Arbeit am Naturschutzzentrum Jeremias in Verruf gebracht: Antwort des NABU auf Leserbrief vom 18.04.2018

Antwort des NABU Bretten auf Leserbrief "Frühlingserwachen im Jeremias" vom 18.04.2018

Mit dem in der letzten Ausgabe der Brettener Woche veröffentlichten Leserbrief wird der NABU Bretten massiv und unqualifiziert angegriffen und die Arbeit am Naturschutzzentrum Jeremias in Verruf gebracht. Das bedarf einer Klarstellung.

Der Leserbriefschreiber stellt fest, dass dort mit großer gärtnerischer Kunstfertigkeit neue Rhododendron-Sorten gezüchtet wurden, die "mit unserem süddeutschen Klima besser zurechtkommen". Nun kann es nicht Aufgabe des NABU sein, ein aufwändig in die Landschaft eingebrachtes, nur mit gärtnerischer Betreuung lebensfähiges, ansonsten aber von den heimischen Nahrungsketten nahezu gänzlich abgekoppeltes "Biotop" fortzuschreiben.

Aus diesem Missverstehen heraus werden eine Reihe von Anwürfen formuliert.

Der angesprochene Gießwasserteich war trocken gefallen, mit dem Laub von Jahrzehnten gefüllt und hatte seine Funktion vollständig verloren. Die Aktiven des NABU haben den Teich gereinigt und wieder instand gesetzt und dazu zwei weitere, größere Teiche angelegt. Darin tummeln sich heute tausende Kaulquappen.
Dann wird behauptet, dass durch Fräsen eines bestimmten Bereiches Amphibien in großer Zahl getötet worden seien. Der Bereich, welchen der NABU mit einem Forstmulcher bearbeitet hat, war im Lauf der Zeit zu einem undurchdringlichen Verhau aus Goldruten, Brombeeren und abgestorbenen oder überalterten Rhododendron geworden. In dem knochenharten, verfilzten Boden waren keine Amphibien zum Überwintern eingegraben, zumal in unmittelbarer Nähe Brettens große Wälder frischen, feuchten, lockeren, mit Laub geschützt Boden zum Überwintern anbieten. Im Übrigen überwintern einige Amphibien auf dem Grund von Teichen. Aus dieser landschaftspflegerischen Maßnahme einen "Naturfrevel auf höchster Ebene" zu konstruieren, ist ebenso unqualifiziert wie unverschämt.

Zugestanden sei, dass Hummeln tatsächlich die einzigen Insekten sind, welche gelegentlich Rhododendronblüten besuchen. Im Zeichen des Insekten- und Vogelsterbens ist das aber entschieden zu wenig. Hummeln sind besonders variabel in ihren Ansprüchen an Nektar und Pollen und scheuen auch vor dem Aufbeißen von Blüten nicht zurück, um an Nektar und Pollen zu kommen. Sie sind aber auch an das einheimische Blütenangebot angepasst und daher keineswegs auf die Rhododendronblüten angewiesen. Darüber hinaus kann der Rhododendron als Exot aus Asien nichts bieten und steht in einer Reihe mit Thuja und Kirschlorbeer.

Der NABU verfolgt das Ziel, ein zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt passendes Angebot zu schaffen. Wir pflanzen zum Beispiel den schwarzen Holunder, der Lebensgrundlage für 15 Insektenarten, 62 Vogelarten und 8 kleine Säugetiere ist. Alle für das Projekt ausgewählten Sträucher haben einen ähnlich großen Nutzen. Für die Gruppe der Solitärbienen, Schmetterlinge und Insekten insgesamt werden wir gebietsheimische, mehrjährige Wildblumen in ihrer Vielfalt einsähen und dadurch das Angebot in der gesamten Breite für Insekten, auch für die Hummeln, stärken.

Die abschließende Behauptung, der Briefschreiber habe "wie alle Brettener Bürger ungewollt das tiefe Umfräsen der Fläche mitfinanziert", ist schlicht infam.
Die Mitglieder des Arbeitskreises "Jeremias" haben in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 838 Arbeitsstunden für das zukunftsweisende Projekt geleistet. Dafür wurden wir vom LEV (Landschaftserhaltungsverband) in beiden Jahren finanziell unterstützt. Den Forstmulcher haben wir aus diesen, von uns erarbeiteten Mitteln bezahlt.

Nach Ende der Brutzeit werden wir alle interessierten Brettener Bürgerinnen und Bürger zu einem Besuch im Jeremias einladen. Wir werden kleine Gruppen bilden und ihnen das Gesamtkonzept und die Einzelmaßnahmen vorstellen.

Diese Einladung bezieht sich ausdrücklich auch auf den Leserbriefschreiber, welcher gerne die Chance erhält, sich qualifiziert zu informieren, um künftig auf sachlicher und richtiger Grundlage argumentieren zu können.

Gerhard Fritz
2. Vorsitzender des NABU Bretten

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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