Gemeinsam auf eine emotionale Reise
Johann-Peter-Hebel-Schule in Bretten startet Theaterprojekt
Bretten (kuna) Wie sich Wut anfühlt, das weiß wohl jeder – doch wie stellt man die Emotion auf Knopfdruck dar? Das erprobt derzeit die Klasse 5b der Johann-Peter-Hebel-Schule (JPH) in Bretten. Erst vor wenigen Wochen hat die Schule ein neues Projekt auf die Beine gestellt, in dem sich die Schülerinnen und Schüler, wie in einer Theaterklasse, regelmäßig an das Schauspielen heranwagen. Vermittelt wird der neue Stoff innerhalb des regulären Musikunterrichts – ein Projekt, das im kommenden Schuljahr auf weitere fünfte Klassen ausgedehnt werden soll.
Gemeinsam auf eine emotionale Reise
Für die Klasse 5b heißt es am Dienstagmittag Unterricht an der frischen Luft. Ein Absperrband, das kurzerhand um die Bäume des Brettener Stadtparks gebunden wurde, grenzt den Unterrichtsraum für die nächste Schulstunde ab. Dann begleiten die junge Musiklehrerin Carolin Ehrle und der Realschullehrer im Ruhestand, Hans-Martin Vogt, die Kinder auf eine emotionale Reise. Es gilt, einzelne Sätze in einem vorgegebenem Gefühlszustand auszudrücken. Das trägt mitunter kuriose Blüten. „Ich mag Fortnite“, sagt eine Fünftklässlerin und lässt traurig ihre Schultern hängen, während ihre Klassenkameradin mit fröhlicher Stimme erwidert: „Mein Hamster ist gestern gestorben.“ Doch noch nicht bei allen sitzt das Schauspielern so gut, dass direkt klar wird, welche Emotion gerade dargestellt wird. Mit konzentrierten Blicken lauschen die Kinder einer Schülerin, die ihrer Klasse erklärt, dass ihr Hund ihre Hausaufgaben gefressen habe. War das jetzt dramatisch, traurig oder genervt?
Integriert im regulären Musikunterricht
Eigentlich – so die ursprüngliche Idee von Schulleiter Wolfgang Halbeis – könnte man an der JPH doch eine Theater AG einrichten. „Den Plan mussten wir aber verwerfen, weil es schon so viele AGs gibt“, erklärt Ehrle. Wegen des breiten Angebots hätte es für eine weitere AG schlicht zu wenig Kinder gegeben. Die Idee wurde also geändert und lautet nun, das Theaterspielen in den regulären Musikunterricht einzubinden. „Im Lehrplan läuft das im Fach Musik unter ‚szenische Interpretation“, erläutert Ehrle. Bis zu den Sommerferien läuft das Pilotprojekt mit der Klasse 5b, die dann im neuen Schuljahr als sechste Klasse ihr Theaterstück aufführen soll. Nach den Sommerferien sollen außerdem weitere fünfte Klassen das Theaterspielen im Musikunterricht erlernen.
"Die 5b ist eine singbegeisterte Klasse"
Doch das Schauspielern ist auch eine Typsache – nicht alle Kinder sind so motiviert dabei wie die Klasse 5b. „Die Schülerinnen und Schüler lassen sich begeistern, sind aufmerksam und beobachten genau“, schildert Ehrle. „Außerdem ist die 5b eine singbegeisterte Klasse.“ Eine wichtige Voraussetzung, denn das Theaterstück soll am Ende schließlich auch viele Lieder enthalten.
Unterstützung durch Realschullehrer im Ruhestand
Fachkundige Unterstützung erhält die junge Musiklehrerin durch Hans-Martin Vogt. Er war 17 Jahre lang als Realschullehrer an der Leopold-Feigenbutz-Realschule (LFR) in Oberderdingen tätig und ist seit letztem Jahr im Ruhestand. „Ich fühle mich aber noch fit genug, um etwas zu machen“, sagt Vogt beschwingt. Und da kommt ihm das Theaterprojekt an der JPH gerade recht. Denn in Oberderdingen war Vogt viele Jahre für Theater-AGs verantwortlich und hat regelmäßig mit fünften Klassen Stücke wie Maria Stuart aufgeführt. "Natürlich auf Schülerniveau", fügt Vogt hinzu.
Prüfungskooperation zwischen JPH und LFR
Dass er diese Tätigkeit nun in Bretten weiterführen kann, sei auf einen Zufall zurückzuführen. Denn zwischen der JPH in Bretten und der LFR in Oberderdingen gebe es eine Prüfungskooperation, wodurch die beiden Rektoren, Wolfgang Halbeis und Gregor Svoboda, im Kontakt zueinander stehen. Auf Initiative des Brettener Schulleiters sei es dann zu dem neuen Theaterprojekt gekommen, frei nach dem Motto: "An der Hebelschule könnte man doch etwas Ähnliches machen."
Theaterstück gemeinsam aussuchen
Für die Kinder der Klasse 5b heißt es nun erst einmal, einen spielerischen Einblick in die Theaterwelt zu erhalten. „Es ist nicht ganz so einfach, ich weiß“, sagt Vogt an die jungen Schülerinnen und Schüler gerichtet, die sich an dem Ausdruck verschiedener Emotionen versuchen. Am Ende der Unterrichtsstunde im Stadtpark verkündet er: „Nächstes Schuljahr haben wir noch einiges vor.“ Denn sobald die Klasse sich gemeinsam für ein passendes Theaterstück entschieden hat, heißt es, Rollen zu verteilen und Texte auswendig zu lernen. "Und genau in einem Jahr werden wir dann das Stück auf der Bühne präsentieren", erklärt Ehrle.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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