Planungen des Regierungspräsidiums im Gemeinderat
Umgehung entlastet Bretten teilweise
Bretten (bea) Gleich zweimal stand in der gestrigen Gemeinderatssitzung das Thema "B294 Ortsumfahrung Bretten" auf der Tagesordnung. Zum einen gaben Referatsleiter Axel Speer und Planer Helmut Wößner vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe einen Überblick über den Sachstand der Planungen des RP in Bretten. Zum anderen stellte Stefan Wammetsberger vom Karlsruher Büro Köhler & Leutwein die Ergebnisse der durch die Stadt Bretten beauftragten ergänzenden Verkehrsuntersuchung im Hinblick auf die Umfahrung vor. Diese hatte auf der schon vorliegenden Untersuchung des RP aufgesetzt und sollte zusätzliche Fakten wie das Mobilitätskonzept und die für 2031 geplante Gartenschau in Bretten mit in die bereits vorliegenden Berechnungen einbeziehen.
Planungen des Knotenpunkts B35/B293 beim Gölshäuser Dreieck
Doch zunächst stellte Speer den Stand der Planungen des Knotenpunkts B35/B293 beim Gölshäuser Dreieck vor. Dieses Projekt sei bereits weit fortgeschritten. Bis spätestens Anfang 2022 soll der Planfeststellungsbeschluss stehen. Wenn im Anschluss daran nicht gegen das Vorhaben geklagt werde, könnte man bereits 2024 mit dem Bau beginnen, so Speer. Im Anschluss stellte Wößner die Planungen zum Radweg zwischen Bretten und Oberderdingen vor (Näheres dazu lesen Sie auf kraichgau.news). Ebenfalls sprach Wößner über die Planungen zur Ortsumfahrung der B294 und den damit zusammenhängenden Verkehrsfluss zwischen Bruchsal und Pforzheim. Mit der im Bundesverkehrswegeplan als vordringlich eingestuften Umgehung schaffe man eine Querverbindung zur Entlastung der Gemeinden, so Wößner. Dabei sei man mit den Planungen jedoch erst am Anfang.
"Andere Umfahrungen nicht wirksam"
Die vorliegende Strecke im Südwesten von Bretten habe man gewählt, da diese laut Verkehrsgutachten der Hauptverbindungsweg sei und andere Umfahrungen nicht wirksam seien und somit von den motorisierten Fahrern nicht genutzt würden. Die Südwestumfahrung würde die Verkehrsbelastung auf der B35 verringern, die jedoch spätestens bei Diedelsheim in Richtung Bruchsal wieder hinzukommen würde. Derzeit müsse man aus den beiden Alternativstrecken eine Vorzugsvariante auswählen, die im Anschluss näher untersucht werden könne. Dadurch könnten sich noch geringfügige Änderungen an der bisherigen Planung ergeben, so Wößner. Da entlang der Wegeplanung ein FFH-Gebiet (ein Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz; Anm. d. Red.) ausgewiesen sei, wolle man den Tunnel verlängern, um dieses nicht zu tangieren. Ebenfalls wolle man das Hochwasserproblem am Hungergraben angehen und könne Wasser im Südwesten der vorgesehenen Straße aufstauen. Derzeit liefen noch Fachgutachten, doch im ersten Quartal 2022 rechne man mit dem Abschluss der gutachterlichen Leistungen, mit dem Abschluss der Voruntersuchung bis zum dritten Quartal des kommenden Jahres.
"Verkehrssituation von morgen und übermorgen berücksichtigen"
Man müsse auch die Verkehrssituation von morgen und übermorgen berücksichtigen, sagte im Anschluss der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff. Zwar hätten sich die Verkehrszahlen leicht verringert, seien aber dennoch enorm. Mit der Bitte, das nördliche Tunnelende um 250 bis 300 Meter nach Westen zu verlegen, meldete sich Bernd Neuschl (CDU) in der anschließenden Aussprache zu Wort. Seine Begründung: Nach der momentanen Planung würden der Rinklinger Grillplatz, ein Waldkindergarten und das Naherholungsgebiet an sich genau am Tunnelausgang liegen. Ansonsten stehe die CDU hinter der Umfahrung, da durch sie auch eine Entlastung in der Peripherie erreicht werden könne.
