Teatro Gillardo brilliert in Gondelsheim: „Empfänger unbekannt“
„Empfänger unbekannt". Teatro Gillardo brilliert im neuen Bürgersaal des Rathauses Gondelsheim.
Gondelsheim (kn) Das Teatro Gillardo gastierte erstmals im neu gestalteten Bürgersaal des Rathauses Gondelsheim. „Empfänger unbekannt“ hieß das Stück, das Frank Ebeling und Torsten Zander in beeindruckender Weise präsentierten. Die Grundlage der szenischen Lesung bot der bekannte Briefroman „Adressat unbekannt“ von Kressman Taylor. Dabei geht es um die Freundschaft zweier junger Männer in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Eingeladen hatte der Heimat- und Kulturverein Gondelsheim.
Proppevoller Bürgersaal
Man darf eigentlich nicht erwarten, dass so schwierige Stücke wie „Empfänger unbekannt“ die Zuschauerränge füllen. Und doch waren die Vereins-Verantwortlichen vom großen Besucherandrang positiv überrascht. Schnell wurden noch zusätzliche Stühle aufgestellt, so dass der Bürgersaal mit 60 Besuchern proppenvoll war. Das Stück selbst ist zwar ein rein fiktives, aber es hat jede Menge an authentischem Hintergrund. Der deutschstämmige Jude Max Eisenstein (Torsten Zander) und sein Freund, der deutsche Maler Martin Schulze (Frank Ebeling), emigrieren nach dem Ersten Weltkrieg nach San Francisco und bauen eine gut gehende Kunstgalerie auf. 1932 kehrt Martin nach Deutschland zurück. Beide wollen die Galerie von Deutschland und den USA aus gemeinsam betreiben. Es entwickelt sich ein reger und tiefgängiger Briefkontakt. Doch parallel zu den politischen Entwicklungen verändert sich der Ton der Briefe. Martin Schulze wird in München NSDAP-Mitglied und macht als „Staatsdiener“ Karriere. Max Eisenstein beobachtet die Entwicklung in Deutschland von San Francisco aus mit großer Sorge.
„Empfänger unbekannt
Schulze distanziert sich am Ende immer mehr vom Juden Eisenstein und nimmt sogar den Tod dessen Schwester in Kauf. Max wiederum sendet erfundene verschlüsselte Nachrichten, die den ehemaligen Freund in Deutschland in Verdacht bringen. „Empfänger unbekannt“ heißt der letzte Satz im Stück. Schulze scheint dem von ihm unterstützten Regime zum Opfer gefallen zu sein. Man habe während des Stücks die berühmte Stecknadel fallen hören können, sagte der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp. Am Ende der Lesung wurden die beiden Schauspieler mit großem Applaus bedacht. Mehr als eine Stunde hatten die Zuhörer gebannt dem Geschehen gelauscht.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.