginn ergaben sich am Runden Tisch neue Fakten. So verkündete Ulrich Braun, Amtsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht, dass ein Spatenstich auf dem Mellert-Fibron-Areal, eine Zustimmung des Gemeinderats zur Umwidmung des Areals in ein Mischgebiet vorausgesetzt, frühestens um Ostern 2018 möglich wäre. Dies sei auf bau- und planungsrechtliche Vorgaben zurückzuführen. Die Kündigung des Pachtvertrags müsste in diesem Fall wohl aufgehoben werden, da eine Bauphase von einem knappen halben Jahr unrealistisch ist. Das sieht auch Hürten so und betonte: „Wenn wir eine Perspektive hätten, wie den möglichen Spatenstich an Ostern 2018, dann würden wir die Kirche natürlich um eine Verlängerung des Pachtvertrags für das Laurentiusheim bitten. Solange würden wir dann auch das Geld in die Hand nehmen, um das Heim an der Apothekergasse in Schuss zu halten“, sagte Hürten gegenüber der Brettener Woche. Entgegenkommen signalisiert in diesem Fall auch der Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Bretten-Walzbachtal, Harald-Mathias Maiba. „Wir würden den Pachtvertrag in diesem Fall natürlich verlängern. Wir waren es ja nicht, die den Vertrag gekündigt haben.“ Dennoch hoffe er natürlich immer noch, dass das Altenheim an seinem Standort in der Apothekergasse erhalten bleiben könne. Natürlich brauche das Haus dann ein neues Outfit und es müsse natürlich auch wirtschaftlich sein, so Maiba. „Aber wir wollen den guten Geist dieses Heims im Herzen der Stadt einfach erhalten.“ Sollte dieses Vorhaben, das der starke Wille der Pfarrgemeinde sei, nicht umzusetzen sein, dann werde man sich umschauen, was man an Alternativen habe.
Machbarkeitsstudie der Alternativen
Erhalten wollen den „Geist des Heims“ auch die Vertreter der Wählerinitiative „die aktiven“. Diese stellten bei der Gesprächsrunde erstmals eine durch den Architekten Wolfram Pfaus erstellte Machbarkeitsstudie vor. Laut der Studie soll ein Teilgebäude an der Apothekergasse abgerissen werden. Danach soll dort ein Neubau mit bis zu 55 Pflegeplätzen entstehen und das Bestandsgebäude soll modernisiert werden. Während dem Abriss und der folgenden Bau- und Modernisierungsphase sollen die Bewohner in das evangelische Altenheim „Im Brettspiel“ umziehen, das ab Herbst frei wird. Die Kosten für den Bau schätzen „die aktiven“ auf rund sieben Millionen Euro, ein Investor stehe weiterhin bereit, erklärte Jörg Biermann, Sprecher der „aktiven“ im Gemeinderat. Genannt werden will dieser Geldgeber jedoch weiterhin nicht. Dann gehe es „eigentlich nur noch um die Frage, wer dieses Heim betreibt.“, so Biermann. Den Neubau auf dem Mellert-Fibron-Areal lehnen „die aktiven“ weiterhin ab. „Aus unserer Sicht gibt es gute Alternativen“, so Biermann. Eine weitere Alternative hat der ebenfalls am Runden Tisch beteiligte Sozialdezernent des Landratsamts Karlsruhe, Peter Kappes, vorgeschlagen. Sollte der Neubau des Altenheims auf dem Mellert-Fibron-Areal erfolgen, könne er sich die Einrichtung von ambulant betreuten Wohngruppen im jetzigen Laurentiusheim vorstellen. Eine Idee, die auch Wolff befürwortet. „Wichtig ist, dass der kirchlich soziale Nutzen des Hauses erhalten bleibt“, betonte der Oberbürgermeister. In diesem Sinne stehe er auch weiterhin dafür, „dass wir die katholische Altenpflege in Bretten erhalten. Und auch das St. Laurentiusheim sollte dabei in geeigneter Weise erhalten werden.“ Ein Ball, den Hürten gerne aufgreift. „Das Problem ist meiner Meinung nach, dass der Wunsch, dass an der Apothekergasse alles so weiterläuft wie bisher, so prägend ist, dass man sich mit anderen Ideen noch gar nicht beschäftigt hat.“ Sollte sich die Kirchengemeinde aber für eine anderweitige Nutzung des derzeitigen Laurentiusheims entschließen, dann würde die Caritas „gerne mit unserer Fachkompetenz beratend zur Seite stehen“, so Hürten.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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