"Starke Belastung im Südwesten von Bretten"
Als "starke Belastung im Südwesten von Bretten" bezeichnete Otto Mansdörfer (Grüne) die Umfahrung. Für ihn gebe es kein schlüssiges Ergebnis bei der Gewichtung von Kosten und Nutzen des Vorhabens. Sicherlich verstehe er, dass es Wößners Aufgabe als Planer des RP sei, eine Lösung für den überörtlichen Verkehr, nicht aber eine Lösung für die verkehrliche Entlastung der Stadt Bretten zu finden. Unterm Strich verbessere das Vorhaben den Durchfluss des Fernverkehrs, in Bretten selbst ändere sich hingegen wenig. Auch müsste die Umfahrung bis spätestens 2029 gebaut sein, damit die Wilhelmstraße bis zur Gartenschau auf insgesamt zwei Spuren zurückgebaut werden könne. Dieser Umbau sei, so der OB, allerdings auch ohne die Umgehung geplant, sofern sich der Gemeinderat dafür entscheide. Auch der Rinklinger Ortsvorsteher Timo Hagino meldete sich zu Wort und plädierte dafür, den Tunnel zu verlängern. Man könne grundsätzlich eine Einhausung bauen, also den Tunnelkörper verlängern und diesen mit dem Aushub auffüllen, so Wößner. Doch so weit sei man mit den Planungen noch nicht.
"Wir wollen eine Verkehrswende"
Die vorliegenden Zahlen könnten nicht für die Zukunft verwendet werden, sagte Edgar Schlotterbeck (SPD). "Wir wollen eine Verkehrswende, die entsteht jedoch nicht durch Straßenbau", so der Rat. Auf Nachfrage von Hermann Fülberth (Aufbruch Bretten) antwortete der OB, dass ihm vom Ministerium versprochen worden sei, den Bau der ebenfalls in Bruchsal und Bauschlott geplanten Umfahrungen nicht vor der Straße um Bretten beginnen zu lassen. "Realistisch ist, dass wir bis 2030 in Bau gehen können", so Speer. Dennoch müsse zum Beispiel der Bund bei einer Verlängerung des Tunnels zustimmen, diese müsse daher gut begründet sein. Bei der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahme sah Bürgermeister Michael Nöltner eine große Chance. So könne man in der Nähe der Straße Feuchtbiotope einrichten und mit den Ausgleichsmaßnahmen etwas Gutes bewirken.
"Wenn wir das hinbekommen, hat Bretten viel gewonnen"
Wasser auf die Mühlen der vorliegenden Planungen goss Stefan Wammetsberger vom Ingenieurbüro Köhler & Leuthwein. Er stellte neue Verkehrszahlen mit Berücksichtigung des Mobilitätskonzepts und der Umbaumaßnahmen aufgrund der Gartenschau vor. Auch er bestätigte, dass die Achse zwischen den Autobahnen A5 und A8 fremden Verkehr anziehe, da sämtliche Straßen in der Umgebung bereits stark belastet seien. Insgesamt verglich er sieben verschiedene Szenarien miteinander, darunter die "Variante ohne Südumfahrung", bei der 24.400 Fahrzeuge - davon 2.160 Lkw pro Tag entlang der Wilhelmstraße - fahren würden. Würde die Südumgehung gebaut, würden laut seinen Berechnungen lediglich 19.600 Fahrzeuge - darunter 1.400 Lkw - die gleiche Strecke befahren. In der Variante mit Gartenschau und Anpassung "Modal Split" um 25 Prozent (Veränderung des Anteils des motorisierten Verkehrs an der Gesamtmobilität. Dieser liegt in Bretten derzeit bei 64 Prozent. Anm.d.Red.), ohne Südumfahrung, blieben 17.200 Fahrzeuge und 1.830 Lkw und mit zusätzlichen Restriktionen und Südumfahrung könnte der Verkehr auf 14.900 Fahrzeuge und 950 Lkw reduziert werden. "Wenn wir das hinbekommen, hat die Stadt Bretten viel gewonnen", so Wammetsberger.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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