Neiguggt in Königsbach-Stein
Heimatmuseum Batsch-Brestowatz: Sehenswert und ergreifend

Horst Melzer, Eva Stariha-Marschall und Josef Stariha (von links) vom Heimatausschuss sind zurecht stolz auf ihr schönes Museum.  | Foto: ger
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  • Horst Melzer, Eva Stariha-Marschall und Josef Stariha (von links) vom Heimatausschuss sind zurecht stolz auf ihr schönes Museum.
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Königsbach-Stein (ger) Was ist Heimat? Jeder assoziiert unter dem Begriff etwas anderes. Die ganze Menschheitsgeschichte dreht sich um die Themen Heimat und Vertreibung, Auswanderung und Flucht. Im donauschwäbischen Heimatmuseum in Königsbach-Stein wird eine Zeit lebendig, die seit den 1940er Jahren so nicht mehr existiert.

Einfaches, ländliches Leben 

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Geflüchtete aus Batsch-Brestowatz, im heutigen Serbien gelegen, nach Stein. Es handelte sich um die Nachkommen südwestdeutscher Familien, die im 17. und 18. Jahrhundert der Werbung der Kaiserin Maria Theresia gefolgt waren und sich in der pannonischen Ebene zwischen Donau und Theiß angesiedelt hatten. Die so genannten Donauschwaben führten dort in ihrer neuen Heimat ein einfaches Leben, vornehmlich als Bauern. Unter verschiedenen Herrschern mussten sie öfters die Staatsbürgerschaft wechseln: Mal gehörte das Gebiet zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, mal zum Königreich Ungarn, dann zu Jugoslawien.

96 Donauschwaben fanden in Stein eine neue Heimat

Vor den Kriegsgeschehnissen flüchteten die Deutschen 1944 mit Pferdewagen bis nach Österreich, von wo sie nach zweijährigem Aufenthalt nach Süddeutschland gebracht wurden. 96 von ihnen kamen 1946 nach Stein, wo sie eine neue Heimat fanden. 1974 übernahm die Gemeinde die Patenschaft und gab den Batsch-Brestowatzern einen neuen Mittel- und Treffpunkt. 1984 wurde im Rathaus eine Heimatstube eingerichtet, die 2008, nachdem die Verwaltung den Raum benötigte, im ehemaligen Amtsdienerhaus ein neues Domizil fand. In dem nach Entwürfen von Friedrich Weinbrenner errichteten Fachwerkhaus hat der Heimat-Ausschuss der Batsch-Brestowatzer auf drei Ebenen mit viel Liebe zum Detail eine sehenswerte, ergreifende Sammlung eingerichtet. Das Prunkstück steht im Keller: Vor einigen Jahren hat Eva Stariha-Marschall von ihrem Mann Josef Stariha den Original-Wagen, auf dem sie als Achtjährige mit ihrer Familie geflohen war, zum Geburtstag bekommen. Er hatte ihn aus Österreich, wo er all die Jahre in einer Scheune überdauert hat, nach Stein transportiert.

Versunkene Welt ersteht wieder auf

Viele Trachten, meisterliche Kunstgemälde von Batsch-Brestowatzern wie Sebastian Leicht, Paul Lepold, Matthias Vogl und Schwester Antonia Moullion, Werkzeuge, Alltagsgegenstände und mehr lassen diese versunkene Welt wieder auferstehen. Für jeden, der sich für Geschichte, aber auch für nachhaltiges Leben interessiert, bietet die Ausstellung schöne Einblicke und Inspiration.
Coronabedingt ist eine Besichtigung derzeit nicht möglich. Sobald sich die Lage beruhigt hat, stehen die Pforten des Museums am Marktplatz 12 hinter dem Rathaus in Stein aber wieder jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr (April bis Oktober) bzw. 13 bis 16 Uhr (November bis März) und nach telefonischer Vereinbarung unter 07232/5293 offen.

Mehr zu Neiguggt in Königsbach-Stein finden Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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