Interview mit Autor Johannes Hucke
„Die Einsamkeit genießen“

Der Autor Johannes Hucke, derzeit wohnhaft in Karlsruhe. Seine Buchpublikationen umfassen Romane, Kulinaria, Weinliteratur, Lyrik und Biografien sowie Theaterstücke. | Foto: Thomas Rebel
  • Der Autor Johannes Hucke, derzeit wohnhaft in Karlsruhe. Seine Buchpublikationen umfassen Romane, Kulinaria, Weinliteratur, Lyrik und Biografien sowie Theaterstücke.
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Region (hk) Es gibt Menschen, die auch vor der Coronavirus-Pandemie regelmäßig im Home Office gearbeitet haben. Der in Karlsruhe lebende, renommierte Autor und Weinjournalist, Johannes Hucke, teilt im Gespräch mit der Brettener Woche seine Erfahrungen und Tipps für „Home Office-Neulinge“.

Herr Hucke, viele Menschen arbeiten seit der Corona-Pandemie zum ersten Mal im Home Office und fragen sich: Ist es okay, im Pyjama zu arbeiten?
Wenn sich jemand diese Frage ernstlich stellt, liegt vermutlich ein Definitionsproblem vor. Wir sollen mündige Bürgerinnen und Bürger sein, keine dienstbaren Angsthäschen. Schlimm genug, wenn man seine Lebenszeit und Arbeitskraft verkaufen muss; zu Hause ist es vollkommen gleichgültig, ob wir im Pyjama, im Smoking oder in der Unterhose rumsitzen. Hauptsache, die Würde des Menschen bleibt gewahrt. Und des Haustiers, siehe unten.

Sind Sie das Arbeiten von zu Hause gewohnt?
Ja, schon immer. Zum ersten Mal, als ich in der 1. Klasse Mathe geschwänzt hab, mir mein Freund Milan Vucak die Hausaufgaben brachte und ich sie ordentlich abgeschrieben hab.

Wie sieht es eigentlich auf Ihrem Schreibtisch aus? Arbeiten Sie noch mit Zetteln, oder machen Sie alles digital?
Hier gibt es alles: Zettel, digitale Notizen, Kladden, wertlose Handzeichnungen in Form von Skizzen, ja sogar Bücher. Nur keinen Schreibtisch. Der ist der Richtplatz der Kreativität.

Wie sorgen Sie im Home Office für Struktur und Konzentration? Vor allem, wenn die Gedanken immer wieder zu der vollen Spülmaschine mit dem sauberen Geschirr wandern und dann will ja auch noch das geliebte Haustier ein bisschen Aufmerksamkeit …
Das Haustier sollte stets im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen oder liegen, die Spülmaschine erhebt kein Recht darauf. Ein Tagesplan kann sogar für absolute Schussel von Vorteil sein; aber bitte großzügig auslegen!

Wie gehen Sie mit Energietiefs um?
Siehe ein Punkt weiter oben. Entweder der Zeitplan hilft (dicke Mittagspause mit Halbschlaf bitte einkalkulieren!) oder das Haustier, sprich: Bewegung an der frischen Luft. Auch ein Espresso kann dienlich sein, am besten drei bis fünf Gramm Bitterschokolade dazu reichen. Ansonsten: sich ausreichend Zeit für Einkauf, Kochen und die mittägliche Festtafel nehmen. An der dürfen, wenn vorhanden, auch gerne weitere Familienmitglieder teilnehmen.

Wer zum ersten Mal im Home Office arbeitet, der dürfte sich anfangs ziemlich einsam fühlen. Was tun Sie dagegen?
Die Einsamkeit genießen. Ansonsten die wenigen Leute regelmäßig besuchen, bei denen das okay ist. Und ab und zu mal eine private WhatsApp-Konferenz.

Wie schalten Sie ab, wenn es heißt: „Feierabend!“?
Erstens, Zeit festlegen (zum Beispiel 17 Uhr. Nee, besser 16.15 Uhr). Zweitens, ein Achtel Weißen einschenken, schön kühl, am besten aus dem Kraichgau-Stromberg. Drittens, sich selber zuprosten und entspannt aussüffeln.

Herr Hucke, meine letzten beiden Fragen: Was nervt Sie am Home Office? Und was lieben Sie daran?
Nervt: Wenn erzwungen und keine sinnvolle, sprich inspirierende Arbeit möglich. Prima: Die Selbstbestimmheit, die Abwesenheit nervtötender Leute, das viel bessere Mittagessen, das Haustier. Und niemand, der einem den Feierabend streitig macht.

Die Fragen stellte Redakteurin Havva Keskin.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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