"Keiner soll alleine sein": Weihnachtslieder, Gratisessen und Filmpremiere trösteten vorübergehend über Sorgen hinweg
Zur Wohltätigkeitsveranstaltung unter dem Motto "Keiner soll alleine sein" trafen sich an diesem Sonntag wieder in der Brettener Stadtparkhalle einsame, kranke und finanziell weniger gut situierte Menschen aus Bretten und der Region zu einem kostenlosen Weihnachtsbüffet mit musikalischer Unterhaltung. Dabei gab es auch eine kleine Premiere: Im privaten Rahmen wurde eine filmische Dokumentation über das 40-jährige Bestehen von Uli Langes "Festival der guten Taten" gezeigt.
BRETTEN (ch) "Wir alle sind Engel füreinander, ich für dich und du für mich, wir alle sind Engel füreinander, denn alle Menschen brauchen sich...", der eingangs vom Ensemble "Zeitlos" intonierte Ohrwurm aus dem Zillertal hätte auch als treffendes Motto dienen können, wenn die Veranstaltung nicht schon einen klingenden Namen hätte. Und so trafen sich am Sonntag zum achten Mal in Folge unter dem bewährten Motto "Keiner soll alleine sein..." einsame, kranke und finanziell weniger gut situierte Menschen aus Bretten und der Region zum kostenlosen Weihnachtsbüffet mit musikalischer und erstmals auch filmischer Unterhaltung.
Stunden voller weihnachtlicher Harmonie
Auf Einladung von Uli Langes "Festival der guten Taten", der Brettener
Woche/Kraichgauer Bote und der Stadt Bretten mit tatkräftiger
Unterstützung zahlreicher Spender, Sponsoren, Unterstützer und freiwilliger Helferinnen und Helfer verbrachten rund 60 Senioren, Alleinstehende beiderlei Geschlechts im besten Alter sowie Familien mit Kindern drei unbeschwerte Stunden in der Brettener Stadtparkhalle. Es waren wieder Stunden voller weihnachtlicher Harmonie, mit einem reichhaltigen warmen Festessen, Kaffee und Weihnachtsgebäck, gemeinsam gesungenen Liedern, einer kleinen Bescherung und aufmunternden Worten, die manche Beteiligte zumindest vorübergehend über ihre drängenden Alltagssorgen und Schicksalsschläge hinwegtrösten konnten.
Prominenz, Besinnlichkeit und Tränen der Rührung
In seiner Begrüßung fand Uli Lange Worte des Lobes für alle, die auch in diesem Jahr die für die Gäste völlig kostenfreie Veranstaltung wieder möglich gemacht haben. Und er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass die Veranstaltung ursprünglich auf eine Idee der Brettener Woche zurückgeht. Als prominenten Gast hieß er den früheren Leiter des SWR-Studios Karlsruhe und langjährigen SWR-Sportchef Gerhard Meier-Röhn willkommen. Auch Oberbürgermeister Martin Wolff hielt wieder eine Ansprache und nannte Uli Lange den „Monsieur Fünf-Millionen-Euro“, weil er schon so viele Spenden eingesammelt habe. Vieles davon fließe „zurück in die Region“ – und dort in soziale Projekte. Nach einer besinnlichen Weihnachtsgeschichte, vorgetragen vom OB, bekamen die Anwesenden Gelegenheit, selbst aktiv zu werden. „Zeitlos“-Chorleiterin Jacqueline Pace am E-Piano sprach erstmals die jeweils folgende Verszeile vor, mit dem Erfolg, dass auch weniger textsichere Gäste drei aufeinander folgende Weihnachtslieder kräftig mitsangen. „Schön war´s, gell“, begeisterte sich eine ältere Dame, während ihre ebenfalls betagte Tischnachbarin ein paar Tränen der Rührung in ihr Taschentüchle drückte.
