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Expert*innen informierten zu: Heller Hautkrebs
„Aktinische Keratosen sind ein Warnzeichen“

Heller Hautkrebs. Foto: nd3000 - adobestock | Foto: nd3000 - adobestock
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Wenn die Sonne im April von einem wolkenlosen Himmel scheint, spürt man auf der Haut deutlich, wie viel Kraft die Strahlung hat. Der Eindruck täuscht nicht: Im April und Mai werden bereits UV-Strahlungswerte erreicht, bei denen ein Aufenthalt im Freien ohne Sonnenschutz oder entsprechende Kleidung das Hautkrebsrisiko deutlich erhöht. Das gilt besonders für Menschen, die im Laufe ihres Lebens schon viele Sonnenstunden „eingesammelt“ haben. Sie erkranken häufig an aktinischen Keratosen, einer Vorstufe von Hellem Hautkrebs. Wie man die Haut vor Sonnenschäden schützen kann, wie aktinische Keratosen behandelt werden können und welche Rolle die Vorsorge spielt, dazu informierten Dermatolog:innen in der Sprechzeit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten in der Übersicht:

Hinweise zum Sonnenschutz

Wie schütze ich meine Haut wirksam vor Sonnenschäden?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Selbst bei bedecktem Himmel strahlt die Sonne schon ab März recht intensiv. Man sollte sich also bei jedem Wetter schützen. Am besten tragen Sie gleich morgens einen Lichtschutz mit LSF 50 oder höher auf Gesicht, Ohren oder Dekolleté und – wenn vorhanden – Glatze auf. Wiederholen Sie dies zur Mittagszeit oder wenn Sie draußen Sport machen. Bei Sonnenschein und damit höherem UV-Index sind zusätzlich schützende Kleidung wie eine Strickjacke oder ein dünner Schal sowie eine Kopfbedeckung sinnvoll. Informieren Sie sich über die aktuelle UV-Belastung, zum Beispiel über eine Wetter-App, vermeiden Sie in der Mittagszeit den Aufenthalt in der prallen Sonne und verlegen Sie Sport im Freien in die Morgen- oder Abendstunden.

Ich bin beruflich oft draußen und in praller Sonne tätig. Worauf muss ich achten?
Dr. med. Roland Aschoff: In manchen Berufen lässt sich der Aufenthalt in der Sonne leider nicht vermeiden. Hier ist besonders gut auf Lichtschutz zu achten, wobei auch Arbeitgebende deutlich in die Pflicht genommen werden. Sie müssen ihre Beschäftigten über die Risiken von UV-Strahlung aufklären und geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen. Dazu gehören die Überdachung oder Beschattung von Arbeitsplätzen, aber auch organisatorische Maßnahmen wie die Vermeidung von Arbeiten im Freien in der Mittagszeit. Auch die Bereitstellung von geeigneter Kleidung wie langärmeligen Hemden und einer Kopfbedeckung mit Nackenschutz ist Sache der Arbeitgebenden. Sie können zudem Sonnenschutzmittel zur Verfügung stellen. Bei Auftreten von Hellem Hautkrebs und seinen Vorstufen sollten Beschäftigte in entsprechenden Berufen und ihre behandelnden Ärzt:innen an das Vorliegen einer Berufserkrankung denken und dies der Berufsgenossenschaft melden.

Was ist besser – Sonnenschutzmittel oder Bekleidung mit Lichtschutzfaktor?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Der UV-Schutz durch Bekleidung ist sicherlich der effektivste Sonnenschutz. Allerdings hängt der Schutzfaktor von der Gewebedichte der Textilien ab - ein Strohhut mit großen Maschen ist nicht so effektiv wie eine Mütze aus engmaschig gewebtem Stoff. Doch auch die Sonnenschutzmittel sind sehr effektiv, wenn ein der Intensität der UV-Strahlung und der persönlichen Empfindlichkeit angepasster, hoher Lichtschutzfaktor (50+) verwendet wird. Dabei kommt es auch auf eine ausreichend große Menge an Sonnenschutzmittel an und darauf, dass keine der Sonne ausgesetzten Körperpartien vergessen werden. Für Kleinkinder wird, soweit möglich, in erster Linie ein textiler Schutz empfohlen.

