Warum sich besonders Menschen mit geschwächter Immunabwehr jetzt schützen sollten
Impfungen bei Immunschwäche
Um uns vor Infektionskrankheiten zu bewahren, verfügt unser Körper über eine ausgeklügelte Immunabwehr. Besonders im Herbst und Winter ist ein starkes Immunsystem Voraussetzung, um gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Doch bei vielen Menschen ist das Immunsystem geschwächt und kann Viren oder Bakterien nicht wirksam bekämpfen. Die Folge: Nicht nur das Covid19-Virus, sondern auch Krankheitserreger wie die Pneumokokken-Bakterien haben leichtes Spiel und können eine schwerwiegende Erkrankung, zum Beispiel eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Sepsis verursachen. Zusätzlich haben Immunschwache ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe. Doch wann spricht man von einer Immunschwäche? Wer ist besonders gefährdet und wie können sich Menschen mit geschwächtem Immunsystem vor einer Ansteckung mit Viren oder bakteriellen Krankheitserregern schützen? Zu diesen Fragen informieren Fachärztinnen und -ärzte in der Sprechzeit.
Lücken in der Abwehr: Wann das Immunsystem als geschwächt gilt
Es ist so etwas wie eine körpereigene Lebensversicherung: Unser Immunsystem schützt uns rund um die Uhr vor Krankheitserregern durch ein Zusammenspiel mehrerer komplexer Abwehrmechanismen. Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten werden so daran gehindert, sich im Körper in Form zum Teil gravierender Erkrankungen auszubreiten. Doch diese Abwehr funktioniert nicht bei allen Menschen ausreichend gut. Eine Immunschwäche kann verschiedene Ursachen haben: Die Medizin unterscheidet dabei zwischen einer primären und einer sekundären Immunschwäche. Erstere ist erblich bedingt und eher selten, die zweite Gruppe ist jedoch wesentlich größer. Sie umfasst erworbene Immundefekte aufgrund einer Erkrankung oder einer medikamentösen Therapie, die das Immunsystem gezielt schwächt. So können chronische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Niereninsuffizienz oder ein Diabetes mellitus einen Immundefekt zur Folge haben. Betroffen sind auch Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Sie werden in der Regel mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem herunterregeln. Eine weitere große Gruppe von Betroffenen ist die der Krebspatient*innen: Zum einen kann die Krebserkrankung selbst das Immunsystem schwächen, zum anderen legen Chemo- und Strahlentherapie die Immunabwehr gezielt lahm. Nicht zuletzt müssen auch Organtransplanierte Medikamente einnehmen, die ihr Immunsystem schwächen. Alle Betroffenen haben eines gemeinsam: ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Infektionskrankheiten wie Corona, Influenza, Pneumokokken- und Meningokokken-Erkrankungen sowie Herpes zoster und Hepatitis B.
Lücken im Impfpass: Wie Immungeschwächte sich schützen können
Von einer sekundären Immunschwäche sind immer mehr Menschen betroffen, denn die Zahl der Patient*innen mit Autoimmunerkrankungen, chronisch-entzündlichen Erkrankungen oder unter immunsupprimierender Therapie nimmt zu. Doch nicht alle Menschen, die sich mit einer Impfung vor den Folgen einer Infektionskrankheit schützen können, sind tatsächlich geimpft, wie das Beispiel Influenza zeigt: Gerade einmal zwischen 20 und 54 Prozent haben einen Impfschutz gegen das Influenza-Virus. Gering fällt auch der Anteil der gegen Pneumokokken Geimpften aus: Weniger als 26 Prozent der Menschen mit chronischen Grunderkrankungen sind gegen das Bakterium geimpft. Gut drei Viertel der Risikogruppe sind demnach in erhöhtem Maße von den teils gravierenden Folgen einer Ansteckung gefährdet. Diese reichen von einer Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung über eine Lungenentzündung bis hin zu einer unmittelbar lebensbedrohlichen Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung. Laut Robert Koch-Institut sterben jährlich über 5.000 Menschen an den Folgen einer Pneumokokken-Infektion1. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb allen Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr einen umfassenden Impfschutz. Zwar wappnen Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza nicht gegen Coronaviren. Für Risikogruppen bieten sie während der Pandemie trotzdem einen gewissen Schutz, denn alle drei Erreger können die Lunge angreifen. Wer geimpft ist, schützt sich vor Doppel- und Folgeinfektionen. Insbesondere zu Beginn der kalten Jahreszeit sollten Betroffene daher ihren Impfstatus überprüfen lassen und fehlende Impfungen nachholen.
Expert*innen informieren in der Sprechzeit
Zähle ich zur Risikogruppe der Immungeschwächten? Welche Impfungen empfiehlt die STIKO? Worauf müssen Krebspatient*innen besonders achten? Welche Medikamente schwächen die Immunabwehr? Kann oder soll ich mich gleichzeitig gegen mehrere Infektionskrankheiten impfen lassen? Was gilt es, im Zusammenhang mit einer Corona-Auffrischimpfung zu beachten? Alle Fragen rund um das Thema „Impfung bei Immunschwäche“ beantworten die Fachärztinnen und -ärzte in der Sprechzeit:
• Dr. med. Franziska Wiesent; Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Rheumatologie, Zusatzbezeichnung Akupunktur, Endokrinologikum München
• Dr. med. Bettina Schraut; Fachärztin für Innere Medizin, Notfallmedizin, Diabetologin DDG, Aschheim
• Dr. med. Ulrich Enzel; Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Zusatzbezeichnung Allergologie, Autor von Fachpublikationen zum Thema Prävention u.a. im Bereich Impfwesen, Heilbronn
• Dr. med. Burkhard Lawrenz; Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologe, Privatpraxis für Kinder- und Jugendmedizin, Arnsberg/Westfalen, u.a. Sprecher im Ausschuss Prävention im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) und Mitglied der Ernährungs-, Leitlinien- und Screening-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ)
• Dr. med. Andreas Busse; Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit Schwerpunkt Infektiologie; Impfungen, Allergologie und Ernährung, Tegernsee
• Dr. med. Gunther Gosch; niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologe, Mitglied des Arbeitskreis Impfen der Landesvereinigung Sachsen-Anhalt e.V., wissenschaftliche und organisatorische Leitung von „impfmedizin.aktuell“, Magdeburg
Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 30. September 2021 zwischen 16 und 19 Uhr.
Der Anruf unter 0800 - 2 811 811 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
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1 https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pneumokokken/FAQ-Liste_Pneumokokken_Impfen.html unter „Welche Krankheiten werden durch Pneumokokken verursacht?“, Seitenabruf vom 24.8.2021
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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