Spender zeigt sich solidarisch
Dann gab Brettener Woche-Verlagsleiterin Suzanne Pfefferle das warme Büffet frei. Nach Herzenslust konnten die Gäste unter verschiedenen von der Metzgerei Jürgen Geist zu einem, wie Uli Lange hervorhob, „sehr sozialen Preis“ zubereiteten frischen Salaten, Fleischgerichten, Beilagen, bunten Gemüsen und Desserts sowie den traditionell von Getränke Vogel gespendeten Erfrischungen wählen. Solidarisch mitten unter den Gästen saß auch wieder, diesmal mit Ehefrau Sabrina und dem neun Monate alten Töchterchen Anna, der aus Bruchsal-Untergrombach stammende Nürnberger Martin Holler, der jedes Jahr das weihnachtliche Festessen finanziert.
Filmischer Rückblick auf Uli Langes Lebenswerk
Im Anschluss gab es die angekündigte Filmvorführung im privaten Rahmen, eine Premiere bei „Keiner soll alleine sein“. 36 Minuten lang ließ der private Zusammenschnitt von René Autor noch einmal die verschiedenen Stationen von Uli Langes Lebenswerk, seines mittlerweile 40-jährigen Engagements für das von ihm gegründete „Festival der guten Taten“, Revue passieren. Begleitet von respektvollen Kommentaren manch eines Zuschauers, aber auch von amüsierten Ausrufen des Jubilars.
Sorgen und Nöte von der Seele geredet
Zur Kaffeestunde öffnete schließlich das von den Bäckereien Zickwolf, Autenrieth, Kößler und Gerweck spendierte reichhaltige Büffet mit Kuchen und Weihnachtsgebäck. Während die „Zeitlos“-Sänger mit saisonalem Liedgut wie „Mary´s Boy Child“ und „Wandern durch den weißen Winterwald“ unterhielten, nutzten die Gäste die Gelegenheit, sich gegenseitig ihre Sorgen und Nöte von der Seele zu reden. Die 76-jährige Johanna Müller aus Oberderdingen zum Beispiel (Name von der Redaktion geändert) lebt allein, hat schon zwei Schlaganfälle hinter sich und musste erst voriges Jahr den frühen Tod ihres Sohnes verkraften. „Über Weihnachten ist sie zur Reha wieder in der Klinik“, erzählte ihr elf Jahre jüngerer Bruder, der sie abends und am Wochenende betreut und in die Stadtparkhalle begleitete.
Seit vier Jahren die Oma begleitet
Ebenso handelten eine 19-jährige Abiturientin, ihr Freund und ihr 13-jähriger Bruder, die zum vierten Mal zusammen mit der 77-jährigen Oma und einem 78-jährigen Nachbarn aus Bretten den Nachmittag genossen. Singen sei zwar nicht so ihre Sache, „aber für die Oma macht man´s ja gern“, erklärte die Enkelin. Gedrückte Stimmung herrschte an einem Tisch mit zwei Frauen und einem Mann. „Wir haben Angst um unsere Sozialwohnungen“, gestand eine ältere Dame. Ihr Vermieter wolle Eigentumswohnungen daraus machen und habe ihnen gekündigt. Die nach der Renovierung zu erwartenden höheren Mieten könnten sie nicht bezahlen, fürchteten die drei Brettener.
Schunkelrunden und fröhlicher Ausklang
Einmal mehr machten die Besucher die Erfahrung, dass es bereits entlastet, wenn man eigene Nöte aussprechen kann, jemand hat, der einem geduldig zuhört und der ein paar verständnisvolle Worte findet. Auch das ist ja ein Zweck von „Keiner soll alleine sein“. Anschließend fühlt man sich freier und kann auch mal eine Runde miteinander schunkeln oder einfach nur fröhlich sein. Zwei ältere Damen wagten auch wieder ein gemeinsames Tänzchen – in Ermangelung von tanzwilligen Herren. Mit „Halleluja, das Paradies ist jetzt schon da“ und einem gemeinsam gesungenen „Sierra Madre“ klang der gesellige Nachmittag aus. Während sich das fleißige Helferteam vom Vereinigten Gesangverein (VGV) in der Küche bereits um den Abwasch kümmerte, sorgten Michael Eger und Marius Lang von der Bereitschaft des Brettener DRK dafür, dass alle gehbehinderten Senioren wieder sicher nach Hause gebracht wurden.
Alle Fotos: ch
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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