Früherkennung von Anzeichen

Ab welchem Alter ist eine Hautkrebsvorsorge sinnvoll?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: In Deutschland wird allen gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren eine Untersuchung zur Hautkrebs-Früherkennung angeboten. Sie ist kostenlos und darf nicht als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) abgerechnet werden. Von einigen gesetzlichen Krankenkassen wird eine Hautkrebs-Früherkennung bereits ab dem 18. Lebensjahr übernommen. Das ist aus medizinischer Sicht sinnvoll, da der schwarze Hautkrebs bereits bei jungen Erwachsenen auftreten kann. Die Früherkennungsuntersuchung kann alle zwei Jahre in Anspruch genommen werden. Mitglieder der privaten Krankenkassen können sich bei ihrer Krankenversicherung nach einer Übernahme der Kosten erkundigen. In der Regel ist ein regelmäßiges Screening für sie jährlich möglich. Wer an einer Hautkrebs-Früherkennung interessiert ist, kann sich direkt an eine Hautärztin oder einen Hautarzt wenden. Aber auch Hausärzt:innen bieten die Untersuchung an, wenn sie eine entsprechende Fortbildung absolviert haben.

Ist die Entstehung von Hellem Hautkrebs auch erblich bedingt?
Dr. med. Roland Aschoff: Genetisch festgelegt ist nur der Hauttyp: Hellhäutige Menschen sind durch UV-Licht besonders gefährdet. In den letzten Jahren sehen wir aber insgesamt eine deutliche Zunahme von Hellem Hautkrebs, besonders in der älteren Bevölkerung. Das Erkrankungsrisiko nimmt mit dem Alter zu. Hauptverantwortlich ist eine über viele Jahre angesammelte, zu lange Aufenthaltsdauer in der Sonne, oft in Kombination mit einem mangelnden UV-Schutz. Ein weiterer Risikofaktor ist eine Immunsuppression mit Medikamenten, zum Beispiel nach einer Organtransplantation. Manche Patient:innen weisen auch genetische Erkrankungen auf, bei denen das Risiko der Entstehung von Hellem Hautkrebs erhöht ist. In diesen Fällen kann Hautkrebs schon in jungen Jahren auftreten.

Wie entstehen aktinische Keratosen – und wer ist besonders gefährdet?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Aktinische Keratosen entstehen durch den Einfluss von UV-Strahlen des Sonnenlichts. Dabei hängt die Hautschädigung von der Intensität der Sonne, der lebenslangen Gesamtdosis an UV-Strahlung sowie der individuellen Empfindlichkeit ab – Menschen mit einem hellem Haut-Typ sind stärker gefährdet. Auch eine berufsbedingte ständige Sonnenexposition bei Outdoor-Berufen, beispielsweise bei Dachdeckern, Straßenbauern oder Landschaftsgärtnern, erhöht das Risiko für aktinische Keratosen. In diesen Berufsgruppen sind aktinische Keratosen inzwischen als Berufserkrankung anerkannt. Bei Männern mit Glatze beobachten wir häufig einen flächenhaften Befall, eine sogenannte Feldkanzerisierung. Und nicht zuletzt haben Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von aktinischen Keratosen und nachfolgenden Plattenepithelkarzinomen.

Kann ich aktinische Keratosen selbst erkennen?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Viele Patient:innen mit aktinischen Keratosen kommen von selbst in die Praxis, weil ihnen rote Flecken im Gesicht auffallen, die über Wochen nicht abheilen und sich rau anfühlen. Bei Männern mit Glatze sind auch Krusten oder Juckreiz Anlass für den Arzttermin. Ohne ein Dermatoskop – eine spezielle Hautarztlupe – sind diese Stellen nur schwer von anderen Varianten des Hellen Hautkrebs, zum Beispiel oberflächlichen Basalzellkarzinomen, zu unterscheiden. Deshalb sollten diese Flecken von einem Hautarzt angeschaut werden. Grundsätzlich gilt: Alle nicht abheilenden Stellen im Gesicht sollten abgeklärt werden. Dies geschieht am besten im Rahmen einer Hautkrebsvorsorge, denn bei aktinischen Keratosen ist das Risiko für Hautkrebs grundsätzlich erhöht.

Sind aktinische Keratosen bereits eine Form von Hautkrebs?
Dr. med. Roland Aschoff: Aktinische Keratosen gelten als mögliche Vorstufen von Hellem Hautkrebs und sollten als erstes Warnzeichen ernst genommen werden. Da sie ohne Gegenmaßnahmen in einen echten Hautkrebs übergehen können, sollten sie schnellstmöglich und konsequent behandelt werden. Wichtig: Oftmals bestehen in der Nachbarschaft von sichtbaren Hautveränderungen weitere, nicht-sichtbare Veränderungen. In solchen Fällen kann eine Flächentherapie erforderlich sein.

