Rückzug in den wohlverdienten Ruhestand
Wöhrle Reisen verabschiedet Renate Balmer
Oberderdingen (hk) Renate Balmer klingt zufrieden, wenn sie auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickt. 20 Jahre lang hat sie bei Wöhrle Reisen in Oberderdingen die beliebten Überraschungsreisen organisiert, die sich durch eine besondere Mischung aus Geselligkeit und Gemütlichkeit an nicht allzu fernen Orten auszeichnen. Das Besondere: Die Gäste wussten vorher nicht, wohin die Reise geht. Voller Vorfreude und Vertrauen stiegen sie ein, überzeugt davon, dass Renate Balmer wie immer für eine perfekte Organisation und ein unvergessliches Erlebnis sorgen würde und sie am Ende des Tages wieder wohlbehalten zu Hause ankommen würden.
Doch dieses Kapitel ist nun abgeschlossen: Die letzte Überraschungsreise von Renate Balmer ist Geschichte, und mit 78 Jahren hat sich die Seniorin entschlossen, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Gerd Balmer, dem langjährigen Geschäftsführer von Wöhrle Reisen, hat sie das Unternehmen über 30 Jahre erfolgreich geführt. Zusammen haben sie das Unternehmen im Sinne der Fahrgäste stets positiv weiterentwickelt.
Letzte Überraschungsfahrt war ein voller Erfolg
Am 12. November unternahm Renate Balmer ihre letzte Überraschungsfahrt, und wie immer war die kurzweilige Reise bis auf den letzten Platz ausgebucht. Über 100 erwartungsvolle Gesichter begrüßte sie an jenem Morgen, viele davon vertraut – treue Teilnehmer, die Balmer über die Jahre begleitet haben. Als besonderer Gast war der Musiker Thomas Rothfuß mit von der Partie.
Das Ziel des Ausflugs war mit Bedacht gewählt und erwies sich als Volltreffer: Der "Küffner Hof" im beschaulichen Langenbrettach im Hohenlohischen. Wie immer hatte Renate Balmer alles bis ins kleinste Detail geplant. Ihr ist es wichtig, wie sie erzählt, dass sich ihre Mitreisenden, darunter viele Stammgäste, nicht nur willkommen fühlten, sondern sich auch bestens versorgt und aufgehoben wussten.
Zum Mittagessen erwartete die Gäste ein Menü, das keine Wünsche offen ließ: knusprige Schnitzel mit Pommes frites und Spätzle, dazu ein leckerer Salat. Nachdem alle satt und zufrieden waren, folgte das musikalische Programm. Thomas Rothfuß griff zur Gitarre und spielte sich durch sein Repertoire. Eine Tombola sorgte für Spannung und Freude, denn jedes Los brachte die Gruppe nicht nur einem der begehrten Preise näher, sondern auch einem guten Zweck. Der gesamte Erlös der Tombola in Höhe von 250 Euro ging als Spende an den Tafelladen Oberderdingen. Natürlich durften zum Abschluss des Tages auch Kaffee und Kuchen nicht fehlen.
"Der Weg ist das Ziel"
Renate Balmer erinnert sich noch lebhaft an die Anfänge, als sie die Organisation der Überraschungsfahrten übernahm. Damals wie heute galt das Motto: „Der Weg ist das Ziel“. Und die Überraschung war jedes Mal groß: Mal führte die Reise in ein gemütliches Gasthaus im Schwarzwald, mal in die Pfalz oder auf die Schwäbische Alb. Immer war es ein Ort, der Geselligkeit versprach. Vor allem die älteren Mitreisenden schätzten die Fahrten als willkommene Abwechslung im grauen Alltag. Renate Balmer hatte es von Herzen geliebt, ihnen genau das zu schenken – Momente der Freude und Unbeschwertheit.
Sie hatte es sich auch nicht nehmen lassen, zu ihrer besonderen Überraschungsfahrt auch einen Menschen einzuladen, der sie in all den Jahren begleitet hat: Hans Frank, der über 40 Jahre lang als Reisebusfahrer für das Unternehmen Wöhrle im Einsatz war. „Mit Hans Frank habe ich so viel erlebt“, erinnert sich Balmer schmunzelnd. Er sei für sie nicht nur ein ausgezeichneter Fahrer, sondern auch ein zuverlässiger Problemlöser gewesen, betont sie mit Nachdruck. Egal, ob es um Parkplatzprobleme, enge Zeitpläne oder schwierige Streckenführungen ging – Hans Frank meisterte jede Herausforderung mit Bravour. „Er hat immer gesagt, ich sei die beste Chefin“, lacht Balmer. Menschen wie er seien selten geworden, sagt sie, genauso wie die "Generation Busgäste", die nicht mehr wie früher nachkommen. Die Reisebranche selbst habe sich stark verändert, doch Renate Balmer blickt ohne Bitterkeit zurück. Sie habe immer Wert auf ein gutes Miteinander gelegt und nie einen Konkurrenzkampf zu den Branchenkollegen empfunden. „Gerade mit dem Omnibusverband hatten wir immer einen schönen kollegialen Austausch“, betont sie.
"Ich war immer mit Herzblut dabei"
Nun, da ihre letzte Überraschungsfahrt hinter ihr liegt, empfinde sie ein seltsames Gefühl – eine Mischung aus Freude und Wehmut. Sie nimmt Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die 78-Jährige freut sich auf die kommende Ruhe, auf mehr Zeit für ihre Hobbys, vor allem für die Malerei. Andererseits weiß sie auch um die Herausforderungen, vor denen die Branche heute steht. Fachkräfte, vor allem Busfahrer, seien rar geworden, und mit ihrem Rückzug verliert die Firma Wöhrle eine wichtige Instanz. "Ich war immer mit Herzblut dabei", betont sie.
Renate Balmer kann von unzähligen Abenteuern erzählen, die sie in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Davon zeugen ihre mittlerweile über 100 Reisefotoalben. Nun freut sich die Seniorin darauf, wenn sie wollte, irgendwann wieder selbst noch einmal in einen Bus zu steigen – diesmal aber ganz entspannt als Mitfahrerin.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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