Behandlung von Vorstufen des Hellen Hautkrebs

Muss beim Auftreten von aktinischen Keratosen operiert werden?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Bei vielen Patient:innen ist die Diagnose eindeutig. Dann kann auf eine Gewebeentnahme verzichtet und direkt behandelt werden. Nur in unklaren Fällen ist ein Eingriff zur Absicherung der Diagnose nötig. Die Behandlung von aktinischen Keratosen erfolgt nicht-invasiv. Da viele Patient:innen zahlreiche aktinische Keratosen im Gesicht oder auf der Glatze haben, ist eine Flächenbehandlung sinnvoller. Hierfür gibt es zum Beispiel Cremes, die einfach zuhause angewendet werden können. Leider kommen die aktinischen Keratosen danach häufig wieder, so dass ich stattdessen mittlerweile meist eine Tageslicht-PDT empfehle.

Wie funktioniert die Tageslicht-PDT?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Im Gesicht oder auf der Glatze wird ein spezieller Wirkstoff als Gel aufgetragen, der sich stärker in geschädigten Zellen anreichert. Wenn anschließend für zwei Stunden Tageslicht einwirkt, werden diese Hautkrebsvorstufen gezielt zerstört. Die Behandlung kann zu Hause stattfinden, zum Beispiel auf Terrasse oder Balkon. Danach ist der behandelte Bereich noch für einige Tage gerötet, manchmal auch geschwollen. Aber die alte Haut schuppt innerhalb einer Woche ab und die neue Haut darunter ist nicht nur rosig und weich, sondern auch ebenmäßiger. Damit kombiniert die Tageslicht-PDT eine sehr gute medizinische Wirkung mit einem angenehmen Anti-Aging-Effekt.

Können aktinische Keratosen nach erfolgreicher Behandlung erneut auftreten?
Dr. med. Roland Aschoff: Aktinische Keratosen sind eine chronische Erkrankung und können leider auch nach einer erfolgreichen Therapie erneut auftreten. Je nach durchgeführter Therapie ist das Risiko für das Wiederauftreten unterschiedlich hoch. Wichtig ist es, nach einer Behandlung unbedingt auf einen ausreichenden Lichtschutz zu achten. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens von aktinischen Keratosen kann dadurch reduziert werden.

Reduziert die Behandlung aktinischer Keratosen das Risiko für Hellen Hautkrebs?
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold: Die Behandlung von aktinischen Keratosen zielt auf die Vermeidung einer Fortentwicklung in einen invasiven Hautkrebs ab. Da aktinische Keratosen das Ergebnis einer chronischen Lichtschädigung der Haut durch UV-Strahlen sind, ist eine dauerhafte Heilung nicht möglich – wohl aber eine Rückbildung dieser Läsionen durch verschiedene medizinische Verfahren und Medikamente. Hierdurch wird das Risiko von invasivem Hautkrebs stark reduziert. Es gibt sehr unterschiedliche Medikamente zur topischen Therapie von aktinischen Keratosen. Die Photodynamische Therapie gilt als die wirksamste Behandlungsform, die zudem ein sehr gutes kosmetisches Ergebnis erzielen kann.

Werden die Kosten für eine solche Behandlung von meiner Krankenkasse übernommen?
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz: Die Präparate für die Tageslicht-PDT sind für die Behandlung bei gesetzlich versicherten Patient:innen zugelassen und die Kosten werden daher übernommen. Die Verordnung können Dermatolog:innen, aber auch Hausärzt:innen ausstellen. Auch die privaten Kassen erstatten die Kosten der Tageslicht-PDT.

Die Fachärztinnen und Fachärzte in der Sprechzeit waren:
Dr. med. Roland Aschoff; Facharzt für Dermatologie, Oberarzt und Stellvertretender Klinikdirektor, Leiter der Poliklinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden
Prof. Dr. med. Uwe Reinhold; Facharzt für Dermatologie, Allergologie, Medikamentöse Tumortherapie, Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter MVZ Dermatologisches Zentrum Bonn GmbH
Dr. med. Dagmar Richter-Hintz; Niedergelassene Fachärztin für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Erftstadt

Weitere Informationen:
- UV-Strahlung, aktueller UV-Index: Bundesamt für Strahlenschutz (www.bfs.de)
- Aktinische Keratosen: Deutsche Krebsgesellschaft (www.krebsgesellschaft.de)

Weitere Informationen zur Photodynamischen Therapie erhalten Sie bei Ihrer Hautärztin oder Ihrem Hautarzt.

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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